Winsen. Meike und Marcus Kern sitzen beim Kanuslalom für den MTV Luhdorf-Roydorf lange schon ein einem Boot. Jetzt wurde geheiratet.
Von einem Donnerhall zu sprechen, wäre einen Tick zu viel, aber das Winsener Schloss schien in seinen Grundfesten zu erzittern. So mächtig waren die Salutschüsse, die die Böllergruppe der Schützenkameradschaft Luhdorf-Roydorf nach der Trauung abgaben. Der Bräutigam ist in den Winsener Ortsteilen wahrlich kein Unbekannter, er ist vielfältig engagiert. Marcus Andernach ist Mitglied im Sportverein und Schützenverein, in der Feuerwehr und der Faslamsvereinigung. Entsprechend viele Interessierte waren in den Innenhof gekommen, um Marcus zur Hochzeit mit seiner langjährigen Partnerin Meike Kern zu gratulieren. Coronabedingt durften nur 20 Personen mit in die Schlosskapelle, alle anderen hatten die Möglichkeit, die Zeremonie per Livestream auf einem Tablet und Smartphone zu verfolgen.
„Kern“ wurde als Familienname ausgewählt
Sportlich sind Meike und Marcus Kern, auf diesen Familiennamen hat sich das frisch vermählte Paar verständigt, im Kanuslalom zu Hause. Der 37 Jahre alte Marcus trainiert seit vielen Jahren den Nachwuchs des MTV Luhdorf-Roydorf und startet selbst in der Altersklasse. Die 32 Jahre alte Meike stammt aus Neumünster, sattelte nach ihrem Umzug nach Winsen von Kanurennsport auf Kanuslalom um und feierte parallel große Erfolge als Drachenbootfahrerin. Jahrelang war sie Mitglied in der deutschen Nationalmannschaft und gewann viele Medaillen bei internationalen Meisterschaften. Dann gab sie diesen Sport jedoch auf, weil die Aktiven fast alles, selbst die einheitliche Bekleidung des Nationalteams, aus eigener Tasche finanzieren müssen. Für eine Reise zur Drachenboot-Weltmeisterschaft, die meistens in Asien stattfindet, werden locker mehrere tausend Euro fällig. Aktuell gibt Meike ihre Erfahrungen auch als Trainerin für Para-Kanuten in Hamburg weiter.
Ehepaar ist im gemischten Zweier-Canadier erfolgreich
Gemeinsam in einem Boot kann man das Ehepaar Kern im gemischten Zweier-Canadier beobachten. Im vergangenen Jahr belegten sie den sehr guten vierten Platz bei den deutschen Meisterschaften. Dadurch sind sie automatisch für die Kanu-DM im September in Markkleeberg qualifiziert. Am ersten Juli-Wochenende 2020, als der MTV Luhdorf-Roydorf als einer der ersten Vereine weltweit wieder eine Regatta nach dem Corona-Lockdown veranstaltete, gewannen Marcus und Meike Kern die Konkurrenz in ihrer Lieblings-Bootsklasse. Fakt am Rande: sie erhielten nur deshalb eine Startgenehmigung von den Behörden, weil sie gemeinsam in einem Haushalt leben. Der in Coronazeiten geforderte Mindestabstand von zwei Metern kann in dieser Bootsklasse nämlich nicht eingehalten werden.
Bürgermeister André Wiese fungierte als Standesbeamter
Kennengelernt haben sich Meike Kern und Marcus Andernach bei einer Silvesterfeier 2013/2014 in Luhdorf. Marcus’ Schwester Christine und ihr Freund kannten Meike aus dem Kanuverein in Neumünster. Auf der Hinfahrt in einen Skiurlaub machte die Reisegruppe Station in Luhdorf, um bei Familie Andernach zu feiern. Dort kam es zur ersten Begegnung des Paares. Und auch wenn Marcus seinerzeit nicht mit zum Skifahren fuhr, hatte es doch so gefunkt, dass sie sich jetzt in der Schlosskapelle das Ja-Wort gaben.
Vollzogen wurde die Zeremonie von einem besonderen Standesbeamten. Bürgermeister André Wiese geleitete die Luhdorfer in den Hafen der Ehe. „Ich mache das gelegentlich, wenn ich persönlich gefragt werde, die Eheleute gut kenne und natürlich Zeit habe“, so Wiese. Marcus Kern, geborener Andernach, und Wiese kennen sich aus der Schützenkameradschaft Luhdorf-Roydorf, in der sie derselben Königsversicherung angehören und mit allen Mitgliedern des Öfteren etwas unternehmen.
2013 hatte André Wiese einen speziellen, zweitägigen Lehrgang für hauptamtliche Bürgermeister absolviert, der ihm die Rechte eines Standesbeamten verleiht. „Ich mache diese Trauungen mit wachsender Freude. In welchem anderen Bereich eines Bürgermeisters hat man schon eine 100-prozentige Erfolgsquote? Bei mir hat jedenfalls noch niemand ‚Nein’ gesagt“, sagte Wiese mit einem Schmunzeln und verabschiedete sich in den dreiwöchigen Urlaub.
Videodreh mit Plastikschwan und Feuerwehr-Fontänen
Bevor das Hochzeitspaar von den Salutschüssen der Böllergruppe um Frank Buck beglückt wurde, ging es durch ein Spalier aus Paddeln, stieg es über ein Kajak und beförderte mit einer alten Feuerwehrspritze einen Eimer vom Pfahl. Zwei Tage vorher hatte es an der Regattastrecke am Luhdorfer Elektrizitätswerk einen großen Auflauf gegeben. Weil die Personenzahl bei der Hochzeitsfeier in Tangendorf auf 50 begrenzt war, schickten viele Freude und Bekannte ihre Glückwünsche per Videobotschaft. Auch aus den USA und Kanada, wo Meike einst studiert und Marcus als Austauschschüler zu Gast gewesen war.
Von der Luhe grüßte die Leitung der Kanuabteilung des MTV Luhdorf-Roydorf mit Stefan Kubbe, Christoph Mülder und Thomas Reuten aus Kajaks und von einem großen Plastikschwan, teilweise mit Schlips und Kragen. Dazu sorgte die Freiwillige Feuerwehr Luhdorf mit Ortsbrandmeister Andreas Haberstroh mit zwei Wasserfontänen für den passenden Hintergrund – Regenbogen inklusive.