Hamburg. Bezirksversammlung will nach SPD-Antrag prüfen, wo neuer Wohnraum für einen Preis von acht Euro pro Quadratmeter entstehen kann.

Gut 7000 Sozialwohnungen gibt es im Bezirk Harburg. Ihre Quadratmetermiete beträgt maximal 6,60 Euro. Berechtigt, sie zu beziehen sind aber nur Mieter mit einem wirklich niedrigen Einkommen. Die Einkommensgrenze für den „Wohnberechtigungsschein“ (WBS), auch „Paragraph-5-Schein“ genannt, liegt bei 12.000 Euro netto für einen Single. Eine vierköpfige Familie hat bis zu einem Nettoeinkommen von etwas über 28.000 Euro Anspruch auf einen WBS-Schein. Bei geringfügiger Überschreitung kann das Wohnungsamt immer noch einen Schein ausstellen, muss aber nicht.

Neubaumieten doppelt so hoch wie Sozialmieten

Neubaumieten auf dem freien Wohnungsmarkt sind laut SPD-Bezirksfraktionsvorsitzendem Frank Richter etwa doppelt so hoch wie Sozialmieten. Vor allem Bezieher mittlerer Einkommen würden dadurch ungerecht belastet. Eine Lösung sieht er im „Acht-Euro-Wohnungsbau“, dessen Bezeichnung sich auf die Quadratmetermiete bezieht.

Auf Antrag seiner Fraktion beschloss die Bezirksversammlung, sich die Potenziale dieser Bauform im Hamburger Süden aufzeigen zu lassen. „Es geht um frei vermietbare Wohnungen, deren Quadratmetermiete einige Jahre nach der Fertigstellung auf acht Euro begrenzt ist“, sagt Richter. „Damit kommen auch Bezieher mittlerer Einkommen zu Wohnraum, den sie bezahlen können, ohne unter dem Strich genau so wenig Haushaltseinkommen übrig zu haben, wie Geringverdiener.“

Baukosten müssen niedrig sein

Das Problem dabei ist, dass die Baukosten besonders niedrig sein müssen, damit Investoren so günstig vermieten können und trotzdem ihre gewünschte Rendite erzielen. Richter rechnet dafür mit Baukosten von 1800 Euro pro Quadratmeter – rund 1000 Euro weniger als die üblichen durchschnittlichen Kosten. Es gibt dazu in Hamburg allerdings Modellprojekte.

Eines davon ist im Vogelkamp in Neugraben-Fischbek entstanden: Zwei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 41 Wohnungen. Sie wurden aus vorgefertigten Massivholzteilen gebaut, die Wohnungen verfügen über keine Flure und sind in die Tiefe geschnitten, was teure Fassade spart. Sie waren innerhalb von zwei Tagen vermietet. „Wir würden gerne wissen, welche Erfahrungen hier gemacht wurden und wo man solche Projekte im Bezirk wiederholen kann“, sagt Frank Richter, „Dazu soll zunächst einmal im Stadtentwicklungsausschuss berichtet werden. Das Ziel ist aber klar: Wir brauchen mehr frei verfügbare Wohnungen in diesem Preissegment.“

Pilotprojekt Vogelkamp

Es ist nicht so, dass es im ganzen Bezirk nur diese 41 Wohnungen zu diesem Mietpreis gäbe. Viele ehemalige Sozialwohnungen, deren Preisbindung noch nicht lange abgelaufen ist, werden zum Teil sogar unter acht Euro neu vermietet, sowohl von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SAGA als auch von Wohnungsbaugenossenschaften.

Ein weiteres Segment mit Mieten um die acht Euro sind Wohnungen im so genannten zweiten Förderweg. Bundesweit ist diese Förderung einst abgeschafft worden. Hamburg hat sie für sich wieder eingeführt. „Wir sprechen aber nicht mehr von Acht-Euro-Wohnen, weil die Mieten einige Cent darüber liegen“, sagt ein Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde. „Wir nennen das jetzt Hamburger Wohnen.“

Bei vielen großen Wohnungsbauprojekten in der Stadt ist ein so genannter Drittelmix vorgeschrieben: Je ein Drittel echte Sozialwohnungen, ein Drittel „Hamburger Wohnen“ und ein Drittel frei finanzierter Wohnungsbau. „Allerdings gibt es auch für das Hamburger Wohnen Einkommensgrenzen, die nicht überschritten werden dürfen“, sagt Richter. „Das unterscheidet dieses Modell vom echten Acht-Euro-Wohnungsbau.“