Oldershausen. Nicolette Brunke aus Oldershausen wird bei den Masters-Weltmeisterschaften in Kairo Zweite in der Altersklasse 55 bis 59.
Großartiger Erfolg für Nicolette Brunke. Die 57 Jahre alte Sportlerin aus Oldershausen in der Samtgemeinde Elbmarsch hat bei den Masters-Weltmeisterschaften der International Functional Fitness Federation (IF3) in Kairo die Silbermedaille gewonnen. Brunke, die bei ihrem Sohn Dennis Brunke im Studio „Kraftraum Elbmarsch“ in Tespe trainiert, war in der Altersklasse der 55- bis 59-Jährigen erfolgreich. Die von ihr betriebene Sportart lässt sich als funktionale Fitness beschreiben.
Bereits im Oktober war Brunke deutsche Meisterin geworden
Für Nicolette Brunke ist WM-Silber der zweite große Erfolg innerhalb weniger Monate. Im Oktober hatte die Athletin aus Oldershausen den deutschen Meistertitel gewonnen. Aufgrund dieses Resultats wurde sie vom Deutschen Bundesverband für funktionale Fitness (DBVfF) in den Nationalkader berufen und durfte Deutschland als einzige Athletin ihrer Altersklasse bei den Weltmeisterschaften in Ägypten vertreten.
Unterstützung erhielt sie vom Unternehmen DBU Planungs- und Projektmanagement GmbH. Geschäftsführer Detlef Brunke ist der Ehemann der WM-Starterin. In Ägypten mussten die zwölf deutschen Athletinnen und Athleten selbst für Kost und Logis aufkommen.
In jeder Altersklasse musste das gleiche Programm absolviert werden, die Gewichtsvorgaben konnten sich unterscheiden. An zwei Wettbewerbstagen stellten sich die Teilnehmer sechs sogenannten Tests. Die Kategorien tragen ebenso klangvolle wie verwirrende Bezeichnungen: Endurance, Mixed Modal, Strength, Bodyweight, Skill und Power.
Endurance-Test zum Auftakt mit Schwimmen und Laufen
Zum Auftakt übernahm Nicolette Brunke sofort die Führung. Sie gewann den Endurance-Test, bei dem es um Ausdauerfähigkeit geht: nach einem 300-Meter-Schwimmen steigen die Teilnehmer aus dem Becken, schlüpfen in Laufschuhe und lassen einen Sechs-Kilometer-Lauf folgen. Ebenfalls am ersten Tag folgte der zweite Test im Segment Mixed Modal.
Dabei werden verschiedene Übungen gemischt, in diesem Fall mussten zunächst Bar Facing Burpees (auf den Boden legen, aufstehen, über eine Langhantel springen) gezeigt werden, gefolgt von Hang Snatches (Langhantel aus Hüfthöhe über den Kopf reißen), Wall Balls (6-Kilo-Ball gegen ein drei Meter hohes Ziel werfen) sowie Hang Cleans (Langhantel aus Hüfthöhe auf die Schulter bringen). Hier wurde Brunke Zweite.
Vier von sechs Disziplinen allein am zweiten Wettkampftag
Die vier restlichen Tests standen am zweiten Wettkampftag auf dem Programm. Los ging es mit dem Strength-Test – dem Krafttest. Die Qualifikanten stellten ihr Können beim Gewichtheben unter Beweis. Als die Langhantel auf der Schuler ruhte und bevor sie über den Kopf ausgestoßen wurde, mussten die WM-Starter eine Kniebeuge einlegen – dafür hatten sie maximal 40 Sekunden Zeit. Brunke wurde in diesem Vergleich Vierte.
Beim folgenden Bodyweight-Test spielte das eigene Körpergewicht die zentrale Rolle: Klimmzüge, Handstand-Push-ups (Handstand an der Wand, den Kopf zum Boden absenken und wieder hochdrücken), Toes-to-bar (an der Klimmzugstange hängend, die Zehen zur Stange heben) sowie Liegestütz standen auf dem Programm. Innerhalb von acht Minuten pro Übung sollten jeweils 45 Wiederholungen, aufgeteilt in drei Intervalle, erreicht werden. In dieser Disziplin belegte Brunke Rang drei.
