Hamburg. Verein fordert mehr niedrigschwellige Hilfsangebote für Drogenkonsumenten, die medizinische Hilfe benötigen.

Juri, Marion, Rebecca – gut drei Dutzend Namen hängen an einem Baum auf dem Schwarzenberg. Die Menschen, die diese Namen bezeichnen, sind tot. Sie gehören zu den 76 Hamburger Drogentoten des Jahres 2020. Bundesweit waren es 1581. Die Besucher und Mitarbeiter der Drogenhilfeeinrichtung Abrigado haben den Zahlen Namen gegeben.

Die von den 1581, die in der Einrichtung am Schwarzenberg bekannt waren, haben heute noch einmal ein Stück Persönlichkeit zurückbekommen. Der 21 . Juli ist der bundesweite Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher. Auch außerhalb Deutschlands wird der Tag in immer mehr Ländern begangen. „Auch wenn die Zahl in Hamburg zurückgegangen ist, ist jeder dieser Verstorbenen einer zu viel!“, sagte Abrigado-Sozialarbeiter Jonny Schanz in der Einleitungsrede.

Niedrigschwelliger Zugang zur Behandlung gefordert

Trauerrednerin Kersten Artus betonte, dass die Zahlen eines verdeutlichten: „In gesundheitlichen Dingen sind nicht alle gleich! Wer durch Sucht oder andere Lebensumstände verarmt ist und schwer erkrankt, stirbt mit einer größeren Wahrscheinlichkeit als ein wohlhabender Mensch.“

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Zwei Drittel der 400 Menschen, die im vergangenen Jahr in Hamburg neu in eine Drogenersatzbehandlung aufgenommen wurden, hatten keine Krankenversicherung. Dieses Problem betrifft nicht nur die nichtdeutschen Drogenabhängigen sondern auch immer noch gut die Hälfte derer, die einen deutschen Pass haben. „Ein niedrigschwelliger Zugang zur Behandlung gehört deshalb zur Hilfe“, sagt Urs Köthen, Vorstandsmitglied von „Freiraum e.V.“, dem Träger des „Abrigado“.

Geschützter Raum für den Konsum von Drogen

Neben der Vermittlung in Therapien und Ersatzbehandlungen gehört zum Hilfekonzept des Abrigado auch, einen sauberen und geschützten Raum für den Konsum von Drogen zur Verfügung zu stellen. Die Räumlichkeiten der Einrichtung reichen aber schon langen nicht mehr für den Bedarf. Ein Neubau unweit der alten Stätte ist geplant. „Die Architektenleistungen wurden von der Stadt ausgeschrieben“, sagt Urs Köthen. „Noch kennen wir also keine Entwürfe. Wir sollen zusammen mit der Harburger Tafel und Wohnbedürftigen in einen neuen Komplex ziehen. Dabei wird es wichtig sein, dass jede Einrichtung ihre Bedürfnisse in die Planung einbringt“.