Harburg. In der Harburger Fischhalle treten vom Krieg Vertriebene auf. Auch andernorts sind Auftritte für den guten Zweck geplant

Noch vor zwei Jahren spielte Svitlana Tabunshchyk mit dem ukrainischen Popstar Garik Krichevsky in der Vegas Hall in Moskau ein umjubeltes Konzert. Heute undenkbar. Wie viele floh die Musikerin vor dem Krieg in der Ukraine.

Jetzt lebt sie mit ihrem Sohn Aum Hladniev in Wohltorf bei Freunden. Doch sie hat nicht nur ihr Zuhause verloren sondern auch ihren Job. In Kiew hatte sie zuvor in einem Jugendzentrum als Schlagzeuglehrerin gearbeitet. Ihr Mann blieb in der Heimat zurück. Er ist Posaunist. Ihr und anderen geflüchteten Musikern und Musikerinnen bietet die Fischhalle am Harburger Binnenhafen nun eine Bühne.

„Ukraine-Allstars“ geben am 29. April ein Konzert in Harburg

Am Freitag, 29. April, geben sie gemeinsam ein Konzert mit dem Titel „Ukraine-Allstars“. Beginn ist um 20 Uhr. Der Eintritt ist zwar frei, aber es wird um Spenden gebeten. Diese kommen als Gage den Künstlern zugute. Was die Besucher erwartet? Folksongs aus ihrer Heimat bis Jazz- und Funk-Covers von Michael Jackson bis George Benson stehen auf dem Programm.

Außer Svitlana Tabunshchyk und ihrem 16-jährigen Sohn, der Posaune spielt und von einem Musikstudium in Wien träumt, wird auch Olga Greschnaya zu hören sein. Sie hat an der Musikakademie im inzwischen zerbombten Charkov studiert. „Mit ihrer schönen, kraftvollen Stimme und einem großen Tonumfang zieht sie das Publikum in ihren Bann“, verspricht der Veranstalter. Mit Tetiana Beliuha steht eine weitere Sängerin auf der Bühne. Sie stammt aus Irpin, das seit Kriegsbeginn fast völlig zerstört wurde. Beim Jazz-Orchester „Musik-Labor von Korsak“ war sie Solistin und hat in Kiew eine Musikschule für Gesang gegründet. Ukrainische Musiker, die schon länger in Hamburg leben, machen die „Allstar-Band“ komplett.

Gespräch mit Aktiven aus der Ukraine-Hilfe

Ganz im Zeichen des Ukraine-Krieges steht auch ein Kulturabend im Bürgerhaus in Wilhelmsburg. Am Montag, 2. Mai, startet die Benefizveranstaltung um 19 Uhr mit einem Gespräch mit Aktiven aus der Ukraine-Hilfe. Es nehmen teil: Olga Antoniuk, Koordinatorin A&Q (CallCenter aus dem norddeutschukrainischen Hilfsstab), Gabi Schultz „Die InselHilft“ und Annika Jähnke BürgerStiftung Hamburg. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Von 20 Uhr an tritt dann die Gruppe Cuarteto Repentino auf. Eintritt gegen Spende.

Cuarteto Repentino ist in diesen Zeiten eine Besonderheit: Denn hier spielen unter anderem eine russische Musikerin und ein Musiker aus der Ukraine Seite an Seite. „Gebannt genießt der Zuhörer die mitreißenden Rhythmen voller Virtuosität und Leidenschaft. Balkanbeats wechseln sich ab mit ergreifender Klassik, überbordender Klezmer steht im wirkungsvollen Kontrast zu feurigem Bossa-Nova. In dieser Atmosphäre und der Einheit zwischen Musikern und dem Publikum gelingt es nicht, die Füße still zu halten“, so die Organisatoren.

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Die vier klassisch ausgebildeten Musiker Ekaterina Baranova (Geige), Drilon Ibrahimi (Klarinette), Ruslan Maximovski (Akkordeon) und Erick Paniagua (Gitarre, Kontrabass) bilden das Cuarteto Repentino. Sie spielen nicht nur Musik ohne Genregrenzen sondern verbinden auch Kulturen, stammen sie doch alle aus anderen Ländern – und zwar Russland, Ukraine, Kosovo und Bolivien.

