Harburg. Weil der 122 Jahre alte Altbau am Schwarzenberg noch saniert wird, startet die erste Klasse der Schule in Lerncontainern.
Würde man alle 16.000 Kinder, die in dieser Woche in Hamburg als Erstklässler ihre Schullaufbahn beginnen, namentlich aufrufen, wäre man ohne Atmen oder gar Schlafen eine knappe Woche lang beschäftigt. Zum Glück muss Frank Rohweder an diesem Tag nur 37 Namen aufrufen: 17 Kinder der ersten Klasse und 20 der Vorschule. Damit ist die „Grundschule am Park“ am Harburger Schwarzenberg offiziell eröffnet – und offiziell die kleinste Schule Hamburgs. Lange war die Inselschule auf Neuwerk mit einstelligen Schülerzahlen Dauerabonnent auf diesen Titel, doch die spielt seit einiger Zeit nicht mehr mit, weil sie gerade gar keine Schüler hat. So war im vergangenen Jahr eine Harburger Neugründung, die Schule Sinstorfer Weg, die kleinste und diesmal ist es nun die Schule am Park.
Sie ist in diesem Jahr auch räumlich die kleinste, und das, obwohl sie ein riesiges Gebäude bezieht, den gründerzeitlichen Altbau des ehemaligen Lyzeums, zuletzt Lessing-Stadtteilschule, am Nordhang des Schwarzenbergs. Der wird allerdings noch bis ins Jahr 2022 hinein grundsaniert. Deshalb ist die gesamte kleine Schule derzeit in einem Containerbau untergebracht worden, der errichtet wurde, als die Lessing-Stadtteilschule aus allen Nähten zu platzen drohte.
Das Schulgebäude ist derzeit noch ein Provisorium in einem Containerbau
Das Schulgebäude misst zierliche 12 mal 15 Meter und ist zwei Stockwerke hoch. Trotzdem ist alles darin untergebracht: Die „Fuchsklasse“ für die Grund- und die „Igelklasse“ für die Vorschüler, Büros, ein kleines Lehrerzimmer, eine Schulmensa und ein Bewegungsraum für den Sportunterricht, den Schulleiter Rohweder als dafür ausgebildeter Fachlehrer persönlich erteilen wird. Ansonsten überlässt er das Unterrichten in der ersten Klasse dem Klassenlehrer Kjeld Bresinski.
Der hat, zusammen mit Vorschullehrerin Astrid Scheffer mittlerweile die Kinder mit Sonnenblumen und Namensschildern versehen und führt seine Schüler über die Außentreppe an den Containern in die Fuchsklasse. Die ist mit einem großen Sitzkreis und einigen Gruppenarbeitstischen kuschelig eingerichtet. Trotzdem sind die Kinder vor allem erst einmal beeindruckt. Auf die Frage, worauf sie sich jetzt am meisten freuen, antworten die meisten: „Auf das Nachhausegehen, um die Schultüte auszupacken!“ Nur ein Mädchen sagt selbstbewusst: „Darauf, jetzt ein richtiges Schulkind zu sein!“
Im Schulentwicklungsplan ist die Grundschule am Park mit vier Zügen vorgesehen
Etwas verwirrend ist es für die Kleinen ja schon: Ihre Einschulungsfeier fand, weil die eigene Schule so eine Aula noch nicht hat, in der Mehrzweckhalle der benachbarten Schule Schwarzenberg statt. Dann ging es für die Klasse vorbei an dem Altbau, den sie noch nicht beziehen können, in die Container, in denen sie ihr erstes Schuljahr verbringen.
Die „Schule am Park“ soll natürlich nicht so klein bleiben. Im Schulentwicklungsplan ist sie als vierzügig vorgesehen – das bedeutet vier Parallelklassen pro Jahrgang. „Grundsätzlich haben wir es uns so gedacht, dass pro Stockwerk ein Jahrgang unterkommt“, sagt Schulleiter Frank Rohweder, „aber das wird für diesen und den kommenden Jahrgang wohl noch nicht so sein, sonst wäre die Fuchsklasse ja immer allein auf einer ganzen Etage. Deshalb werden sie sich wohl ein Stockwerk mit dem nächsten Jahrgang, der bislang mit zwei Parallelklassen geplant ist, teilen.“
Das alte Gründerzeitgebäude muss aufwendig restauriert und umgebaut werden
Noch sieht das alles aus, wie eine ferne Zukunftsversion: Im Altbau muss ein jahrzehntelanger Sanierungsstau aufgeholt und die für Jugendliche ausgelegte Architektur auf kleine Kinder angepasst werden. Einige neuere Nebengebäude der Vorgängerschule sind abgängig und werden abgerissen. Auf dem alten – und zukünftigen – Schulhof könnte man derzeit einen Nachkriegszeit-Film drehen. Große Schuttberge türmen sich zwischen Altbau und Abrissruinen. Am Ende soll hier sogar noch ein neues Gebäude entstehen: Eine separat stehende Einfeld-Turnhalle.
In der Gymnastikhalle entsteht die Mensa und aus der Aula wird eine Mehrzweckhalle
In der alten Gymnastikhalle des Gründerzeitbaus erklärt Frank Rohweder, was stattdessen in diesen hohen Saal einziehen soll: „Hier wird die Mensa entstehen“, sagt er. „und in der alten Aula darüber wird wieder etwas ähnliches entstehen: Eine Mehrzweckhalle.“
Rohweder ist in Harburg aufgewachsen und hat sein Lehrerleben im Hamburger Süden verbracht: An der Schule Grumbrechtstraße, an der Schule Stübenhofer Weg in Kirchdorf, wo er lange stellvertretender Schulleiter war und an der Schule Neuland, die er ein Jahr lang kommissarisch leitete. „In der neuen Schule habe ich es mit einer sehr gemischten Elternschaft zu tun“, sagt er. „Aber eines wollen alle: Dass ihre Kinder mit Erfolg lernen und persönlich vorankommen. Und ich verspreche, dass mein Team und ich alles dafür tun!“