Dohren. Dohrener Baseballer feiern 25 Jahre Wild-Farmers-Cup. Dominican Power ist wieder das beste Team.

Wohl nicht viele Menschen in Deutschland kennen das Dorf Dohren. Man darf aber getrost davon ausgehen, dass 100 Prozent der aktiven Baseballer wissen, was der Wild-Farmers-Cup in Dohren ist. Die meisten von ihnen haben in den vergangenen 25 Jahren an diesem Turnier schon teilgenommen. Und die erinnern sich gerne. Wer noch nicht in Dohren dabei war, hat aber bestimmt davon gehört, tolle und lustige Geschichten.

„Unser Turnier ist längst Kult“, bekräftigt Bernd Sievers, Mitbegründer und Spartenleiter der 60 Mitglieder zählenden Baseball-Gemeinschaft. „Nach Dohren kommen auch Spieler aus Holland und Dänemark, die in den Teams mitspielen können. Auch wenn es bei uns um einen großen schönen Pokal geht, werden hier Freundschaft und Gemeinschaft größer geschrieben als der Sport. Auf die drei ausgelassenen Tage und zwei lange Nächte freuen sich viele das ganze Jahr. Das bekommen wir immer wieder zu hören.“

Bei aller Geselligkeit, die auf der idyllischen Sportanlage in Dohren herrscht, wird natürlich auch Baseball gespielt und das gleich zweifach. Auf der Baseball-Anlage sind die Spieler aus Ingolstadt gerade in der Defensive, also beim Werfen, ihre Gegner aus Flensburg in der Offensive, also beim Schlagen. Auf dem Rasenplatz der Fußballer, der für dieses Turnier zu einem Baseball-Viertelkreis umgebaut wurde, kämpfen die Hamburger Jungs gegen die Dominican Power. „Für den Wild- Farmers-Cup telefoniere und maile ich Spieler aus unserer Heimat zusammen, die in Teams in ganz Deutschland spielen“, sagt Pedro Fernandez Ruiz, ein kräftiger Mann mit Brille, der mit seiner Familie in Buchholz lebt und seit Jahren zum Bundesligateam der „wilden Landwirte“ von Dohren gehört.

Auch Franklin Hiraldo, ein lustiger Pfiffikus, der seit acht Jahren in Deutschland und seit zwei Jahren in Buxtehude lebt und bei den Farmers spielt, trägt das blau-weiße Trikot der Aktiven aus der Dominikanischen Republik.

„Wir alle haben als Schuljungen davon geträumt, als Stars in Amerika Millionär zu werden“, sagt Franklin Hiraldo. „Baseball hat bei uns den Stellenwert, den in Deutschland der Fußball einnimmt. Alberto Pujols, für uns ein Nationalheld, hat in Amerika einen Sieben-Jahres-Vertrag für 287 Millionen Dollar unterschrieben.“

Für eine Gestalt im giftgrünen, hautengen Körperkostüm, das sich Morph­suit nennt, steht im Augenblick der Spaß im Vordergrund. Als er sich noch eine Maske übers Gesicht zieht, hebt Bernd Sievers sein Bier und prostet ihm lachend zu: „Dieser Verrückte ist Sören Lückhoff. Er kommt aus Lüneburg und ist seit Jahren Stammgast hier in Dohren. Die Hamburg Knights haben ihn in dieser Saison als Pitcher abgeworben.“

In der 2. Bundesliga haben die Knights trotz der Verstärkung aus Lüneburg ihre Duelle gegen die Wild Farmers verloren. Die stehen als Absteiger nach fünf Jahren Erstklassigkeit jetzt an der Tabellenspitze der 2. Liga. Ob die wilden Landwirte aus der Nordheide zurück in die höchste Klasse wollen, haben sie noch nicht entschieden.

„Es war eigentlich eine Schnapsidee, durch die der Baseball nach Dohren kam“, erzählt der Spartenleiter, der auch die 13- bis 15-jährigen Jungen des Vereins trainiert. „Mit unserer Clique hatten wir vor 25 Jahren einen Kinofilm gesehen, in dem Baseball die Hauptrolle spielte. Wir waren so begeistert, dass wir nach Hamburg gefahren sind und uns Keulen gekauft haben. Dazu haben wir uns Motorradhelme aufgesetzt und als Schutz für den Fänger haben wir ihm einen Rucksack vor die Brust geschnallt und Kissen hineingestopft. Dieter Lange, unser erster Trainer, war eigentlich Fußballer. Der ist in Hamburg herumgefahren und hat sich Tipps fürs Training geholt.“

Die Wild Farmers aus Dohren sind längst eine nationale Größe in diesem ureigenen amerikanischen Schlagballspiel. Bei ihrem eigenen Turnier hielten sie sich vornehm zurück, wurden Siebte von acht Teilnehmern. Im Finale mussten sich die Cupverteidiger aus der Dominikanischen Republik mit den Knights aus Hamburg auseinandersetzen. Dabei stand Sören Lückhoff, der Dohrener Hardcorefan, als Pitcher im Mittelpunkt. „Aber nach zwei Spieltagen und zwei fröhlichen Nächten war mein Wurfarm verbrannt“, gestand der 22 Jahre alte Elektromechaniker, der bei den Lüneburg Woodlarks trainiert, aber für Hamburg spielt. Die „Dominicans“ verteidigten den Cup eindrucksvoll mit einem 15:5-Sieg. Mit Pedro Fernandez Ruiz und Franklin Hiraldo durften zwei Wild Farmers mit ihnen den Turniersieg feiern.