Buchholz. Nach dem Abstieg: Optimistisch und mit vielen neuen Gesichtern blickt Buchholz 08-Rosengarten dem Neuanfang in der 2. Liga entgegen.

„Die Mannschaft entspricht einer Wunschliste“, betonte Geschäftsführer Sven Dubau bei der Vorstellung des neu formierten Damenteams der Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten für die Saison 2022/2023 in der 2. Bundesliga. „Mit vielen unserer neuen Spielerinnen standen wir seit zwei oder drei Jahren in Kontakt. Wir haben nur solche Spielerinnen verpflichtet und mehrere mit Drei-Jahres-Verträgen ausgestattet, von deren Fähigkeiten wir überzeugt sind. Ich bin sicher, dass die alten und neuen Spielerinnen schnell eine Einheit bilden werden“, blickt Dubau zuversichtlich der ersten Saison nach dem Abstieg aus der 1. Bundesliga entgegen.

Nach dem von vielen Handballfans befürchtete Kollaps sieht es jedenfalls nicht aus. Im Gegenteil: Mit der Norwegerin Hanne Morlandstø ist den Handball-Luchsen zu guter Letzt sogar eine hochkarätige Bonusspielerin ins Haus geflattert. „Als sie zu uns stieß, war unsere Kaderplanung eigentlich schon abgeschlossen“, sagte Dubau über die Verpflichtung der zentralen Rückraumspielerin, die Erfahrungen aus mehreren Jahren in der Ersten norwegischen Liga mitbringt.

Norwegerin Hanne Morlandstø soll neue Spielmacherin werden

Gleich fünf Luchse-Spielerinnen hatten nach der Abstiegssaison ihre Karriere beendet oder haben noch keinen neuen Verein gefunden, eine ist in das eigene Oberligateam gewechselt. Sechs weitere Spielerinnen haben sich einen neuen Verein gesucht, vier von ihnen spielen weiterhin in der 1. Frauen-Bundesliga: Maj Nielsen beim Buxtehuder SV, Alexia Hauf und Zoe Ludwig bei der HSG Blomberg-Lippe und Julia Herbst beim Erstliga-Aufsteiger VfL Waiblingen. Alina Molkova – ohnehin nur kurz in Buchholz aktiv – ist zu Benfica Lissabon gewechselt.

Hätten es sich nicht die 36 Jahre alte Torhüterin Mareike Vogel und Rückraumspielerin Sarah Lamp (31) noch einmal überlegt und für ein weiteres Jahr zugesagt, hätten Sven Dubau sowie die Trainer Dubravko Prelcec und Heike Axmann sogar den Verlust von 13 statt jetzt elf Spielerinnen zu beklagen gehabt. Das wäre dann mehr als nur ein Umbruch gewesen, von dem die Vereinsführung heute spricht. „An Qualität haben wir nicht verloren. Ich bin mit dem neuen Kader sehr zufrieden“, sagt Trainer Dubravko Prelcec.

Die Kombination aus Sport, Ausbildung oder Beruf überzeugt

Hanne Morlandstø soll die bisherige Spielmacherin Kim Berndt ersetzen. „Sie ist eine typische Spielmacherin und hat uns im Probetraining sofort überzeugt“, sagte Sven Dubau. Der Kontakt zu der 26-Jährigen, die Sportmanagement studiert hat, war über eine Spielerberaterin zustande gekommen. Mehrere andere Vereine, auch aus der Bundesliga, waren ebenfalls an der Norwegerin dran.

Die Norwegerin Hanne Nilsen Morlandstø (links) stieß erst während der Vorbereitung zum Team. Sie wurde als neue Spielmacherin verpflichtet.
Die Norwegerin Hanne Nilsen Morlandstø (links) stieß erst während der Vorbereitung zum Team. Sie wurde als neue Spielmacherin verpflichtet. © Unbekannt | Günther Bröde

Von einem Engagement bei den Handball-Luchsen überzeugen konnte Sven Dubau die Norwegerin wie viele andere neue Spielerinnen mit einer Koppelung des Vertrages an die Möglichkeit, einen Beruf auszuüben oder eine Ausbildung zu beginnen oder abzuschließen. „Da sind unsere Sponsoren eine große Hilfe für uns“, sagte Sven Dubau, der den Caterer Philbeys mit Sitz in Buchholz als neuen Trikotsponsor gewinnen konnte.