Kniebeugen, Übungen mit Langhantel und Ausfallschritte mit Gewicht
Beim Thema Skill, dem fünften Test, geht es um die Fähigkeit, schwierigere Übungen zu meistern. Innerhalb von nur zwei Minuten mussten die 57-Jährige aus der Elbmarsch und ihre Konkurrentinnen drei Mal ein viereinhalb Meter langes Seil hochklettern, zehn einbeinige Kniebeugen ausführen und so viele Overhead Squats (Kniebeuge mit der Langhantel über dem Kopf) wie möglich zeigen. Die Disziplin schloss Brunke als Zweitbeste ab. Zu guter Letzt stand das Thema Power an, vier Minuten Zeit für eine Art Sprint mit Gewicht: 21 Thrusters (Kniebeuge, beim Aufstehen Hantel über den Kopf drücken), 16 Ausfallschritte und neun Mal die Langhantel über den Kopf stoßen.
Beim sechsten und letzten Test belegte Nicolette Brunke zwar nur den vierten Platz. In der Summe reichte es für die „Powerfrau aus der Elbmarsch“ aber für die Vizeweltmeisterschaft. Ein großartiger Erfolg für die unglaublich fitte Frau aus Oldershausen. Bei einer gemeinsamen Siegerehrung aller Altersklassen bekam sie die Silbermedaille umgehängt. Noch besser war lediglich Nadeschda Nowoselowa aus Russland.
„Die Silbermedaille zu gewinnen, hätte ich mir nie erträumen können.“
„Ich bin unglaublich erschöpft, aber auch wahnsinnig glücklich“, sagte Nicolette Brunke. „Allein die Teilnahme war eine unglaubliche Erfahrung. Die Silbermedaille zu gewinnen, hätte ich mir nie erträumen können. Das harte Training hat sich bezahlt gemacht.“ Die Sportlerin bedankte sich vor allem bei ihrem Sohn und Trainer Dennis Brunke, ihrem Ehemann und Sponsor Detlef Brunke und weiteren Sportlerinnen und Sportler aus dem „Kraftraum Elbmarsch“ in Tespe. „Ohne diese Community wäre das sicher nicht möglich gewesen. Ihnen gehört auch ein Teil der Erfolgsgeschichte“, so Nicolette Brunke.
In diesen Tagen bereitet sich die 57-Jährige auf die Landesmeisterschaften vor. Im weiteren Verlauf des Jahres finden die nächsten Weltmeisterschaften der funktionalen Fitness statt. Der Ort steht noch nicht fest, Nicolette Brunke ist dank WM-Silber aber schon qualifiziert. Vielleicht kann sie dann erneut in die Weltspitze vordringen.
Funktionale Fitness – weitgehend ohne maschinelle Fitnessgeräte
Nicolette Brunke trainiert in der sogenannten „Box“, einer speziell für funktionale Fitness konzipierten Räumlichkeit. „Funktionale Fitness bedeutet die Beanspruchung mehrerer Muskeln durch bestimmte und komplexe Bewegungsabläufe“, beschreibt Dennis Brunke die recht junge Sportart. Die Athleten trainieren in kleinen Gruppen vor allem Bewegungen, bei denen man weitestgehend auf maschinelle Fitnessgeräte verzichtet. Der Einsatz von Gewichten, wie Kurz-, Lang-, und Kugelhanteln, oder die Erhöhung von Intensität und Umfang können zu Leistungssteigerungen führen.
Studioinhaber Dennis Brunke machte 2019 sein Hobby zum Beruf. „Seitdem wir Mitglied im Bundesverband sind, nehmen wir auch an Wettbewerben auf nationaler Ebene teil. Das hat mit dem Meistertitel meiner Mutter gleich erfolgreich geklappt“, so Brunke vor der WM. Der deutsche Meistertitel sollte nicht der letzte Erfolg gewesen sein