Luhmühlen. Deutscher Meister führt die kleine nationale Equipe für Olympia in Tokio an. Andreas Dibowski (Döhle) und Corrida reisen als Reserve mit.
Na klar, es ging um den Sieg in der Meßmer-Trophy, es ging in dieser Vier-Sterne-Prüfung auch um den deutschen Meistertitel. Es ging beim internationalen Vielseitigkeitsturnier in Luhmühlen aber auch um die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio. Und die deutschen Vielseitigkeitsreiter machten dem scheidenden Bundestrainer Hans Melzer die Nominierung einfach: die im Vorfeld als Favoriten für die nur drei Startplätze gehandelten Reiter-Pferde-Kombinationen erreichten auch die drei besten Platzierungen.
Vor einem halben Jahr löschte Krajewski alle Tokio-Termine
Michael Jung brachte seine Führung aus der Dressur jeweils mit Null-Fehler-Auftritten im Gelände und Springen sicher ins Ziel und wurde deutscher Meister. Sandra Auffarth zeigte mit Viamant du Matz eine starke Aufholjagd vom sechsten, über den dritten auf den zweiten Platz. Und Julia Krajewski ärgerte sich nur kurz über einen Abwurf im Springen, der sie in der Meßmer-Trophy noch vom zweiten auf den fünften Rang zurückwarf. Sie blieb aber drittbeste Deutsche und ist in Tokio dabei.
Ein Erfolg, an den die 32-Jährige aus Warendorf vor einem halben Jahr nicht zu hoffen wagte. „Ich hatte alle Tokio-Termine aus meinem Kalender gelöscht. Jetzt muss ich mich neu sortieren. Die Formalien passen aber“, sagte Krajewski, die zu Jahresbeginn ihr langjähriges Erfolgspferd Samourai du Thot, mit dem sie 2017 unter anderem die Fünf-Sterne-Prüfung in Luhmühlen gewann, aus dem Leistungssport zurückziehen musste. Sie selbst hätte nicht gedacht, mit ihrem neuen Pferd Amande de B’Neville so schnell wieder vorne würde mitreiten zu können. Und so überwog trotz des Abwurfs bald die Freude. „Es macht mir Spaß, aus einem Rohdiamanten ein richtig gutes Vielseitigkeitspferd zu formen. Die Stute kann noch viel besser werden.“
Christoph Wahler und Anna Siemer als zweite und dritte Reserve
Neben den drei Top-Reitern – Michael Jung und Sandra Auffarth ziehen mit jeweils zwei Pferden in das Quarantäne-Trainingslager – wird auch ein Reservepaar, das nach dem neuen Olympia-Reglement bei Ausfall eines Paares eingewechselt werden kann, mit nach Japan reisen. Dieses Ticket ging an Lokalmatador Andreas Dibowski (Döhle) mit FRH Corrida. Zudem wurde er fest für die Europameisterschaften im September in der Schweiz nominiert, sofern Dibowski in Tokio nicht zum Einsatz kommt. Als zweite Reserve nominierte die AG Spitzensport Christoph Wahler (Bad Bevensen) mit Carjatan S, als dritte Reserve Anna Siemer (Salzhausen) mit FRH Butt’s Avondale.
Michael Jung hätte sich im Springen mit fischer Chipmunk sogar einen Abwurf erlauben können, er wäre trotzdem deutscher Meister geworden. „Gerade im Olympiajahr bedeutet der Titel viel. Wir hatten bisher eine tolle Saison. Es war wichtig, hier in Luhmühlen wieder mit etwas mehr Kulisse starten zu können. Das stärkt uns und ist wichtig, für das was kommt“, sagte der 38-Jährige. Im Nachhinein gewann er der Olympia-Verschiebung um ein Jahr sogar etwas Positives ab. „So hatten Chipmunk und ich mehr Zeit, uns zusammen zu raufen und besser zusammen zu finden.“
„Er ist so kraftvoll und lässt sich trotzdem mit ganz feinen Hilfen reiten“
Mit einem souveränen Geländeritt am Sonnabend hatte der dreifache Olympiasieger die Führung aus der Dressur verteidigt. Der 38-Jährige absolvierte die 3760 Meter lange Geländestrecke mit 23 Hindernissen und 35 Sprüngen im Sattel von fischer Chipmunk innerhalb der erlaubten Zeit von 6:40 Minuten. „fischer Chipmunk ist ein absolut geniales Pferd mit wahnsinnig vielen Möglichkeiten. Er ist so kraftvoll und lässt sich trotzdem mit ganz feinen Hilfen reiten“, geriet Jung ins Schwärmen.
Die nach der Dressur Zweitplatzierte Sandra Auffarth stellte drei Pferde in der Vier-Sterne-Prüfung vor. Um genügend Zeit zwischen den drei Ritten zu haben, ging sie als erste Starterin mit Let’s Dance auf die Strecke, verpasste am Ausgang eines Wasserkomplexes allerdings ein trapezförmiges Hindernis und fiel mit diesem Pferd aussichtslos zurück. „Es ist ein schweres Los, als Erste ins Gelände gehen zu müssen. Da kann so ein Fehler schonmal passieren“, sagte Bundestrainer Hans Melzer.
Trotz der hohen Temperaturen hatten alle Pferde gute Pulswerte
Umso besser machte es die 34-Jährige aus Ganderkesee als letzte Starterin mit Viamant du Matz. Auffarth blieb fehlerfrei und verbesserte sich mit diesem Pferd vom sechsten auf den dritten Platz nach dem Gelände, am Ende gab es sogar Silber. „Ich bin im Großen und Ganzen wirklich zufrieden mit dem Geländetag. Mit meinem ersten Pferd hatte ich etwas Pech. Mit Viamant du Matz war es zum Schluss eine Traumrunde“, so Auffarth.
Zufrieden war auch die medizinische Abteilung. „Aufgrund des sehr guten Trainingszustands der Pferde waren die hochsommerlichen Temperaturen kein Problem und wir konnten die Pferde mit guten Pulswerten im Ziel in Empfang nehmen“, sagte Dr. Matthias Baumann, Tierarzt des Weltverbandes FEI.