Harburg. Strenge Regelung beibehalten, leicht lockern oder sie ganz fallen lassen: Politik muss über Zukunft von lauten Konzerten entscheiden.

Wie geht es weiter mit der Freilichtbühne im Harburger Stadtpark? Über Jahrzehnte lag das grüne Amphitheater im Dornröschenschlaf, bis es Anfang der 2000er-Jahre mit dem Festival „Keine Knete, trotzdem Fete“ wieder zum Leben erweckt wurde. Lange ging das allerdings nicht gut: Über das Festival und über Techno-Partys, die dort ebenfalls abgehalten wurden, beschwerten sich einige Anwohner des Stadtparks beim Bezirksamt und das schränkte laute Veranstaltungen radikal ein.

Festivals „Sommer im Park“ 2018 und 2019 waren ein Erfolg

In der Zwischenzeit merkten mehrere Studien an, dass man Harburgs Attraktivität und Außenwirkung steigern könnte, wenn man unter anderem das „Kleinod Freilichtbühne“ ertüchtigt, wiederbelebt und heraushebt. Der Versuch, dies mit leisen Veranstaltungen zu erreichen, schlug fehl. Das Festival „Sommer im Park“, das in den Jahren 2018 und 2019 zwei Mal live stattfand und 2020 virtuell aus dem Stadtpark sendete, war hingegen ein Erfolg und soll im August wieder live über die Freilichtbühne gehen.

Es ist bei der jetzigen Regelung aber nur mit einer Ausnahmegenehmigung möglich. Das Bezirksamt stellt der Bezirkspolitik deshalb jetzt für die Zukunft drei verschiedene Regelungsmodelle zur Auswahl. Am Donnerstag stehen sie zum zweiten Mal auf der Tagesordnung des Kulturausschusses. Die Zeit drängt, denn die „Sommer-im-Park“-Macher brauchen verlässliche Rahmenbedingungen, um das Festival vorzubereiten.

Einschränkungen gibt’s seit 2010, verschärft wurden sie 2013

Im August 2019 wurde sechs Tage lang das Festival „Sommer im Park“ auf der Freilichtbühne an der Außenmühle gefeiert. 
Im August 2019 wurde sechs Tage lang das Festival „Sommer im Park“ auf der Freilichtbühne an der Außenmühle gefeiert.  © HA | Privat

Im Jahr 2010 hatte das Bezirksamt die Nutzung der Freilichtbühne durch „laute Veranstaltungen“ – damit sind alle mit elektronisch verstärkter Musik gemeint – stark eingeschränkt: Es wird nur eine solche Veranstaltung pro Monat genehmigt, zwischen den lauten Veranstaltungen liegt mindestens ein veranstaltungsfreies Wochenende, die Musikeinspielungen dauern maximal fünf Stunden und enden um 22 Uhr. 2013 wurde verschärft und die Veranstaltungsdauer auf einen Tag pro Monat beschränkt.

Gleichzeitig wurde die Freilichtbühne restauriert. Damit die neue Bühne trotz der Einschränkungen genutzt wird und für Harburg wirbt, wurde die „Hamburg Kreativ Gesellschaft mbH“ beauftragt ein attraktives, regelkonformes Programm für den Stadtpark auf die Beine zu stellen. Die Gesellschaft erwies sich dabei als wenig kreativ und die Veranstaltungen wurden nur mäßig besucht. Die Hamburg Kreativ Gesellschaft bemängelte die schlechten Rahmenbedingungen durch Lage, Logistik und Lärmbeschränkungen. Die Zusammenarbeit wurde beendet.

