Lüneburg/Harburg. Amtliche Gewässerschützer inspizieren Ilmenau und entdecken illegale Wasserentnahmen. Elbe oberhalb Bleckede kaum noch befahrbar.

Der stabile graue Schlauch, der am Ufer der Ilmenau in den Fluss eintaucht, fällt kaum auf. Den Kontrolleuren des Landkreises Lüneburg entgeht er nicht: Michael Loch vom Fachdienst Umwelt und Tine Jordan, die dort gerade ein freiwilliges ökologisches Jahr absolviert, sitzen im Kanu und paddeln auf einem Flussabschnitt bei Lüneburg. Wegen des regenarmen Wetters ist der Wasserstand niedrig.

Und auch die Anrainer – Landwirte wie Gartenbesitzer – leiden unter der extremen Trockenheit. „Wir beobachten, dass die Flüsse als Bewässerungsquelle immer wieder angezapft werden“, sagt Michael Loch.

Seit Wochen hat es in den Landkreisen Lüneburg und Harburg nicht mehr ergiebig geregnet. Als Folge leiden die Elbe und ihre Nebenflüsse wie Ilmenau, Luhe und Neetze unter Wassermangel. Zusammen mit der Hitze gerät das ökologische Gleichgewicht in Schieflage. Loch: „Die Wassertemperaturen steigen, der Sauerstoffgehalt sinkt.

Gartenpumpen und Viehtränken verboten

Das sind Stressfaktoren besonders für Wassertiere.“ Nach Hinweisen aus der Bevölkerung machten sich die amtlichen Umweltexperten auf den Weg, um die Ilmenau und ihre Tierwelt vor illegalen Wasserentnahmen zu schützen.

Sie entdeckten unter anderem eine Gartenpumpe, die den Fluss anzapft. Mit einer speziellen Kamera machten sie Fotos, bei denen automatisch die Positionsdaten des GPS-Systems mit abgespeichert werden. Auf diese Weise lassen sich die Stellen von illegalen Wasserentnahmen genau dokumentieren und die Eigentümer der anliegenden Grundstücke zur Rechenschaft ziehen.

Gemeinsam mit dem Kanu für die Gewässer der Region im Einsatz: Michael Loch vom Fachdienst Umwelt mit FÖJlerin Tine Jordan an der Ilmenau bei Melbeck
Gemeinsam mit dem Kanu für die Gewässer der Region im Einsatz: Michael Loch vom Fachdienst Umwelt mit FÖJlerin Tine Jordan an der Ilmenau bei Melbeck © Landkreis Lüneburg | Landkreis Lüneburg

Andernorts war die Uferböschung mit Folie abgedeckt. „Spuren deuteten darauf hin, dass Vieh dem Gewässer zu nahe gekommen war – das ist ebenfalls nicht erlaubt“, betont Wulf-Rüdiger Hahn, der den Lüneburger Fachdienst Umwelt leitet.

Für Hobbygärtner gilt: Per Eimer oder Gießkanne dürfen sie Wasser aus Seen oder Flüssen schöpfen, weil es sich um geringe Mengen handelt. Aber es ist grundsätzlich verboten, Gewässer per Schlauch und/oder Pumpe anzuzapfen, um Gärten oder Felder zu bewässern oder Vieh an den Ufern zu tränken.

Für Sportboote wird es auf der Elbe eng

Auch in der Elbe herrscht Niedrigwasser, zumindest oberhalb von Lauenburg. Während ihre Nebenflüsse ohnehin fast nur von Paddlern befahren werden können, wird es für Sportboote auf dem Hauptfluss allmählich eng.

Auf dem Elbabschnitt zwischen Dömitz und Bleckede ist die Fahrrinne an den flachsten Stellen gerade einmal 75 bis 80 Zentimeter tief und nur noch für kleine Motorboote geeignet. Der Pegel Boizenburg zeigte am Dienstagmittag sogar nur 59 Zentimeter an.

Die Berufsschifffahrt ist hier ohnehin auf dem Elbe-Seitenkanal unterwegs. Er mündet östlich von Artlenburg in die Elbe. Der dortige Sportboothafen profitiert von der künstlichen Schifffahrtsstraße: „Am Wehr Geesthacht wird das Wasser für den Elbe-Seitenkanal aufgestaut. Deshalb ist bei uns alles okay“, sagt Hafenmeister Andreas Klingemann.

Fünf Kilometer flussabwärts liegt die Steganlage des Segelclubs Tespe. Hafenmeister Marco Günzlein kann mit seinem Segelschiff (1,30 Meter Tiefgang) weiterhin im Revier unterwegs sein, schränkt aber ein: „Die Fahrrinne für die Berufsschifffahrt wird immer enger. Es ist schwer zu wissen, wie flach es jenseits des schmalen Fahrwassers ist.“ Zudem seien in dem fast stehenden Gewässer vor der Staustufe erstmalig Blaualgen aufgetaucht, so Günzlein.

Der Geesthachter Wasserstau wirke sich bis nach Lauenburg aus, erläutert der passionierte Segler. In der Elbschifferstadt gibt es gerade ein Nadelöhr für Sportboote: Wer per Boot über den Elbe-Lübeck-Kanal zur Ostsee fahren will, muss an der Lauenburger Schleuse mit Wartezeiten rechnen.

„Aus Gründen der Wasserersparnis werden für die Sportboote Sammelschleusungen vorgenommen“, sagte Tilman Treber, kommissarischer Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Lauenburg (WSA), der „Bergedorfer Zeitung“.

Der schmale Kanal verliert bei jeder Schleusung Millionen Liter Wasser an seinem Scheitelpunkt bei Mölln. Auch dort leidet die Region – und damit der Kanal – unter Trockenheit und niedrigen Wasserständen. Deshalb können die Sportboote erst losfahren, wenn genügend Schiffe zusammengekommen sind, um die insgesamt sieben Schleusen des gut 61 Kilometer langen Wasserwegs zur Ostsee gut zu füllen.

Elbe und Ilmenau

Ein Bad in der Elbe ist derzeit wenig erfrischend: Die Wassertemperatur liegt an der Messstelle Bunthausspitze trotz Tideneinflusses bei 24,0 Grad, in Höhe Schnackenburg bei 24,1 Grad.

Der Sauerstoffgehalt liegt an beiden Messstellen noch im grünen Bereich. Abwärts von Hamburg, am Seemannshöft, nähert er sich mit 4,6 Milligramm pro Liter einer Mangelsituation (unter drei Milligramm).

212 Kubikmeter Wasser pro Sekunde flossen am Dienstag am Pegel Neu Darchau zur Nordsee – beim Hochwasser Juni/Juli 2013 waren es bis zu 4070 Kubikmeter. Normalerweise transportiert die Elbe jede Sekunde gut 700 Kubikmeter Wasser flussabwärts. Der niedrigste bekannte Durchfluss in Neu Darchau beträgt 128 Liter am 1. September 1904.

Für die Ilmenau gibt der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz derzeit Wasserstände am Pegel Bienenbüttel von 60 Zentimeter an. Der niedrigste Wasserstand, der im Zeitraum 2008 bis 2017 gemessen wurde, waren 51 Zentimeter.