Lüneburg. Drittes Pokalendspiel der Spitzenteams: Bundesliga-Volleyballer treffen am Sonntag im großen Finale einmal mehr auf Friedrichshafen.
Der Countdown läuft. Nur noch zwei Tage, dann stehen die Volleyballer der SVG Lüneburg zum dritten Mal in ihrer Vereinsgeschichte im deutschen Pokalfinale – und zum dritten Mal heißt der Gegner VfB Friedrichshafen. Wie schon in 2015 beim ersten Aufeinandertreffen der beiden Bundesligisten im Pokalfinale in Halle/Westfalen und danach 2019 in Mannheim.
Klafften die Volleyballwelten beim ersten Mal noch weit auseinander, sah das 2019 schon etwas anders aus. Aber die große sportliche Überraschung blieb auch ein zweites Mal aus und wieder setzte sich der haushohe Favorit und Rekord-Pokalsieger vom Bodensee durch. Goliath ließ David zweimal keine Chance. Am Sonntag um 16.45 Uhr in Mannheim in der SAP-Arena wollen die LüneHünen im dritten Anlauf ihre Chance auf ihren ersten Titelgewinn aber nutzen.
David gegen Goliath? das war einmal
Einmal Champions-League-Sieger, 13 mal deutscher Meister, 16 mal deutscher Pokalsieger und dreimal Gewinner des Supercups – die Liste der Erfolge des VfB Friedrichshafen ist lang. Doch zuletzt ist die Erfolgsserie gerissen. Für den VfB Friedrichshafen wäre der Erfolg im DVV-Pokalfinale 2022 der erste Titelgewinn seit fast drei Jahren. Ihre absolute Vormachtstellung im deutschen Volleyball haben die „Häfler“ längst eingebüßt und sich zuletzt in der Zwischenrunde der Volleyball-Bundesliga auch nicht mit Ruhm bekleckert. So schafften sie es nicht, vom vierten Platz weiter noch nach oben zu klettern. Von den letzten sechs Spielen haben sie fünf verloren. Zuletzt gab es eine 1:3 Niederlage gegen die Berlin Recycling Volleys.
Im September 2020 hatte die Volleyballer vom Bodensee wie aus heiterem Himmel die bittere Nachricht erreicht, dass ihre angestammte Spielstätte, die ZF Arena in Friedrichshafen, geschlossen wird. Für immer. Nach einer Reihe von baulichen Untersuchungen hatten die Sachverständigen sich zur sofortigen Stilllegung der Sportarena entschlossen. Grund: Korrosion an den Stahlseilen der Dachkonstruktion. Unklar war damals, ob und wie der Trainingsbetrieb aufrecht erhalten werden könne und wo die heimatlos gewordenen VfB-Profis ihre Heimspiele austragen.
Zunächst wichen sie in die Messe Friedrichshafen aus, wo sie heute noch trainieren. Seit der laufenden Saison tragen sie ihre Heimspiele in der ratiopharm arena in Ulm aus. Keine idealen Voraussetzungen für ein Spitzenteam. Die Lüneburger dagegen, die sich jahrelang mit den engen Verhältnissen in Reppenstedt arrangieren mussten, erfreuen sich inzwischen an den komfortablen Verhältnissen in ihrer nagelneuen LKH Arena.
Mannschaften zuletzt auf Augenhöhe
In der 1. Bundesliga begegneten sich beide Mannschaften zuletzt auf Augenhöhe. In den beiden Ligaspielen hat jedes Team jeweils das Heimspiel gewonnen. Dem Pokalfinale sieht SVG-Trainer Stefan Hübner entspannt entgegen. „Was in der Vergangenheit war, zählt nicht“, sagte er auf der gemeinsamen Online-Pressekonferenz des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) und der Deutschen Volleyball-Liga (DVL). „Am Sonntag wird die jeweilige Verfassung der Mannschaften über Sieg und Niederlage entscheiden. Wir jedenfalls sind gut vorbereitet.“ Am Gegner schätzt der Lüneburger Chefcoach seit 2014 besonders die Stärke am Block, die gut organisierte Mannschaft und die große internationale Erfahrung vieler Spieler. „Der gegnerische Block wird im Angriff unsere stärkste Herausforderung sein. Ein wenig internationale Erfahrung haben wir ja inzwischen auch durch unsere ersten Spiele im Europapokal.“
Lüneburgs Mittelblocker Michel Schlien, seit 12 Jahren im Verein, glaubt, dass es dieses Mal ein anderes Finale wird als bei den ersten beiden Endspielen gegen Friedrichshafen. „Wir haben seit 2015 eine gute Entwicklung durchgemacht, spielen und trainieren jetzt in einer großen Halle. Das bringt uns weiter,“ ist er sicher. Seinen jüngeren Mitspielern rät Schlien, der beide bisherigen Pokalendspiele für die SVG Lüneburg bestritten hat: „Genießt einfach den Moment. Als Volleyballer bekommst du nicht so viele Gelegenheiten in einem solchen Umfeld und solch einer Atmosphäre wie bei einem Finale um den DVV-Pokal zu spielen.“
Generalprobe ist ausgefallen
Dass die Generalprobe für das Pokalfinale am vergangenen Wochenende ausgefallen ist, weil Gegner Giesen absagen musste, findet Stefan Hübner nicht schlimm. Im Gegenteil. „Das kam uns sogar entgegen“, sagte er. „Wir konnten in aller Ruhe in der Halle trainieren.“ Auch dass Friedrichshafen und die LüneHünen in der Bundesliga-Zwischenrunde nicht gegeneinander gespielt haben, stört Hübner nicht. „Ob wir nun zweimal mehr oder zweimal weniger gegeneinander spielen, hat keine Bedeutung für das Pokalfinale“. Hübner und Schlien hoffen am Sonntag auf eine tolle Stimmung in der Halle, die 12.000 Zuschauer fasst. Für das DVV-Pokalfinale sind 6000 Fans zugelassen, bisher verkauft sind gut 3500 Tickets. Übertragen wird das deutsche Volleyball-Pokalfinale auf dem Livestreaming-Portal von Twitch.
Das Endspiel der Damen zwischen Allianz MTV Stuttgart und dem Dresdner SC ist wegen einiger Coronafälle bei den Frauen aus Sachsen auf einen noch unbestimmten Termin verschoben. Stattdessen wird um 14 Uhr vor dem Pokalfinale der Männer die Bundesligapartie zwischen den Frauen des VC Wiesbaden und Allianz MTV Stuttgart ausgetragen.