Laute Techno-Party sorgten für zunehmende Beschwerden

Stattdessen wurde die zuvor verworfene Idee eines kompakten Kulturprogramms über zwei Wochenenden wieder aufgenommen. Das Citymanagement Harburg und die Initiative SuedKultur bereiteten den ersten „Sommer im Park“ vor, der im August 2018 unter Leitung des Citymanagements über die Bühne ging. 2019 erhielt die Bühne ein Dach und „Sommer im Park“ fand zum zweiten Mal statt. In der Zwischenzeit fanden auch immer wieder Techno-Partys statt, die die Beschränkungen bewusst ignorierten oder sehr flexibel auslegten. Die Beschwerdelage nahm wieder zu. Dann schloss sich auch noch die Umweltbehörde an: Um brütende Vögel zu schonen, durfte die Saison der lauten Veranstaltungen erst Mitte Juli beginnen.

„Zieht man davon die Sommerferien ab und beendet die Saison wetterbedingt Ende September, bleibt bei den gegenwärtigen Beschränkungen nur „Sommer im Park“ möglich“, sagt Heiko Langanke (Linke), Vorsitzender des Harburger Kulturausschusses, „und selbst das braucht für das zweite Wochenende noch eine Ausnahmegenehmigung.“

SPD und Grüne sind für Wiederbelebung – mit Rücksicht

Natalia Sahling, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion.
Natalia Sahling, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. © xl | Lars Hansen

Die drei Vorschläge des Bezirksamts sind erstens: Die bisherige Regelung wird beibehalten; zweitens: Die meisten Beschränkungen bleiben bestehen, es wird aber statt monatlich nun wöchentlich eine eintägige Veranstaltung erlaubt – mit einem Wochenende Pause nach zwei Konzertwochenenden; drittens: volle Ausschöpfung des an anderen Orten üblichen rechtlichen Rahmens – 18 bis zu dreitägige Veranstaltungen mit bis zu acht Stunden täglicher Musik bis 22 Uhr pro Jahr, alle zwei Wochen ein Wochenende ohne Veranstaltung.

„Die Fraktionen von SPD und Grünen sind für den Mittelweg“, sagt Natalia Sahling, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. „Wir müssen diese Bühne wiederbeleben, aber wir müssen auch auf die Anwohner Rücksicht nehmen.“

„Sommer im Park 2021“ ist nur mit Ausnahmegenehmigungen möglich

Auch mit dieser Regelung könnte man „Sommer im Park“ nur mit drei Ausnahmegenehmigungen veranstalten, die die Bezirksversammlung beschließen müsste: Das Festival am ersten Wochenende soll zwei Tage statt nur einem gehen, das zweite Wochenende liegt im selben Monat wie das erste und es ist kein Wochenende Pause dazwischen. Der zweite Festivalteil ist ausgerechnet das Vielfaltsfest, an dem der Bezirk sein multikulturelles Leitbild feiern will. Der CDU-Politiker Martin Hoschützky ist daher dafür, diese Ausnahme zu genehmigen, will aber weiterhin an der strengen bisherigen Regelung festhalten, „Das müssen wir aus Rücksicht auf die Anwohner tun.“

Der Ausschussvorsitzende Heiko Langanke hingegen findet: „Die Fraktionen müssen sich entscheiden, ob sie die Freilichtbühne wollen oder vor den begüterten Marmstorfer Beschwerdeführern einknicken; beides zugleich geht nicht!“

Ausblick: Sommer im Park 2021

Das Kulturfestival „Sommer im Park“ geht am Wochenende 21. und 22. August sowie voraussichtlich am Sonntag, 29. August, in die vierte Runde. Veranstaltet wird es in diesem Jahr vom Citymanagement Harburg sowie den beiden Harburger Musikclubs „Marias Ballroom“ und „Stellwerk“, unterstützt vom Bezirksamt Harburg und von der Initiative SuedKultur.

Von Pop-, Rock- und Jazzmusik, über Orchester, Big Bands oder Poetry Slam, Geschichtenerzähler, Theater und Comedy wollen die Veranstalter ein vielfältiges Programm zusammenstellen. Wenn es die Pandemielage zulässt, soll es zudem ein Familienprogramm geben, das auf der großen Wiese neben der Freilichtbühne stattfinden könnte.