Winsen. Der 15-Jährige von der LG Nordheide überzeugt bei Titelkämpfen im Blockwettkampf. Ole Hansen rundet als Sechster den starker Auftritt ab.
Deutscher Vizemeister im Blockwettkampf; daran hatte der 15-jährige Julius Hinrichs von der LG Nordheide bis zum Schluss selber nicht geglaubt. „Ehrlich gesagt, hatte ich lange Zeit nicht einmal damit gerechnet, überhaupt bei den deutschen Meisterschaften anzutreten“, sagt er rückblickend. Zu viele Hindernisse hatten auf dem Weg zu den Titelkämpfen gelegen. Vorbereitung und Qualifikation verliefen so gar nicht nach den Vorstellungen des jungen Leichtathleten und seines Trainers Wilfried Oppermann. Erst fünf Tage vor Meldeschluss war die Teilnahme an der DM in trockenen Tüchern. Für Julius Hinrichs und seinen Teamkameraden Ole Hansen wurden sogar extra Wettkämpfe durchgeführt, damit sie sich qualifizieren konnten.
Dass seine Läuferqualitäten ausreichen, konnte Julius Hinrichs erst am 24. Juli bei einem Start in Ahrensburg über 800 Meter bestätigen. Vor dem Start war seine Stimmung auf dem Tiefpunkt. „Ich schaff das nicht“, hatte er immer wieder gesagt, erzählt Wilfried Oppermann. „Dabei sprachen seine Trainingsleistungen aber deutlich dafür, dass er die geforderte Zeit von 2:08 Minuten unterbieten kann.
Seinen Selbstzweifel entgegenzuwirken hat unglaublich viel Energie gekostet und negative Gefühle beherrschten ihn sogar noch bei der DM in Markt Schwaben, wo er sich so mies fühlte, dass er glaubte, die 2000 Meter gar nicht laufen zu können.“ Verantwortlich für die geringe Zuversicht war neben vielen verpassten technischen Einheiten wegen der Pandemie auch eine Verletzung am Zeh, die sich Julius Hinrichs vor den Titelkämpfen zugezogen hatte und deretwegen sein Fuß eine Woche lang in keinen Schuh passte.
Trainer Oppermann musste erst einmal viel Motivationsarbeit leisten
Oppermann: „Umso erstaunlicher, was er und seine Teamkamerad Ole Hansen dann in Markt Schwaben geleistet haben.“ Die knapp mehr 13.000 Einwohner große Gemeinde in der Nähe von München war Austragungsstätte der diesjährigen Deutschen Blockmeisterschaften für die 14 und 15 Jahre alten Leichtathleten. Julius Hinrichs und der gleichaltrige Ole Hansen, beide starten für die LG Nordheide, hatten sich für den Blockwettkampf Wurf M 15 qualifiziert. Julius als viertbester seiner Altersklasse, Ole als Achter des insgesamt auch nur acht Athleten umfassenden Teilnehmerfelds. Oppermann: „Dass sich nur so wenige Jungs für die deutschen Titelkämpfe qualifizieren konnten, spricht für die sehr hohen Anforderungen, die dieser Wettkampf stellt.“ Den seit langem mit Luca Brill aus Leverkusen ein Athlet dominiert, der in Deutschland schier unschlagbar ist.
Julius Hinrichs durfte sich deshalb bei einem optimalen Verlauf des Wettkampfs nur Platz drei ausrechnen. „Von Platz zwei konnte ich nur träumen und Rang eins war illusorisch“, sagte er. Teamkamerad Ole Hansen, der wie Julius in Winsen lebt, wo beide das Gymnasium besuchen, würde schon einige Bestleistungen aufstellen müssen, um in diesem Teilnehmerfeld nicht Achter und damit Letzter zu werden.
Hinrichs und Hansen wuchsen bei den Titelkämpfen über sich hinaus
Doch es kam viel besser. Über 800 Meter Hürden stellten beide gleich neue persönliche Bestleistungen auf. Ole Hansen steigerte sich um eine, Julius Hinrichs um eine halbe Sekunde. Mit der drittbesten Hürdenzeit eroberte sich Julius gleich im ersten Wettbewerb einen Medaillenrang. Mit 63 Metern im Ballwurf, seiner Paradedisziplin, ging Julius Hinrichs danach sogar in Führung. „Ballwurf liegt mir, weil ich auch Handball bei der HG Winsen spiele“, begründet er seine herausragenden Qualitäten in dieser Disziplin. Parallel verbesserte Ole mit 51,50 Metern ein zweites Mal seine eigene Bestmarke. Es folgten weitere persönliche Bestleistungen der beiden über 100 Meter. Julius lief erstmals überhaupt unter 13 Sekunden.
Beim abschließenden 800-Meter-Lauf hatten beide die richtige Taktik
Auf Platz zwei fiel Julius Hinrichs danach im Weitsprung mit 5,06 Metern zurück, während Ole mit 30 Zentimetern mehr ein fast perfekter Sprung gelang und er damit seinen Rang fünf in der Gesamtwertung verteidigen konnte. Beim abschließenden 2000-Meter-Lauf standen die Zeichen schlecht für die beiden Winsener gegen zwei Laufspezialisten im Feld und den anderen Teilnehmern, die regelmäßig etwa 20 Sekunden schneller waren als Julius und Ole. Julius Hinrichs: „Wir sind beide keine starken Läufer, haben aber extra noch mal trainiert, und wussten genau, welche Zeit wir laufen können.“
Oppermann und seine Schützlingen wählten die richtige Taktik. Die Jungs gingen den Lauf mit zwei 80er-Runden „langsam“ an und konnten sich am Ende wieder an das Feld heran arbeiten und aufschließen. Auf der Zielgerade waren die Rückstände auf ihre jeweiligen Konkurrenten um die Platzierungen, die allesamt ein zu hohes Tempo angegangen waren, so gering, dass beide ihre Ränge zwei und sechs behaupteten.