Mehr als hundert Fans des Olympioniken fieberten in der Reiterkneipe “Kalesche“ mit und waren am Ende nicht mehr zu halten.

Luhmühlen. Als der Kampf um Gold entschieden war, gab es in der Luhmühlener Reiterkneipe "Kalesche" kein Halten mehr. Mit einer Stimmung, die locker mit der während der Fußball-EM mithalten konnte, wurde das Team der deutschen Vielseitigkeitsreiter gefeiert, sein Sieg zelebriert. Mehr als 100 Reitfans, vornehmlich vom Reitverein Luhmühlen, schwangen ihre schwarz-rot-goldenen Flaggen und freuten sich über die Medaille. "Unser Andy hat Gold", war überall zu hören.

Schon in der Nacht zum Montag hatte der harte Kern des Vereins das Geländereiten gemeinsam auf der Großbildleinwand verfolgt, aber jetzt, da es um die Entscheidung um Gold oder Blech ging, wollte jeder dabei sein

Nach der Schmach von 2004 bei den Olympischen Spielen in Athen, bei denen der Mannschaft nachträglich die Medaille wieder aberkannt worden war, konnten sich die deutschen Reiter nun zum dritten Mal nach 1936 und 1988 olympisches Mannschaftsgold beim Vielseitigkeitsreiten sichern. Das Team, bestehend aus Hinrich Romeike, Ingrid Klimke, Frank Osthold, Peter Thomson und dem Egestorfer Andreas Dibowski, begeisterte die Fans zu Hause in Deutschland von Beginn an.

Für Anne Melzer, Ehefrau von Bundestrainer Hans Melzer aus Putensen, stand somit von vornherein fest, dass die Mannschaft diesmal dran sei. "Nach der großen Enttäuschung bei den Spielen von Athen, ist die Freude über einen Sieg nun noch einmal so groß", so Melzer. "Das Team hat bewiesen, dass es wirklich Weltspitze ist, und dass das Ergebnis von Athen damals kein Zufall war."

Nein, Zufall war es nicht. Die Deutschen hatten von Anfang an die Nase vorn. Besonders Astrid von Westernhagen fieberte mit den deutschen Reitern und konnte ihre Anspannung kaum verbergen. "Für mich ist heute ein überaus spannender Tag", erklärt die Pferdenärrin, die sich einen Platz direkt vor der Großleinwand ergattern konnte und so beste Sicht auf die Reiter hatte. "Ich bin mit der Leistung unserer Jungs und Mädels sehr zufrieden."

Ein Wechselbad der Gefühle war der Nachmittag auch für Jutta Spethmann aus Jesteburg und Monika Popper aus Luhmühlen, die während des Wettkampfes eifrig die Punkte zählten und so zwischendurch die Chancen des deutschen Teams errechneten. Jutta Spethmann war sogar bei der letzten Olympiade in Athen live dabei gewesen und hatte die Enttäuschung von damals direkt zu spüren bekommen. "Wir haben damals so sehr mit dem Team gelitten", so Spethmann. "Aber heute haben unsere Reiter die Chance, sich ihr verdientes Gold zu holen."

Als es dann schon vor dem letzten Ritt der Deutschen feststand, dass das Team bei diesen Spielen die verdienten Medaillen mit nach Hause nehmen würden, waren die Zuschauer in der kleinen Kneipe in Luhmühlen nicht mehr zu bremsen. Am emotionsgeladensten war der Tag natürlich für Anne Melzer, die ihre Freudentränen kaum zurückhalten konnte.

"Unsere Reiter haben bewiesen, dass sie an die Spitze gehören, und das wird ihnen keiner mehr nehmen können." Nach dem Sieg in der Mannschaft konnte auch gleich weiter gefeiert werden. Romeike holte Gold in der Einzeldisziplin, Klimke belegte den fünften und Dibowski den achten Platz. Auch nach der Siegerehrung wurde in der "Kalesche" noch weiter gefeiert.