Lüneburg. Stefan Gwildis, Joja Wendt und Rolf Claussen treten beim Lüneburger Kultursommer auf. An die Stadt haben die Musiker besondere Erinnerungen.
„Bestager Boyband“ werden sie genannt, und damit können Stefan Gwildis, Joja Wendt und Rolf Claussen sehr gut leben. Ist es doch der Humor, der bei ihren Auftritten als „Söhne Hamburgs“ niemals fehlen darf. Wenn die drei Musiker, die jeweils auch solo seit Langem erfolgreich unterwegs sind, gemeinsam auf der Bühne stehen, haben sie vor allem ein Ziel: Die Begeisterung für die Musik, die sie selbst beim Spielen verspüren, mit ihrem Publikum zu teilen.
Am kommenden Freitag tritt das Trio beim Lüneburger Kultursommer auf. Die Stadt kennen sie gut von früheren Auftritten. Lüneburg sei als Studentenstadt sehr kulturell geprägt, meint Joja Wendt. „Hier gibt es viele junge Leute, die Bock auf Kultur haben. Das ist genau das Richtige für unser kleines Anarcho-Trio.“ Vor allem die Vamos Kulturhalle, eine frühere Kasernensporthalle auf dem Uni-Gelände, ist den Musikern in Erinnerung geblieben. Dass sie mittlerweile geschlossen wurde, bedauert Stefan Gwildis, der dort oft aufgetreten ist. „Das ist schade, solche beseelten Orte sollte man schützen.“
Für Stefan Gwildis ist es der zweite Auftritt auf den Sülzwiesen
Lüneburg sei eine feste Station auf seinen Touren, sagt der Soulmusiker, der bereits im vergangenen Sommer auf beim Kultursommer auf den Sülzwiesen gespielt hat. Es war eins seiner ersten Konzerte nach dem Lockdown im Frühjahr. „Das hat einen Riesenspaß gemacht, mit toller Crew und toller Bühne“, sagt der Künstler im Telefongespräch. „Das Gelände fand ich richtig gut und natürlich das Wetter: Den ganzen Tag hat es wie aus Kübeln gegossen und dann, zum Beginn des Konzerts, brach die Sonne durch.“
Dass auf den Sommer ein noch viel längerer Lockdown folgen würde, wusste damals niemand. Auch nicht, wie schwierig diese Zeit insbesondere für viele Musiker und andere Künstler werden würde. Finanziell sei das Jahr ein Desaster gewesen, sagt Stefan Gwildis, der viele Kollegen kennt, die zum Beispiel Jobs im Lager von Ikea angenommen haben. Doch es ist auch Positives in diesen Monaten geschehen. So hat er eine Schallplattenfirma gegründet und sich im Winter neu verliebt. „Und wir haben die Zeit natürlich genutzt, um neue Songs zu entwickeln.“
Das vergangene Corona-Jahr war schwierig für die Musiker
„Das war eine ganz schwierige Zeit“, sagt auch Joja Wendt. Eineinhalb Jahre ist es her, dass er auf einer Bühne Klavier gespielt hat. Natürlich fehle nach so einer langen Pause ein wenig die Routine, die Auftrittspraxis. „Aber das muss nichts Schlechtes sein, dadurch entwickelt sich auch etwas Neues. Wir sind froh, dass es jetzt wieder losgeht und freuen uns mega, dass wir wieder zusammen auf der Bühne stehen können.“
Auch auf die besondere Stimmung bei einem Open-Air-Konzert freuen sich die drei, die in ihren Anfangszeiten als Musiker auf der Straße gespielt haben. Damals, in ihren Zwanzigern seien sie sich öfter zufällig begegnet, erzählt Stefan Gwildis. Und immer wieder nahmen sie sich vor, mal zusammen Musik zu machen. Seit einigen Jahren sind die drei Kumpels nun – neben ihren jeweiligen Solo-Karrieren – als Söhne Hamburgs unterwegs.
Das Trio bedient sich in unterschiedlichen Musikrichtungen
Pianist Joja Wendt reist zu Konzerten stets mit seinem Steinway-Flügel an, den er sein „Werkzeug“ nennt. Rolf Claussen spielt in dem Trio den Bass und Stefan Gwildis übernimmt – zur Überraschung seiner Bandkollegen, die von diesem Talent lange nichts wussten, – den Part am Schlagzeug. Bei ihren Konzerten bedienen sich sich in unterschiedlichen Musikrichtungen. „Wir wildern ganz frei in allem“, sagt Stefan Gwildis. „Jazz, Funk, Soul...“ Musikalisch bedeutet das immer wieder neue Überraschungen.
Das Improvisieren macht ihnen Spaß, im Spiel soll ganz bewusst Neues entstehen. Und so tauschen die drei Musiker auch mal spontan ihre Instrumente während eines Konzerts. Dass dabei nicht immer alles wie geplant läuft, sehen sie gelassen. „Wenn ich mit den beiden Jungs auf der Bühne stehe, ist das fast wie Urlaub“, sagt Joja Wendt. „Jeder von uns kann der Frontman sein und spontan übernehmen. Man kann sich einfach auf die anderen verlassen.“
Tickets für das Konzert der Söhne Hamburgs kosten 55 Euro
Auch von einer großen Open-Air-Bühne aus wollen sie ihr Publikum erreichen. Dass dies auch beim Lüneburger Kultursommer gelingen wird, stellen die leidenschaftlichen Musiker nicht in Frage. Aus dem vergangenen Sommer weiß Stefan Gwildis, dass die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie diese ganz besondere Konzertstimmung nicht verhindern müssen. Eine kleine Warnung hat er dennoch an alle Besucher: Auf den Sülzwiesen seien im vergangenen Jahr viele kleine Käfer unterwegs gewesen. „Die kamen nach Sonnenuntergang heraus“, erinnert er sich. Doch er hat einen Trick parat, um sich die lästigen Käfer vom Leibe zu halten. „Ein Tennisschläger dürfte helfen.“
Musikfreunde, die sich von kleinen Tierchen nicht abschrecken lassen, können die Söhne Hamburgs am Freitag, 16. Juli, beim Lüneburger Kultursommer erleben. Das Konzert beginnt um 20 Uhr, Einlass ist von 18.30 Uhr an. Die Besucher sitzen auf festen Plätzen, die Eintrittskarten gelten jeweils für einen der vier abgetrennten Bereiche. Der Eintritt kostet rund 55 Euro. Tickets sowie weitere Informationen zu den aktuell gültigen Hygiene-Bestimmungen gibt es im Internet auf www.lueneburger-kultursommer.de.