Dohren. Das Bundesliga-Baseballteam aus Dohren will die Saison zu Ende spielen – wenn irgend möglich vor heimischem Publikum.

Die Maxime, die in Dohren über allem steht, formuliert Kirsten Dallmann eindrucksvoll. „Ein Sommer ohne Baseball ist in Dohren nicht denkbar“, sagte die Pressesprecherin der Wild Farmers und sprach damit der überwältigenden Mehrheit der Sportlerinnen und Sportler in dem baseballverrückten Ort nahe Tostedt aus dem Herzen. Für das gesamte Team um Abteilungsleiter Bernd Sievers war und ist es keine Frage, im Rahmen der jeweils geltenden Behördenvorgaben alles zu tun, dass wieder Basebälle über die Sportanlage Kakenstorfer Weg fliegen und Keulen geschwungen werden können.

Im Lockdown die Anlage gepflegt

Während des Lockdowns brachten die Mitglieder den Ballpark auf Vordermann. Der Batting Cage, unter dessen Dach auch bei Regen trainiert werden kann, ist fertiggestellt. Seit dem 11. Mai darf in Dohren wie in vielen anderen Orten wieder unter freiem Himmel Sport getrieben werden. „Wir mussten organisatorisch ganz schön was auf die Beine stellen“, sagte Dallmann. Kinder und Jugendliche, Damen und Herren der Wild Farmers agierten in Fünfergruppen, jeweils mit anderen Trainern. Mittlerweile sind Zehnergruppen erlaubt.

Bälle müssen ständig desinfiziert werden

Geblieben ist die Vorgabe, kontaktlos zu agieren. Geblieben ist ebenfalls die Vorgabe, Keulen und Bälle vor, nach und teilweise während des Trainings zu desinfizieren. Jede Mannschaft bewahrt ihre Ausrüstung separat auf und hat eine eigene Tonne mit Desinfektionsmittel. Ein Problem: die ständige Desinfektion setzt den Bällen zu und macht sie viel schneller kaputt als im herkömmlichen Betrieb. Kosten: etwa fünf Euro pro Baseball.

Und was wird aus der Baseballsaison 2020 in den höchsten deutschen Ligen? Es gibt Anzeichen, dass ein Spielbetrieb in abgespeckter Form möglich ist. Eine erste Videokonferenz mit den 16 Erstligisten Mitte Mai verlief ohne Ergebnis, vor wenigen Tagen einigten sich die unter dem Dach des Deutschen Baseball-Verbandes (DBV) spielenden Vereine der 1. und 2. Bundesliga dann auf ein Prozedere. Demnach erhalten alle Mannschaften die Gelegenheit, sich bis zum 15. Juli kostenfrei vom Spielbetrieb zurückzuziehen. Da es in diesem Jahr keine Auf- und keine Absteiger geben wird, dürfen die Teams im kommenden Jahr für die gleiche Liga melden.

Wild Farmers wollen Saison zu Ende spielen

Für die Dohren Wild Farmers ist ein Rückzug kein Option. Sie wollen in diesem Jahr unbedingt noch Baseball auf höchstem nationalen Niveau spielen. Im zweiten Schritt müssen sie sich entscheiden, ob sie die Partien mit oder ohne Zuschauer durchführen wollen. Der DBV formulierte die Optionen wie folgt: „Vereine, die nicht zurückziehen, sollen bis zum 15. Juli verbindlich erklären, ob sie bereit sind, einen Spielbetrieb ohne Zuschauer durchzuführen. Spricht sich danach eine Mehrheit für den Spielbetrieb mit Zuschauern aus, wird die Saison nur durchgeführt, wenn aufgrund der behördlichen Bestimmungen auch Zuschauer zu den Spielen zugelassen werden dürfen.“

Im Schnitt 250 Fans pro Heimspiel

Trainer Caleb Fenimore (28) vom Baseball-Bundesligisten Dohren Wild Farmers, zugleich dreimal in Folge bester Schlagmann der Bundesliga-Nordgruppe.
Trainer Caleb Fenimore (28) vom Baseball-Bundesligisten Dohren Wild Farmers, zugleich dreimal in Folge bester Schlagmann der Bundesliga-Nordgruppe. © HA | Markus Steinbrück

„Für uns war die Entscheidung klar“, verkündete Bernd Sievers das Ergebnis einer Vorstandssitzung, „wir wollen in der 1. und in der 2. Bundesliga mit Zuschauern spielen.“ Dazu muss man wissen, dass die zweite Herrenmannschaft als Vizemeister der Verbandsliga Niedersachsen/Bremen 2019 den Aufstieg in die 2. Bundesliga geschafft hat. Für die Wild Farmers bedeute der Verzicht auf Zuschauer ein erhebliches Loch auf der Einnahmenseite. Dabei fielen die Eintrittsgelder der durchschnittlich 250 Fans pro Heimspiel weniger stark ins Gewicht, so Bernd Sievers, wichtiger seien die Einnahmen aus dem Catering. Ein Doubleheader – zwei Heimspiele hintereinander – dauert nicht selten sieben Stunden. In dieser zeit müssen die Fans essen und trinken.

Erste Begegnung frühestens in sechs Wochen

Abteilungsleiter Sievers hat in Erfahrung gebracht, dass 15 der 16 Erstligisten ihre Heimspiele mit Zuschauern austragen wollen. Bis zum ersten Spiel wird es aber noch mindestens sechs Wochen dauern. Die Öffnung der Sportstätten erfolgte in den Bundesländern zu unterschiedlichen Zeitpunkten, zum Teil können Baseballclubs erst seit zwei Wochen trainieren. Der Deutsche Baseball-Verband sammelt die Rückmeldungen bis zum 15. Juli und wird danach einen Spielmodus festlegen. Der erste Pitch erfolgt frühestens Anfang August, mit Blick auf die Witterung soll die Saison bis zum 25. Oktober beendet sein.

Importspieler dürfen bleiben

Froh ist man in Dohren darüber, dass die Importspieler zu Beginn des Lockdowns noch in ihren Heimatländern waren. Die Baseballspieler aus den USA, die Kost und Logis gestellt bekommen, sind auch ein Kostenfaktor. Daher werden die Wild Farmers 2020 nur mit zwei Importspielern agieren. Besonders froh ist Trainer Caleb Fenimore, dass sich der Catcher Argenis Raga für ein zweites Jahr bei den wilden Landwirten entschieden hat. Der 25-Jährige hinterließ im Vorjahr einen hervorragenden Eindruck und spielte im Winterhalbjahr professionell Baseball in Venezuela. Der zweite Gastspieler ist Pitcher Ivan Andueza, ein guter Kumpel von Raga. Beide stehen auf Abruf bereit.