Veddel. Nach drei Jahren können Bewohner Medikamente endlich wieder in ihrem Stadtteil kaufen. Ärzte haben sich niedergelassen.


Dies ist eine gute Nachricht für alle Bewohner auf der Veddel: Am 1. August wird in dem Stadtteil im Hamburger Süden endlich wieder eine Apotheke eröffnen. Das erfuhr das Hamburger Abendblatt auf Anfrage von der Saga, die Geschäftsräume in dem Rotklinkerbau an die Betreiberin der Apotheke vermietet. Damit wird die medizinische Versorgung in dem Stadtteil verbessert.

Vor gut drei Jahren hatte die letzte Apotheke auf der Veddel geschlossen. Damals gab es nur einen einzigen Hausarzt mit eingeschränkten Öffnungszeiten für die medizinische Versorgung der rund 5000 Bewohner in dem sozialschwachen Stadtteil. Die Geschäfte für die kleine Bahnhof Apotheke am Wilhelmsburger Platz liefen schlecht. Die Inhaber gaben auf. Ein Nachfolger wurde nie gefunden – zumal die Apotheke mit ihren 60 Quadratmetern Fläche nicht mehr der neuen Mindestgröße für Apotheken entsprach.

Das ist nun vorbei. „Wir freuen uns sehr, dass die Räume an der Veddeler Brückenstraße 111 kurzfristig frei geworden sind und sich eine Apothekerein entschlossen hat, dort an einer zentralen Stelle auf der Veddel zu eröffnen“, sagt Torsten Kruse, der Leiter der Geschäftsstelle Mitte der Saga. „Wir würden auch gern noch eine Drogerie auf der Veddel ansiedeln. Aber dafür fehlen bisher die Räume.

Die Fläche der neuen Apotheke in den ehemaligen Räumen eines Architektenbüros für Garten- und Landschaftsbau am Ende des „langen Jammers“ umfasst rund 160 Quadratmeter auf zwei Ebenen. Das Erdgeschoss ist halbrund mit Schaufensterscheiben verglast. Die neue Apotheke liegt direkt gegenüber einer kleinen Einkaufzeile.

Bei Anwohnern kommt die Aussicht auf die neue Apotheke sehr gut an. „Es ist toll, dass hier endlich wieder eine Apotheke aufmacht“, freut sich Zülas Massud, die mit ihren Eltern auf der Veddel lebt. „Bisher müssen wir nach Wilhelmsburg, Rothenburgsort oder in die Innenstadt fahren, um ein Rezept einzulösen“, sagt ihre Mutter Sermin. „Gerade, wenn man krank ist, ist der lange Weg zur Apotheke in einen anderen Stadtteil sehr beschwerlich“, sagt ihr Mann Atef Massud.

Die neue Apotheke wird inhabergeführt sein. Sie gehört nicht zu einer Kette. Die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Betrieb einer Apotheke auf der Veddel haben sich in den vergangen Jahren deutlich verbessert. Heute praktizieren zwei Hausärzte in einer neuen Poliklinik auf der Veddel. Die gibt es erst seit gut einem Jahr am Zollhafen. Für das Stadtteilgesundheitszentrum hatte sich eine Veddeler Bürgerinitiative stark gemacht. Unterstützung für den Verein gab es auf politischer Ebene von der Veddeler SPD und den Grünen. Am Ende gab der Bezirk 20.000 Euro Sondermittel als Zuschuss für das soziale Projekt.

„Man muss die Saga an dieser Stelle einmal wirklich dafür loben, dass sie die Räume für die neue Apotheke bereit gestellt hat“, sagt der SPD-Bezirksabgeordnete Klaus Lübke. Der Politiker macht sich seit Langem für eine bessere medizinische Versorgung in seinem Stadtteil stark. „Gesundheit ist eine soziale Frage. Ärmere Menschen sterben zehn Jahre früher als reiche Menschen in Hamburg. Das ist leider statistisch erwiesen“, sagt der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion.

Die Gründe seien vielfältig. Neben schlechter Bezahlung, unsichern Jobs und Diskriminierung sei einer der Gründe die schlechtere medizinische Versorgung von Menschen mit wenig Geld, so der Politiker. „Deshalb ist die neue Apotheke, die schnell und gut zu erreichen ist, eine sehr gute Sache.“

Das Stadtteilzentrum mit Allgemeinarztpraxis, Sozial- und Gesundheitsberatung, psychologischer Beratung soll ein Treffpunkt für alle sein, die sich um ihre Gesundheit auf der Veddel kümmern wollen. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet und eine entscheidender Schritt gegen die medizinische Unterversorgung auf der Veddel.


Anlaufstellen


Die neue Apotheke in der Veddeler Brückenstraße 111 soll am
1. August eröffnen. Sie wird von einer Apothekerin geführt.


Die Poliklinik am Zollhafen 5b wurde im März 2017 von der „Gruppe für Stadtteilgesundheit und Verhältnisprävention“ ins Leben gerufen. Die allgemeinmedizinische Praxis ist immer montags, dienstags und donnerstags von 8.30 bis 11.30 und 15 bis 17 Uhr und am Mittwoch von 14 bis 17 Uhr sowie freitags von 8.30 bis 12 Uhr geöffnet.