Harburg. Lena Beister aus Harburg erkrankt während Pflege-Ausbildung an der Asklepios-Klinik schwer. Wie sie trotzdem den Abschluss schafft
Nach mehr als 2100 Stunden Theorie, 2500 Stunden Praxis und einer dreitägigen Prüfung darf sich Lena Beister offiziell Gesundheits- und Krankenpflegerin nennen. Dass die Harburgerin jetzt in ihrem Traumberuf arbeiten kann, ist nicht selbstverständlich.
Im Juni 2020 erlitt sie einen schweren Schlaganfall, lag im Koma. Ihr Wille, die tatkräftige Unterstützung ihres Teams und eine elektronische Orthese haben der 21-Jährigen geholfen, ihre Ausbildung mit einem Notenschnitt von 1,3 abzuschließen – damit gehört sie zu Hamburgs Jahrgangsbesten.
21 Jahre alte Harburgerin erleidet Schlaganfall
Lena Beister ist im zweiten Ausbildungsjahr zur Gesundheits- und Krankenpflegerin, als sie plötzlich unter starken Kopfschmerzen leidet. Die junge Frau denkt an Migräne, geht nicht zum Arzt – mit beinahe fatalen Folgen. „Ich habe extremes Glück gehabt, dass mein Freund mich rechtzeitig gefunden und den Notarzt gerufen hat. An einen Schlaganfall habe ich in meinem Alter überhaupt nicht gedacht“, sagt die gebürtige Buchholzerin. Es folgen Notaufnahme, Intensivstation, Reha.
Ein halbes Jahr lang fällt Lena Beister mitten in der Ausbildung aus. „Auf einmal konnte ich meine rechte Körperhälfte nicht mehr bewegen und erlebte, wie unsicher und hilflos sich unsere Patienten fühlen. Du weißt in so einer Situation nicht, ob es wieder so wird wie vorher und worauf du dich einstellen musst“, beschreibt Beister die Zeit nach ihrem Schlaganfall. Zurückgekämpft hat sie sich auch mit der tatkräftigen Unterstützung der Abteilung Ausbildung und des Pflegeteams der Orthopädie und Unfallchirurgie im Asklepios Klinikum Harburg – und die Ausbildung in der vorgegebenen Zeit von drei Jahren gemeistert.
Krankenhaus-Team unterstützt sie beim Weg zurück
„Für uns war die plötzliche Erkrankung von Lena ein großer Schock. Auf ihrem Weg zurück in den Arbeitsalltag hat sie deswegen das gesamte Team unterstützt. Unsere Praxisanleiterin Katharina Knöll hat einen großartigen Job gemacht, sich Zeit genommen und erklärt – auch die anderen Kollegen haben sich noch nach der Arbeit mit Lena geübt. Für mich macht das Pflege aus: In Krisen zusammenstehen und für einander da sein. Ich bin dankbar für mein tolles Team“, sagt Claudia Stellisch, Stationsleiterin der Orthopädie und Unfallchirurgie.
Nach ihrem Examen Ende Oktober hat Lena Beister sich für eine Teilzeitstelle im Team von Claudia Stellisch entschieden. „Das Fachgebiet Orthopädie und Unfallchirurgie macht mir schon immer Spaß und das Team hier ist toll. An meinem Job gefällt mir besonders, wenn ich Patienten in schweren Stunden begleiten und unterstützen kann. Ich mag, dass man im Dienst auf Station so viel unterwegs ist, sich immerzu bewegt“, erzählt die Gesundheits- und Krankenpflegerin. Dass sie sich weitestgehend normal bewegen kann, verdankt sie einer Orthese, die ihre geschädigten Nerven im Bein durch elektronische Impulse stimuliert.
Regelmäßig Physiotherapie und Reha geplant
Damit ihre rechte Körperhälfte wieder voll funktionsfähig wird, erhält Beister weiterhin regelmäßig Physiotherapie. Ein Aufenthalt in der Reha ist geplant. „An meiner Gesundheit arbeiten, im Job ankommen – das sind meine Vorsätze für 2022. Später möchte ich dann die Weiterbildung zur Praxisanleiterin machen. Ich habe selbst erlebt, wie wichtig gute Unterstützung ist– das möchte ich weitergeben“, sagt die Harburgerin.
Mit mehr als 1500 Ausbildungsplätzen sind die Asklepios Kliniken Hamburg der größte Ausbildungsbetrieb der Stadt und betreiben mit dem Bildungszentrum für Gesundheitsberufe (BZG) die bundesweit größte Einrichtung der Branche. Am Klinikum Harburg haben 2021 insgesamt 59 angehende Pflegefachleute ihre Ausbildung begonnen. Das Ausbildungsangebot startet jeweils zum 1. April, 15. August und 1. November. Insgesamt haben in diesem Jahr 30 Auszubildende ihre Abschlussprüfung bestanden – für alle bietet das Klinikum eine Übernahmegarantie an.