Der Shanty-Chor De Tampentrekker ist bekannt aus „Inas Nacht“.
Der Shanty-Chor De Tampentrekker ist bekannt aus „Inas Nacht“. © Unbekannt | Unbekannt

Nach langer Corona-Pause organisiert der Förderverein des Lions Clubs Buchholzer Löwen wieder ein Konzert. Am Sonnabend, 30.  April, um 18 Uhr singt der Hamburger Shanty-Chor De Tampentrekker auf Hof Oelkers in Wenzendorf für den guten Zweck. Der Reinerlös aus dem Kartenverkauf wird dabei an die Nothilfe für die Ukraine im Landkreis Harburg gespendet. Der Chor ist aus der TV-Sendung „Inas Nacht“ bekannt und singt Lieder über Hamburg, die Seefahrt und die Küste. Das Team vom Hof Oelkers bietet Getränke und Speisen aus der Hofküche an. „Für uns Buchholzer Löwen ist es eine Herzensangelegenheit“, so Präsidentin Ulrike Peschau, „den Reinerlös für konkrete Hilfe in der Ukraine und für Geflüchtete in unserer Region zu spenden.“

Besonderes Zusammenspiel bei Benefizkonzert in Neu Wulmstorf

Auf ein besonderes Zusammenspiel setzt auch ein Benefizkonzert in Neu Wulmstorf. In der Neu Wulmstorfer Musikschule Heiko Lepél unterrichten Lehrer aus etlichen Nationen, darunter die ukrainische Pianistin Julia Voropajeva und der russische Pianist Muzaffar Muidinov. „Die beiden jungen Musiker kamen kürzlich auf mich zu mit der Idee eines Benefizkonzertes, auf dem sie gemeinsam spielen möchten“, sagt Heiko Lepél. Sie wollten ein Zeichen für ein friedliches und freundschaftliches Miteinander setzen. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Neu Wulmstorf wird das Konzert am Sonnabend, 30. April, von 18 Uhr im Ratssaal erklingen.

Ein Eintrittsgeld wird nicht erhoben, stattdessen wird um eine Spende für die Ukrainehilfe gebeten. Das Geld wird ohne Abzug für die allgemeine Versorgung von bereits in der Gemeinde untergebrachte Geflüchtete genutzt.

Die Konzerte in Kürze:

  • „Ukraine-Allstars“: am Freitag, 29. April, von 20 Uhr an in der Fischhalle Harburg, Kanalplatz 16. Der Eintritt ist frei, aber es wird um angemessene Spenden gebeten. Weitere Informationen finden sich unter www.fischhalle-harburg.de.
  • De Tampentrekker treten am Sonnabend, 30. April, um 18 Uhr auf dem Hof Oelkers in Wenzendorf auf. Der Einlass erfolgt von 17 Uhr an. Tickets kosten 20 Euro und sind im Vorverkauf erhältlich beim Hof Oelkers, Klauenburg 6, und online auf der Seite www.tampentrekker.cortex-tickets.de.
  • Musik kennt keine Grenzen: Konzert am Sonnabend, 30. April, von 18 Uhr an im erweiterten Ratssaal, Bahnhofstraße 39, in Neu Wulmstorf. Einlass ist von 17.30 Uhr an. Die Pianistin Julia Voropajeva, geboren in der Ukraine, und Pianist Muzaffar Muidinov, geboren in Russland, wollen mit ihrem gemeinsamen Konzert ein Zeichen setzen. Im Programm: Klavierstücke des Komponisten Nikolai Medtner, von Franz Schubert und von Johannes Brahms. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.
  • Benefizabend am Montag, 2. Mai, im Bürgerhaus Wilhelmsburg, Mengestraße 20, mit der Gruppe Cuarteto Repentino. Beginn um 19 Uhr mit einem Gespräch mit Helfern. Eintritt gegen Spende.