Harburg. SPD und Grüne legen ihr Konzept für ein zukünftiges Netz vor – Am Freitag wollen sie es öffentlich diskutieren.
Während die großen Velorouten nach langen Jahren der Vorankündigung langsam auch im Bezirk Harburg Form annehmen, beginnen Harburgs Bezirkspolitiker nun erneut sich mit der Frage zu befassen, wie der Fahrradverkehr auch zwischen diesen Routen gestaltet werden kann. Die Verkehrsexperten unter den Bezirksabgeordneten der SPD und der Grünen haben einen ersten Entwurf für ein bezirkliches Radwegenetz erarbeitet.
Es soll alltägliche Fahrten in der Stadt ermöglichen und erleichtern, lückenlos alle Quartiere und die jeweiligen Zentren in Harburg und Süderelbe verbinden. Am Freitagabend wollen SPD und Grüne ihren Entwurf in einer Videokonferenz mit der Harburger Öffentlichkeit diskutieren.
Die Velorouten geben das Grundgerüst vor
Einige Hauptachsen für den Radverkehr hat die Freie und Hansestadt Hamburg schon über den Bezirk gelegt: Die Velorouten 10 – Endpunkt: Neugraben – und 11 – Endpunkt: AK Harburg – durchziehen den Bezirk grob von Ost nach West und von Nord nach Süd. Die Radschnellwege der Metropolregion sollen die Landkreise Harburg, Stade und Lüneburg anschließen.
Dabei ergeben sich innerstädtische Synergien, wie beispielsweise die Verbindung von der Veloroute 10 zur Finkenwerder Fähre über den Stader Radschnellweg. Außerdem hat der Hamburger Senat ein Netz von Freizeitrouten definiert, von denen fünf den Bezirk Harburg auf dem „Zweiten Grünen Ring“ sowie durch die Harburger Berge durchziehen. Auf den Verlauf, Bau und Ausbau dieser Strecken hat der Bezirk im besten Fall beratenden Einfluss.
Erstes Konzept ist elf Jahre alt
Zum Thema Radwegenetz im Bezirk gibt es ein etwa elf Jahre altes Konzept des Ingenieurbüros Schmeck-Junker. Dafür war unter anderem betrachtet worden, welche Strecken die Harburger Radfahrer am häufigsten nutzen, unabhängig vom Ausbauzustand. Die Fahrradexperten der Koalition glichen dies mit eigenen Erfahrungen ab.
Grob kann man das Netz so beschreiben: Alle Hauptverkehrsstraßen und einige Querverbindungen gehören dazu. „Uns kommt es jetzt darauf an, auf diesen Strecken gleichmäßig gute Radfahrbedingungen herzustellen“, sagt Fabian Klabunde, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen. „Außerdem sollen die Strecken zum Beispiel mit Nummern ausgeschildert werden.“
Nebenstrecken und Schleichwege werden integriert
Daneben sieht das Rot-Grüne Konzept auch noch ein kleineres, untergeordnetes Netz vor. Dies besteht aus beliebten Nebenstrecken und Schleichwegen, wie etwa dem Minnerweg zwischen Hausbruch und Neugraben oder der Maretstraße als Weg durch das Phoenix-Viertel. Hier gibt es einige neuralgische Punkte, an denen derzeit noch Konflikte zwischen Radfahrenden und Fußgängern oder auch Autofahrern entstehen. „Diese Strecken müssen nicht ausgeschildert werden, da sie eher dem lokalen Verkehr dienen, wie etwa Schulwege“, sagt Fabian Klabunde.
Hoher Standard für die Hauptrouten im Bezirk
Für die eigentlichen Bezirksrouten sieht das Konzept hohe Standards vor: Wo immer es möglich ist, sollen die Strecken als Fahrradstraße ausgewiesen werden. Das wird zwar nur wenige der angedachten Routen betreffen, denn es ist nur dort zulässig, wo mit mehr Fahrrad- als Autoverkehr zu rechnen ist, aber es beinhaltet den höchsten Schutzstandard für Radfahrende. Autoverkehr ist dort nicht grundsätzlich verboten, muss sich allerdings unterordnen und Radfahrern und Fußgängern Vorrang gewähren.
Radstreifen lösen Hochbordradwege ab
Der größte Teil des Radverkehrs im Netz soll allerdings auf Radfahrstreifen verlaufen. Am Besten, so sieht es der Plan vor, auf baulich abgetrennten, geschützten Spuren mit einer Breite von zwei Metern. Wo das baulich nicht geht, soll auf die bauliche Trennung verzichtet werden können. Allerdings sollen Noppen oder Gummipoller Autofahrer davon abhalten, auf die Radstreifen zu fahren. Ist die Straße zu schmal, um Radspuren abzuteilen, soll Tempo 30 angeordnet werden, um die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen Auto und Fahrrad auf ein sicheres Maß zu begrenzen.
„Das muss nicht einmal heißen, dass der Autoverkehr allzu sehr eingeschränkt wird“, sagt Klabunde, „gerade auf viel befahrenen Hauptstraßen könnte sich der Effekt ergeben, dass der Verkehr bei Tempo 30 flüssiger ist, als wenn 50 erlaubt ist, aber die Fahrerinnen und Fahrer immer wieder abbremsen müssen.“
Die klassischen Hochbordradwege soll es nicht mehr so häufig geben und wenn, dann mit einer Mindestbreite von 1,80 Metern plus Sicherheitstrennstreifen. Radfahrer auf Hochbordradwegen, oft auch noch durch einen Parkstreifen von der Fahrbahn getrennt, sind weniger im Blick von Autofahrern und deshalb stärker durch Abbiege-Unfälle gefährdet, lautet das Argument derer, die Radfahrstreifen bevorzugen. Andere argumentieren jedoch, dass die gefühlte Unsicherheit auf Radfahrstreifen dazu führen wird, dass weniger Menschen radeln wollen.
Die Online-Bürgerdiskussion ist am Freitag um 18 Uhr geplant. Wer dabei sein möchte, muss sich zuvor unter presse@gruene-harburg.de anmelden.