Buxtehude. WM-Quali gegen Portugal: Warum es für Kathi Filter bei ihrer Premiere in der Nationalmannschaft gar nicht besser hätte laufen können.

Buxtehude. Gerade hat Katharina Filter im Tor der deutschen Frauen-Handballnationalmannschaft einen kniffligen Ball der Portugiesinnen mit dem Fuß abgewehrt. Dann kommt die 22  Jahre alte Torhüterin des Buxtehuder SV zwei Minuten vor Schluss erneut in Ballbesitz und wirft über das gesamte Spielfeld auf das leere gegnerische Tor. Portugal hatte wie so häufig die eigene Torfrau aus dem Spiel genommen. Katharina Filter wirft rechts am Kasten vorbei – und lacht. Wäre ja auch zu schön gewesen, gleich bei ihrem zweiten Einsatz im deutschen Handballteam als Torhüterin einen Treffer zu erzielen.

Doch dann wiederholt sich das Geschehen, unverhofft bekommt sie in der Schlussminute noch einmal den Ball in die Hände und wieder hat sie auf der anderen Seite des Spielfelds ein leeres gegnerisches Tor vor Augen. Also wirft sie ein weiteres Mal – und diesmal trifft sie. Zum 34:23-Endstand im zweiten WM-Qualifikationsspiel gegen Portugal.

Nach Schlusspfiff tanz sie mit Spielerinnen des Deutschen Handball-Bundes durch Halle

Ihr Treffer ist zugleich der krönende Abschluss eines erfolgreichen Debüts einer Torhüterin in der deutschen Frauen-Nationalmannschaft. Katharina Filter ist glücklich, sie jubelt. Sekunden später nach der Schlusssirene tanzt sie mit den anderen Spielerinnen des Deutschen Handball-Bundes (DHB) im Kreis durch die Sporthalle. Erst wenige Tage vorher in der ersten Play-off-Begegnung in Portugal hatte sie zum ersten Mal im Tor der deutschen Handballfrauen gestanden, darf sich seitdem offiziell Nationalspielerin nennen. Und jetzt ihr erster Treffer im Nationaltrikot.

Im ersten Spiel beim 32:27-Erfolg war sie etwa zehn Minuten nach der Pause für die routinierte Dinah Eckerle (63 Länderspiele) von Bundestrainer Henk Groener eingewechselt worden, im Rückspiel in Hamm/Westfalen musste sie sogar noch etwas länger auf ihren Einsatz warten. Doch es hat sich jeweils gelohnt für Katharina Filter. Im ersten Qualispiel konnte sie eine Reihe wichtiger Bäkke parieren und mit der gelungenen letzten Aktion im Rückspiel hat sie hinter ihren ersten beiden Länderspieleinsätzen einen beeindruckenden Schlusspunkt gesetzt.

Ein Jahr im Handball-Internat des dänischen Erstligisten Vikborg HK

Die DHB-Frauen haben mit den zwei Erfolgen gegen Portugal die Tickets für die Weltmeisterschaften in Spanien vom 2. bis 19. Dezember 2021 gelöst. Da wäre Katharina Filter, die in Hamburg geboren ist, dann gerne wieder dabei. 2014 wechselte die noch jugendliche Torhüterin der HG Norderstedt für ein Jahr in das Handball-Internat des dänischen Erstligisten Vikborg HK. Danach ging es mit ihrer sportlichen Karriere bergauf.

Katharina Filter vom Buxtehuder SV.
Katharina Filter vom Buxtehuder SV. © DHB | DHB

Nach einem Jahr in Dänemark schloss sie sich dem Buxtehuder SV an, bei dem sie schon als B-Jugendliche bei den A-Juniorinnen zum Zuge kam und mit dem BSV 2016 und 2017 die deutsche A-Jugendmeisterschaft gewann. Nebenbei sammelte sie als Jugendliche schon bald Spielpraxis in der 2. Frauenmannschaft des Vereins in der Dritten Liga. 2018 wechselte Katharina Filter zu den Handball-Luchsen Buchholz 08-Rosengarten, dem Partnerverein des Buxtehuder SV. Von dort kehrte sie ein Jahr später nach Buxtehude zurück, jetzt in den Kader der Bundesligafrauen. International debütierte sie 2017 in der Juniorinnen-Nationalmannschaft, nahm an der U19-EM teil.

Katharina Filter, die auch eine begeisterte Beachhandballerin ist, gehört dem Kader der deutschen Beachhandball-Nationalmannschaft an, mit der sie die Euro 2019 spielte. Ihr Debüt jetzt in der Frauen-Nationalmannschaft ist der vorläufige Höhepunkt ihrer sportlichen Laufbahn. Damit setzt Katharina Filter eine lange Serie beim Buxtehuder SV fort. Spielerinnen wie in der jüngeren Vergangenheit Jana Krause, Antje Peveling und Julia Gronemann sowie aktuell Lea Rühter stehen allesamt für eine lange Tradition erstklassiger Torfrauen beim BSV.

Mit Lea Rühter und „Kathi“ Filter, die schon gemeinsam in der Jugend gespielt und die zwei deutsche Meisterschaften gewonnen haben, gehören aktuell zwei Torhüterinnen aus der Estestadt zum engeren Kreis der Frauen-Nationalmannschaft – was besonders BSV-Bundesligatrainer Dirk Leun freut. „Das ist schon sehr ungewöhnlich, dass ein Verein zu gleicher Zeit zwei Nationaltorhüterinnen stellt, die beide zudem noch sehr jung und außergewöhnlich talentiert und ehrgeizig sind,“ sagt ihr Trainer stolz.

Katharina Filter hat die Chance genutzt, sich sportlich weiter zu profilieren

Seit die ein Jahr ältere Lea Rühter sich vor mehr als zwei Monaten einer Operation am rechten Knie unterziehen musste und seitdem beim Buxtehuder SV ausfällt, ist Katharina Filter im Tor beim BSV allerdings auf sich allein gestellt. Doch so belastend die Lage auch ist, Katharina Filter hat die Chance genutzt, sich sportlich weiter zu profilieren; bis jetzt zum Sprung ins DHB-Frauenteam.

Dirk Leun bescheinigt ihr ein „sehr gelungenes Debüt“ in der Nationalmannschaft. „Sie hat einen sehr guten Eindruck gemacht, hatte bei ihren Einsätzen vor allem auch eine gute Quote und kann sehr zufrieden sein“, sagte er. „Sie hat bestätigt, dass sie zu Recht in die Nationalmannschaft nominiert wurde.“