Levke Kretschmann und Wiebke Meyer stehen für 320 Zweitligatore

Große Hoffnungen setzen die Verantwortlichen auf die Neuzugänge Levke Kretschmann vom MTV Heide, Wiebke Meyer vom HC Leipzig und Cara Reiche vom Erstligisten HSG Blomberg-Lippe. „Levke und Wiebke haben vergangene Saison zusammen 320 Tore in der 2. Liga geworfen. Das ist mehr als die Hälfte der Luchse als gesamte Mannschaft in der 1. Liga. Das zeigt ihre Torjägerqualitäten“, sagte Sven Dubau.

„Ein bisschen stolz sind wir auch darauf, dass sie sich für uns entschieden haben.“ Das gelte auch für Cara Reiche, an der Geschäftsführer und Trainer vor allem ihre Schnelligkeit schätzen. Ein hohes Tempo werde zunehmend wichtiger im Handball, ist Prelcec überzeugt. Allein schon aufgrund der neuen Handballregeln.

Wiedersehen mit Marleen Kadenbach im ersten Saisonspiel

Dubravko Prelcec: „Das macht den Handball noch schneller. Die Spielerinnen müssen im Angriff schnell kombinieren und viel mehr improvisieren. Das wird zu mehr Fehlern führen. Aber in der 2. Liga kannst du Fehler machen, ohne deshalb gleich ein Spiel zu verlieren.“

Die übrigen Neuen bei den Luchsen sind die niederländische Torhüterin Danique Trooster, die zuletzt bei Werder Bremen spielte, Jasmina Rühl und Luisa Hinrichs vom Buxtehuder SV, Anna Ansorge (zuletzt Leipzig und Berlin) und Jule Meisner (Henstedt/Ulzburg). Noch sind nicht alle Spielerinnen hundertprozentig fit, wollen es aber zu Saisonbeginn sein. In die Zweitligasaison starten die Luchse am Sonnabend, 10. September, mit einem Heimspiel gegen ESV 1927 Regensburg. Dann kommt es sofort zum Wiedersehen mit Marleen Kadenbach.

Trainerteam setzt weiter auf Entwicklung junger Spielerinnen

Bis dahin stehen unter anderem ein Testspiel in Schwerin, ein Trainingslager in Dänemark und ein weiterer Test in Ashausen gegen den Buxtehuder SV auf dem Vorbereitungsplan. Co-Trainerin Heike Axmann freut sich darauf, die vielen jungen Talente weiterzuentwickeln. „Das macht mir am meisten Spaß und das haben wir in der Vergangenheit ganz gut gemacht, wenn gleich vier Spielerinnen weiter erstklassig bleiben“, sagte sie.

Und noch ein großes Plus sieht das Trainerteam im neuen Kader. Alle Spielerinnen haben vor Beginn der Saisonvorbereitung ihre individuellen Trainingspläne erfüllt, damit ihre Hausaufgaben erledigt. „Alle ziehen mit“, sagte Prelcec, „unsere bisherigen Spielerinnen haben in den ersten Tests bereits bessere Ergebnisse als im Vorjahr. Und die Neuen knüpfen an diese guten Werte an.“ Im neuen Kader sehe er auch keine Prinzessin und keine Diva, sagt er lächelnd. Das war bei den Luchsen in der Vergangenheit wohl nicht immer so.

Keine Spielerin beansprucht Sonderstellung in der Mannschaft

Auch Hanne Morlandstø beansprucht keine Sonderstellung. Ein Beispiel für ihren ausgeprägten Willen, sich einzuordnen, nennt Sven Dubau: „Weil derzeit alle Sprachkurse besetzt sind, lernt sie die deutsche Sprache online und macht so gute Fortschritte, wie ich sie bisher noch bei keiner ausländischen Spielerin erlebt habe.“ Den beim Trainingsauftakt anwesenden Medienvertretern stellte sich Hanne Morlandstø auch gleich mit ein paar Worten in Deutsch vor. „Ich möchte hier etwas Neues versuchen“, sagte sie, um dann doch in Englisch hinzuzufügen: „And to learn a new language.“

Info: Die wichtigesten Regeländerungen

Offenbar mit dem Ziel, das Spiel noch schneller und abwechslungsreicher zu machen, gelten von sofort an einige Modifikationen bisheriger Handballregeln. Beim Anwurf nach einem Gegentor darf der Spieler oder die Spielerin den Ball zukünftig innerhalb einer Anwurfzone (Kreis mit vier Metern Durchmesser um den Mittelpunkt) ausführen – und das in der Bewegung.

Nach dem passiven Vornwarnzeichen der Schiedsrichter hat die angreifende Mannschaft nur noch maximal vier Pässe Zeit, den Angriff abzuschließen. Bislang standen noch sechs Pässe zur Verfügung. Sollte der angreifenden Mannschaft ein Freiwurf zugesprochen werde, beginnt die Zählung nicht von vorn.