Fischbek. 101 Wohnungen entlang der B 73: Wohnkomplex am Neubauquartier „Heidbrook“ ist Beispiel für das Hamburger Magistralen-Konzept.

Weil in Hamburg Grundstücke immer knapper werden, hat Oberbaudirektor Franz-Josef Höing 2019 ein Magistralen-Konzept vorgestellt. Entlang der großen Ausfallstraßen könnten damit in den nächsten Jahrzehnten rund 100.000 Wohnungen gebaut werden, so das Kalkül. Gerade an diesen sieben „Magistralen“ der Stadt gebe es eben oft noch Lücken und eher preisgünstige Flächen, die mit architektonisch anspruchsvollen Lösungen gefüllt werden könnten, hieß es.

Ein Beispiel für eine solche Magistralen-Bebauung entsteht zurzeit in Fischbek an der B 73: Die Baugrube dort in unmittelbarer Nachbarschaft zur früheren Röttiger Kaserne ist hier schon zu erkennen. Geplant ist der Bau eines rund 150 Meter langen Blocks, der 101 Wohnungen verschiedenen Typs umfassen soll, 51 davon öffentlich gefördert. Im Erdgeschoss indes sind Gewerbeflächen vorgesehen. Das Gebäude ist gleichzeitig so etwas wie Abschluss und Eingang des Neubaugebiets „Fischbeker Heidbrook“ zugleich, das dort auf dem früheren Kasernengelände mit insgesamt rund 1200 Wohneinheiten von der städtischen Entwicklungsgesellschaft IBA realisiert worden ist.

Der Komplex mit 101 Wohnungen ist schon verkauft

Der Entwurf für den Wohnriegel an der Bundesstraße stammt von dem Hamburger Büro LRW Architekten, das mittlerweile als Spezialist für solche schwierigen Grundstücke in der Stadt gilt. Und auch hier galt es, trotz der viel befahrenen Bundesstraße einen vernünftigen Schallschutz zu schaffen. „Wir bauen dazu einen Durchwohner“, sagt Architekt und Büropartner Killian Jonak. Der Schallschutz komme dabei im Wesentlichen durch den Grundriss. Küche und WC können an der Straßenseite liegen, Wohn- und Schlafbereiche dann aber zur ruhigen Fassadenseite. Hier erinnert das Gebäude dann ein wenig an ein Zahnrad, die Lücken und „Zähne“ formen mehrere kleine Höfe. „Durchwohner“ meint dabei, dass die Wohnungen zu mehreren Himmelsrichtungen hin orientiert sind – und nicht nur zu einer.

Bauherr ist die Projektentwicklungsgesellschaft Bonava Deutschland GmbH, die das Gebäude aber bereits wieder an eine Fondsgesellschaft verkauft hat. Mit der Fertigstellung rechnet Bonava-Projektleiter Jörg Lindemeier für Ende 2022 – „wenn alles glatt“ läuft.

Dass am Bau nicht immer alles glatt läuft, hat der Nachbar-Investor des Bonava-Projekts unterdessen schon mehrfach erfahren: Die alten, in den 1940er Jahren gebauten Kasernen-Gebäude an der B 73 werden gerade von Matthias Korff und seinem Unternehmen „DeepGreen Development“ für rund 80 Millionen Euro zu einer Senioren-Residenz umgebaut. Projektname: „Fischbeker Höfe“.

Fischbeker Höfe: Zweiter Bauabschnitt startet jetzt

Im ersten Abschnitt sollen dort 116 anspruchsvolle Seniorenwohnungen mit Hotelcharakter und auch eine Kita mit 150 Plätzen für das Quartier gebaut werden. Doch immer wieder stießen die Bauarbeiter in den vergangenen zwei Jahren auf unbekannte Hemmnisse wie versteckte Keller oder meterdicken Beton. Der Fertigstellungstermin verschob sich daher mehrfach.

„Jetzt sind wir aber über den Berg“, sagt Korff auf Abendblatt-Nachfrage zum Stand des Projekts. Die Kita könne nun endlich in der kommenden Woche übergeben werden, die erste Wohnung im ersten Abschnitt im Mai. Und auch für das zweite Kasernengebäude mit der ehemaligen Wache und den Arrestzellen hat Korff nun nach längerer Wartezeit die Baugenehmigung erhalten. Dort soll ein Pflegeheim mit 116 Plätzen entstehen, dazu ein Schwimmbad für den Gesamtkomplex, obendrein ein Restaurant sowie ein kleines Museum zur Geschichte der Kaserne, die 2004 von der Bundeswehr aufgegeben wurde.

Fertigstellung für diesen zweiten Abschnitt ist nach derzeitiger Planung im Frühjahr 2022 – wenn es nicht wieder Überraschungen am Bau geben sollte. Zusätzlich plant Korff hier, wie berichtet, ein neues Holz-Gebäude mit zwölf Wohneinheiten als sogenannte Town­houses. Das sind Wohneinheiten, die wie gestapelte Reihenhäuser anmuten.

Direkt neben der alten Kaserne wird das „Smudje“, so der Projektname, nach einem ziemlich radikalen Öko-Konzept gebaut. Die Holzwände werden beispielsweise zu großen Teilen aus dem alten Dachstuhl der Kaserne gefertigt, Solaranlagen und Kletterpflanzen prägen die Fassaden und sollen das Gebäude nahezu energieneutral machen. Und oben auf dem Dach bekommen die künftigen Bewohner eigene Gewächshäuser.

Auch für dieses Projekt hat Korff inzwischen die Baugenehmigung nach längerer Wartezeit bekommen und will hier im Sommer mit dem Bau des „Smudje“ starten und schon im darauf folgenden Frühling weitgehend fertig sein – „wenn alles glatt läuft“.