DUORENNEN: In ihren DDR-Krankenstühlen kämpfen die Fahrer um den deutschen Titel.

Emsen. Als am 9. November 1989 die Mauer fiel, wurde das Verkehrsbild der Westberliner Straßen umgehend durch den Trabant bereichert. Heute noch ist der kunststoffummantelte Zweitakter die bekannteste fahrende DDR-Reliquie. "Rennpappe" oder "Ost-Porsche" wird er liebevoll genannt. Für die Emsener Jahresplanungen entscheidend war allerdings ein anderes Gefährt aus volkseigener Produktion. Erst als 1992 der Krause-Duo, ein dreirädriges Behindertenfahrzeug, in die Gemeinde Rosengarten kam, stand der Höhepunkt für die kommenden Jahre fest. Am Sonnabend, 13 Uhr, beginnt nun der Endlauf zur mittlerweile elften Auflage einer deutschen Duo-Meisterschaft in Emsen. Der Duo-Club Emsen entstand aus einer Gaudi heraus. Weil das dreirädrige Gefährt mit 3,6 PS und 50 km/h Spitzengeschwindigkeit witzig aussah, entschieden sich einige Emsener, eine neue Sammelleidenschaft für Duos zu entwickeln. Vor zehn Jahren im April holten sie auf Autoanhängern die ersten sieben Duos aus Leipzig. Das erste Rennen wurde geplant, und die Veranstaltung, das stand schnell fest, sollte einem guten Zweck dienen. Der Überschuss wird jeweils Einrichtungen gespendet, die in der Kinder- und Jugendpflege tätig sind. In diesem Jahr gehen die Einnahmen an die ambulante Behindertenbetreuung der Lebenshilfe in den Landkreisen Harburg und Lüneburg für den Kauf neuer Therapiegeräte. Nicht nur die Zuschauerzahlen haben in den Jahren die 5000er-Grenze überschritten. Auch das Rahmenprogramm ist immer größer geworden. So findet am Rande der Rennstrecke, die über einen Acker und durch ein Wasserloch geht, Norddeutschlands größtes Treffen für Schwalben (Mopeds) statt. Einen Ersatzteil-Flohmarkt gibt es, eine Oldtimer-Traktoren- und eine Reit-Show sowie Kinderkarussell, Verpflegung, Tombola und eine Zelt-Disco. Die Entscheidung im Titelkampf fällt in Emsen meist am Wassergraben. Nicht jedes Duo übersteht die rasante Durchfahrt durchs Nass unbeschadet. In der "Boxengasse" müssen Schrauben nachgezogen werden. Brüche und Risse am Gefährt machten schon so manchem Krankenstuhlraser einen Strich durch die Rechnung. Vorteile hat da der, der schnell und einfallsreich reparieren kann. Ein bisschen wie in der ehemaligen DDR: "Hammer, Zange, Draht, so fährste bis nach Leningrad" lautet schließlich ein altes Trabifahrer-Motto.