Harburg. Der Emsländer Adelige Parsifal von Pallandt möchte, dass die Zitadellenbrücke einen Namenszusatz erhält. Was dahinter steckt.

Wenn man über Gunter Gabriel (1942 – 2017) spricht, hat man viele Aspekte zu berücksichtigen. Als Mensch war er, gelinde gesagt, „schwierig“, so dass viele Menschen in seiner Nähe ihn lieber weiter weg gesehen hätten. Als Künstler war er eine prägende Figur für die deutschsprachige Countrymusik, ein gern belächeltes Genre, das allerdings mehr Hörer findet als Bruckner und Sibelius zusammen. Als Person des öffentlichen Lebens lieferte er mit seiner zerknitterten Biografie immer wieder gute Geschichten für Klatsch und Boulevard.

Einen Grabstein für Gunter Gabriel, an dem man seiner gedenken könnte, gibt es nicht. Günter Caspelherr, so Gabriels bürgerlicher Name, wurde auf See bestattet. Nicht in, sondern über einem Gewässer will nun jemand einen Gedenkort für Gunter Gabriel schaffen: Parsifal von Pallandt setzt sich dafür ein, dass die Zitadellenbrücke im Harburger Binnenhafen einen Namenszusatz erhält, der an den Musiker erinnert. Bei der Harburger Bezirkspolitik beißt er allerdings auf Granit.

Was mich für Gabriel einnimmt, ist, wie er sich von Schulden heruntergearbeitet hat

Als Bewunderer des Künstlers Gunter Gabriel würde sich von Pallandt nicht bezeichnen. Seine musikalischen Präferenzen liegen woanders. „Was mich für Gunter Gabriel einnimmt, ist, wie er sich von seinen Schulden heruntergearbeitet hat“, sagt Parsifal von Pallandt, „zum Beispiel, dass er sich nicht zu schade war, mit Wohnzimmerkonzerten tingeln zu gehen. Er hat die Veranstaltungsform ja quasi erfunden.“

Auf die Zitadellenbrücke ist von Pallandt gekommen, weil Gunter Gabriel ab 1997 ganz in der Nähe auf seinem Hausboot, der „Magdeburg“, gewohnt hatte, so lange sie flott gemacht wurde, Dieses Flottmachen dauerte länger, als Gabriel lebte. „Eine Brücke nach ihm zu benennen, hat den Vorteil, dass es keine direkten Anwohner gibt, die ihre Adressen ändern müssten“, sagt er.

Gunter Gabriel auf seinem Hausboot in Harburg
Gunter Gabriel auf seinem Hausboot in Harburg © HA | Anne Dewitz

Parsifal von Pallandt hat einige Erfahrung mit der Namensgebung Hamburger Straßen gesammelt. Viele positive befinden sich noch nicht darunter. So setzt er sich beispielsweise in mehreren Bezirken dafür ein, dass Straßen, deren Namensgeber eine NS-Vergangenheit haben, umbenannt werden. Gunter Gabriel ist nicht der erste prominente Verstorbene im Raum Hamburg, für den der Emsländer Adelige, hauptberuflich in Mode und Medien zu Hause, sich einsetzt: Auch für Inge Meysel und Karl Lagerfeld möchte er öffentliche Flächen gewidmet sehen.

Benennungsrecht für Straßen liegt in Hamburg beim Senat

Das Benennungsrecht für Straßen liegt in Hamburg beim Senat, der dafür eine Kommission hat. Das Vorschlagsrecht haben die Bezirksversammlungen. Dazwischen prüft das Staatsarchiv noch einmal die Namensvorschläge auf eventuelle Dopplungen oder grob unrühmliche Aspekte in der Biografie der vorgeschlagenen Namensgeber. Bürger können Eingaben an die Bezirksabgeordneten schicken und Namen vorschlagen. Die erste Hürde, die zu nehmen ist, ist eine Mehrheit der Bezirksabgeordneten. Das hat Parsifal von Pallandt versucht – und ist bereits gescheitert: Im nichtöffentlichen Teil der letzten Stadtenwicklungsausschuss-Sitzung wurde sein Vorschlag abgelehnt. Die Zitadellenbrücke habe bereits einen Namen, und um den habe man lange genug gerungen. Eine Neubenennung lehne man ab.

„Dabei will ich ja keine Neubenennung“, sagt Parsifal von Pallandt, „denn dafür sind die Hürden zu hoch, das weiß ich aus Erfahrung. Deshalb habe ich explizit eine Zubenennung vorgeschlagen, bei der die Brücke ihren Namen behält und einen Zusatz erhält: Zitadellenbrücke Gunter Gabriel“

„Noch keinem anderen Bezirk erlebt!“

Auch die nichtöffentliche Behandlung seiner Eingabe stößt von Pallandt auf: „Ich habe es in noch keinem anderen Bezirk erlebt, dass eine Straßenbenennung nicht öffentlich diskutiert wurde“, sagt er.

Üblicherweise berät vor der Bezirksversammlung der Regionalausschuss Harburg, wenn Straßen in der östlichen Bezirksregion gewidmet werden sollen. Im Stadtentwicklungsausschuss ist die Angelegenheit deshalb gelandet, weil dort alle Binnenhafenangelegenheiten zentral behandelt werden. „Hier behandeln wir alle Bürgereingaben zunächst einmal vertraulich, um die Persönlichkeitsrechte der Eingeber zu schützen“, sagt der Ausschussvorsitzende Frank Richter (SPD). „Und in der Sache teilen wir Herrn von Pallandts Auffassung, dass eine Brücke nach Gunter Gabriel benannt werden sollte, nicht. Es gibt andere Harburger Persönlichkeiten, die uns da viel eher einfallen würden.“

Der Vorsitzende der CDU-Fraktion in der Bezirksversammlung, Ralf-Dieter Fischer, wird konkreter: „Herr Gabriel hat sich hier nicht nur Freunde gemacht und war in den Jahren, die er hier lebte, auch kein Vorbild. Deshalb haben wir dagegen gestimmt.“