Buchholz. 20 Minuten ist Aufsteiger Buchholz 08-Rosengarten auf Augenhöhe, dann zieht der BSV mit viel Tempo davon. Meret Ossenkopp überragt.
Es fing so gut an und endete in einem Debakel. Nach einer schnellen 3:0-Führung und einem 8:8-Remis nach 19 Minuten haben die Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten das Nachbarschaftsderby in der Bundesliga der Frauen noch haushoch mit 15:30 (Halbzeit 9:12) gegen den Buxtehuder SV verloren. Im 15. Saisonspiel war es die schlechteste Saisonleistung und die höchste Saisonniederlage für die Gastgeberinnen.
„In 14 Spielen haben wir gegen jedes Team mithalten können. Heute war der Druck wohl zu hoch. Die Mädels haben uns zwar zugehört, unsere Anweisungen sind aber nicht in ihren Köpfen angekommen“, sagte Matthias Steinkamp, Co-Trainer der Luchse.
Nach vier Minuten führen die Gastgeberinnen mit 3:0
Das war in der Anfangsphase noch anders. Da zeichnete die Luchse, die von einigen Trommlern auf der ansonsten leeren Tribüne angefeuert wurden, Lockerheit aus. Marleen Kadenbach traf aus dem Rückraum zum 1:0, Kim Berndt per Siebenmeter zum 2:0 und abermals Kadenbach in Überzahl, Buxtehudes Liv Süchting hatte zwei Minuten kassiert, zum 3:0. Da waren weniger als vier Minuten gespielt.
Nationalspielerin Annika Lott und Lone Fischer erzielten auf der anderen Seite die ersten beiden Tore für den Buxtehuder SV. Sarah Lamp mit einem Heber von halbrechts stellte mit dem 4:2 wieder einen Zwei-Tore-Vorsprung her. Es sollte für zehn Minuten der letzte Treffer für die Handball-Luchse gewesen sein. Nun schlichen sich erstmals technische Fehler und Fehlversuche im Angriff ein, die im weiteren Spielverlauf das Spiel der Luchse immer stärker prägen sollten.
Lone Fischer wirft ihr 1111. Tor für Buxtehude
Buxtehude ließ sich nicht lange bitten und kam vor allem über die bekannt sicheren Tempogegenstöße zum Torerfolg. Der erste Treffer von Linksaußen Lone Fischer war das 1111. Tor, das die ehemalige Nationalspielerin in ihrer langen Karriere für Buxtehude erzielte. Mit einem Plakat mir der Aufschrift „1111 Tore – Lone!“ feierten die Gästespielerinnen nach dem Abpfiff diese besondere Marke.
Durch einen 6:0-Lauf drehte der BSV den 2:4-Rückstand in eine 8:4-Führung (17.). Anschließend kamen die Luchse ein letztes Mal ins Spiel zurück. Die nun im Rückraum eingesetzte Fatos Kücükyildiz und Rechtsaußen Julia Herbst mit jeweils zwei Toren glichen zum 8:8 aus. Eine Auszeit von Trainer Dirk Leun brachte Buxtehude wieder auf den rechten Weg, bei der Pausensirene (12:9) war der Vorsprung der favorisierten Gäste auf drei Tore angewachsen.
Mittelblock mit Lott und Süchting kaum zu überwinden
Schon in der ersten Halbzeit wurde deutlich, dass die Gastgeberinnen sich schwer taten, Torchancen herauszuspielen. Viel zu häufig versuchten sie es über den baumlangen BSV-Mittelblock mit Annika Lott und Liv Süchting. Der Rückstand hielt sich dank gelungener Einzelaktionen der aktiven Kücükyildiz und der gegen Ende der Halbzeit auch im Angriff eingesetzten Kim Land in Grenzen. Zumindest für Selbstvertrauen spricht der Kempa-Trick zwischen Kim Berndt und Kim Land (27.), den BSV-Keeperin Katharina Filter jedoch parierte.
Die Geschichte der zweiten Halbzeit ist schnell erzählt. Fünf Minuten nach Wiederanpfiff lagen die Handball-Luchse mit 9:15 zurück, Trainer Dubravko Prelcec nahm seine zweite Auszeit. Doch auch das dritte Team-Time-out bei 10:19 (39.) rüttelte den Aufsteiger nicht mehr wach. Über 10:21 und 12:24 ging es bis zum 15:30-Endstand dahin. Eine Demontage aus Sicht der Gastgeberinnen.
Luchse-Probleme im Angriff und Umschaltspiel nach hinten
„Wir wollten den Ball lange laufen lassen, das Spiel breit machen und nicht über die Mitte abschließen“, so Dubravko Prelcec. Genau über diesen Mittelblock versuchten es die Rückraumspielerinnen aber viel zu häufig. Die Ballverluste mündeten ebenso häufig in Tempogegenstöße, die die Höhe der Niederlage erklären.
An diesem Tag war ein Klassenunterschied zwischen beiden Vereinen zu erkennen, die in vielen Bereichen kooperieren. „Wir wollten wohl zu viel und waren mit dem Kopf nicht richtig da. Am Anfang hat fast alles geklappt, dann ging es den Bach runter. Unsere größten Probleme waren heute der Angriff und das Umschaltspiel nach hinten“, sagte der Luchse-Trainer enttäuscht.
BSV-Spielerinnen setzen taktischeVorgaben fast perfekt um
Die Stimmung seines Gegenübers war verständlicherweise eine komplett andere. „Wir waren aufmerksam und clever und hatten in einigen Situationen auch Glück“, sagte Buxtehudes Trainer Dirk Leun. „15 Minuten war es ein Spiel auf Augenhöhe, dann haben wir die technischen Fehler mit gutem Tempo genutzt. In der zweiten Halbzeit haben wir uns in der Abwehr nochmals gesteigert. Meine Spielerinnen haben die taktischen Vorgaben zu 99,9 Prozent umgesetzt.“
Die Luchse mussten verletzungsbedingt auf eine ganze Reihe von Spielerinnen verzichten, das war ihrem Spiel anzumerken. Bei Buxtehude sagte Paula Prior ihr Comeback nach einer Operation am Spieltag ab.
Buxtehude nun Zweiter der Ewigen Bundesliga-Tabelle
Dank des zweiten Derbyerfolgs innerhalb einer Woche – zuvor gab es ein 25:24 gegen Oldenburg – verdrängte der Buxtehuder SV den HC Leipzig in der Ewigen Bundesliga-Tabelle vom zweiten Platz. Seit dem Aufstieg 1989 hat der BSV 914 Punkten gesammelt. Platz eins ist in weiter Ferne. Bayer 04 Leverkusen führt die Ewige Tabelle mit 1331 Punkten souverän an.
In der laufenden Saison müssen die Handball-Luchse schon an diesem Mittwoch, 20. Januar, beim verlustpunktfreien Spitzenteam Borussia Dortmund antreten. Ebenfalls auswärts absolviert Buxtehude sein nächstes Bundesligaspiel. Am kommenden Sonnabend, 23. Januar, geht es zur Neckarsulmer Sport-Union. Dann wird sich zeigen, wie viel der zweite Auswärtssieg der Saison wert ist.
Alle Torschützen im Derby:
Handball-Luchse: Herbst, Kücükyildiz (beide 3), Kadenbach (3/1), Berndt (2/1), Axmann, Lamp, Land, Luschnat (alle 1).
Buxtehuder SV: Ossenkopp (9), Lott (5), Fischer (5/1), Antl (3), Schneider (3/2), Duvel (2), Dolle (2), Heldmann (1).