Lüneburg. Bundesliga-Team der SVG Lüneburg unterliegt dem Rekordmeister VfB Friedrichshafen knapp. LKH-Arena war erstmals ausverkauft.
Am Ende fehlte nur das i-Tüpfelchen auf einem perfekten Volleyballfest. Das wäre ein Sieg gegen den Angstgegner gewesen, der den Lüneburgern bereits in drei Pokalendspielen die Suppe versalzen hat. Mit 2:3 (18:25, 27:25, 18:25, 26:24, 9:15) reichte es aber wenigstens für einen Punktgewinn gegen den deutschen Rekordmeister und Rekord-Pokalsieger vom Bodensee. 3250 Fans in der LKH-Arena feierten ihre Lüne-Hünen trotzdem mit Standing Ovations und bedankten sich bei den Bundesliga-Volleyballern der SVG Lüneburg nach 130 Minuten großem Kampf gegen den wieder einmal übermächtigen VfB Friedrichshafen für eine Volleyball-Party, wie sie Lüneburg noch nicht gesehen hat.
Die neue LKH-Arena war zum ersten Mal ausverkauft, die Erwartungen waren groß und die Stimmung aufgeheizt. Eine Viertelstunde vor Spielbeginn waren sämtliche Plätze auf den Rängen eingenommen. Rhythmisches Klatschen und eine Lichtershow, bei der blaue und rote Spots über den Hallenboden schwirrten, stimmten Spieler und Zuschauer gleichermaßen auf die dann folgende Party ein. „Mit dieser Atmosphäre umzugehen, ist schon etwas ganz Besonderes. Das musst du als Spieler erst einmal lernen“, nahm Trainer Stefan Hübner nach Spielschluss seine Schützlinge in Schutz, die offensichtlich beeindruckt waren von der Rekordkulisse und sich erst mühsam ins Match finden mussten.
„Wir haben uns reingewühlt in dieses Spiel“
„Wir haben uns reingewühlt in dieses Spiel und dann versucht, uns irgendwie durchzuwursteln“, beschrieb der Trainer den Auftakt und späteren Verlauf dieser Bundesligabegegnung, in der sich die Lüneburger so gerne neben dem VfB Friedrichshafen als zweiter Verfolger des Spitzenreiters Berlin Recycling Volleys etabliert hätten. Um gleich zu Anfang einem Debakel entgegenzuwirken, musste dere SVG-Trainer erst zwei Auszeiten nacheinander nehmen und einen Wechsels des Zuspielers von Joe Worsley zu Hannes Gerken vornehmen.
Die Lüneburger fanden erst allmählich in die Spur und gingen erst im zweiten Satz nach zwei Assen von Jordan Ewert und einem technischen Fehler der Gäste erstmals überhaupt in Führung. Erst jetzt war das nötige Selbstvertrauen da um dem Gegner Paroli bieten zu können.
Doch der war ja nicht irgendwer sondern die erfolgreichste deutsche Volleyball-Mannschaft überhaupt und 2007 sogar Gewinner der Champions-League. Und dann hatte auch noch der Lüneburger Diagonalangreifer Lukas Maase einen rabenschwarzen Tag erwischt und die Gäste holten sich mit dem Gewinn des dritten Satzes die Führung zurück. Obwohl sie ohne ihre drei Stammkräfte Zuspieler Dejan Vincic, Mittelblocker André Brown und Außen Ziga Stern angereist waren.
Verletzung entpuppt sich als heftiger Krampf
Aber sie hatten mit Mittelblocker Marcus Böhme einen Mann in ihren Reihen, der die gesamte Volleyballwelt gesehen hat, zweimal bei Olympia spielte und es auf annähernd 300 Länderspiele für Deutschland bringt. Der 37 Jahre alte 2,12-Meter-Mann glänzte mit am Ende sechs Blocks, fünf Angriffspunkten und einem Ass.
Bei der SVG kam Joe Worsley als Zuspieler zurück. Neben ihm glänzte im vierten Satz Jordan Schnitzer mit sechs Punkten und in dieser Phase einer Quote von 100 Prozent. Am Ende brachte es 17 Zähler für den Mittelblocker. Immer wieder angefeuert vom enthusiastischen Publikum holten die Lüne-Hünen einen 9:12-Rückstand auf, gingen mit 16:15 in Führung und retteten sich – was kaum jemand noch für möglich gehalten hatte – in den Tiebreak.
Einen Punkt hatten die Lüne-Hünen damit gewonnen und es keimte kurz die Hoffnung auf einen Sieg gegen den VfB Friedrichshafen auf. Doch die Luft war jetzt raus bei den Lüneburgern, die im entscheidenden Satz schnell der Übermacht des Gegners beugen mussten.
„Das muss man annehmen und daraus lernen.“
Zumal sich auch noch Colton Cowell – mit 18 Punkten bester Scorer der Lüneburger – nach längerer Behandlung vom Feld getragen wurde. Zum Glück stellte sich die vermeintliche Verletzung nur als heftiger Krampf im Oberschenkel heraus. Das Match war zu diesem Zeit praktisch bereits entschieden. „Unsere sonstigen Säulen, die im Angriff die Hauptlast tragen, Jordan Ewert und Lukas Maase, haben sich heute leider sehr schwer getan. Deshalb sind wir auch zufrieden mit dem einen Punkt“, kommentierte Trainer Stefan Hübner das spannende Match gegen Friedrichshafen.
„Wir haben heute mehr Fehler gemacht als üblich“, ergänzte der Sportliche Leiter Bernd Schlesinger, richtete aber gleich wieder den Blick nach vorn. „Das muss man annehmen und daraus lernen. Wenn es uns gelingt, dass jeder Spieler mit jedem weiteren Spiel einen, zwei oder drei Fehler weniger macht, bin ich überzeugt, dass wir noch viel Gutes von unserer Mannschaft sehen werden.“
Die Niederlage hat die SVG Lüneburg in der Bundesliga erst einmal zurückgeworfen auf Rang fünf. Mindestens Rang vier ist das sportliche Ziel, um in der Zwischenrunde gegen die stärksten Teams der Liga zu spielen. Am Mittwoch, 4. Januar 2023, wartet auf die SVG der nächste Knaller mit dem Auftritt beim Tabellenführer Berlin Recycling Volleys.