Harburg. Der Rotary-Club Harburg vergibt seinen Jugendpreis an drei Harburger, für die ehrenamtliches Engagement selbstverständlich ist
Sie sind Vorbild, Motivator, Leitfigur. Verbringen Nachmittage, Abende, ganze Wochenenden damit, für andere Kinder da zu sein. Sie zeigen ihnen, wie man einen Löschangriff aufbaut, Erste Hilfe leistet, einen Gottesdienst gestaltet und Theater spielt. Zwischen Schule und Uni, Klausuren und Prüfungen nehmen sich Marc Sygo, Emma Emilie Ingenlath und Steven Stemmann Zeit, um für andere da zu sein. Weil es ihnen Freude macht, Verantwortung zu übernehmen.
Für ihr ehrenamtliches Engagement werden die drei Harburger am Donnerstag mit dem Rotary Jugendpreis des Rotary Clubs Hamburg-Harburg ausgezeichnet. Vergeben wird ein erster Preis, dotiert mit 1000 Euro, sowie zwei zweite Preise in Höhe von je 500 Euro. „Wir wollen jungen Menschen Anerkennung für ihr soziales Engagement, ihren ehrenamtlichen Einsatz für die Gemeinschaft aussprechen und ihnen, soweit möglich, auch eine öffentliche Anerkennung zuteil werden lassen“, sagt Rotarier Dietmar Streitberg, der die Ausschreibung betreut. „Wir möchten außerdem durch ihr Beispiel andere zu ähnlichem Engagement anregen.“
Für Marc Sygo, den Erstplatzierten, hat sich die Frage nie gestellt, ob er sich engagieren soll oder nicht. Er macht es, weil es ihm Spaß macht. Und weil es nichts Schöneres gibt, als die strahlenden Augen seiner kleinen „Feuerwehrleute“ zu sehen, wenn er mit ihnen Löscheinsätze trainiert. Seit vielen Jahren setzt sich der junge Mann aus Hausbruch für den Nachwuchs der Freiwilligen Feuerwehr Harburg ein. Als stellvertretender Jugendwart kümmert er sich um die Betreuung und Ausbildung der Kinder, unterrichtet die Zehn- bis 17-Jährigen in Brandschutz, technischer und Erster Hilfe und vermittelt den Kindern ganz nebenbei, wie wichtig Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Disziplin und Einsatzbereitschaft sind. „Er ist ein super Lehrer und richtiger Freund“, schwärmen die kleinen Einsatzkräfte. „Marc ist unser großes Vorbild.“
Jeden Donnerstagabend ist der 21-Jährige mit seinen Kids im Einsatz. Nach der Theorieeinheit geht es mit dem Löschfahrzeug raus zur praktischen Übung. „Es ist toll, zu sehen, wie sich die Kinder hier entwickeln“, sagt er. „Wie sie selbstbewusster werden und mutig. Und wie aus Einzelgängern eine starke Gemeinschaft wird.“
Wie prägend die Zeit bei der Jugendfeuerwehr sein kann, hat Marc Sygo selbst erfahren. Als Zwölfjähriger nahm ihn ein Freund mit zu einem der Treffen. „Ich war damals ein schüchternes Kind. Die Erfahrungen bei der Jugendfeuerwehr und das Teamgefühl haben mich vollkommen verändert“, sagt er. Aus dem zurückhaltenden Jungen ist ein selbstbewusster, hilfsbereiter junger Mann geworden, der genau weiß, was er will. Derzeit macht er eine Ausbildung zum Notfallsanitäter bei der Berufsfeuerwehr, anschließend will er für zwölf Monate einen Brandmeisterlehrgang besuchen und außerdem noch „Rescue-Engineering“ an der HAW Bergedorf studieren. Sein Berufsziel: Zugführer im gehobenen Dienst der Feuerwehr. „Alternativ würde ich ebensogern Rettungsdienstkonzepte schreiben und den Katastrophenschutz mitgestalten“, sagt er. Doch bis es soweit ist, will er seine Begeisterung für das Blaulicht weitergeben und dafür sorgen, dass der Feuerwehr auch künftig nicht der Nachwuchs ausbleibt.
Kinder für etwas zu begeistern, in ihnen die Freude an einer Sache zu wecken, ist auch die Stärke von Emma Ingenlath. Die 20-Jährige engagiert sich ehrenamtlich in der Katholischen Kirchengemeinde Heilig Kreuz in Neugraben. Als Gruppenleiterin kümmert sie sich um die Anwerbung und Ausbildung neuer Messdiener, schreibt deren Dienstpläne und sorgt dafür, dass ihre Gewänder stets sauber und ordentlich sind. Darüber hinaus ist sie selbst als Messdienerin im Einsatz, organisiert Gottesdienste und trägt als Solistin und Chorsängerin maßgeblich zu deren Gelingen bei. In den Herbst- und Wintermonaten kümmert sie sich zudem um die Sternensänger, übt mit ihnen neue Lieder und Rollen, bastelt Kronen und Gewänder, sammelt Spenden.
Als Pfarrgemeinderatsmitglied ist sie im Jugendausschuss für die Firmung verantwortlich, macht mit den jungen Teilnehmern Ausflüge, unterstützt sie bei ihrem karitativen Einsatz und zeigt ihnen, wie sie selbst einen Jugendgottesdienst gestalten können. „Ich bin hier reingewachsen und mache das wegen der Kinder und Jugendlichen, mit denen ich mich so gut verstehe“, sagt Emma Ingenlath. „Es ist ein soziales Umfeld, das ich nicht missen möchte – eine wirklich schöne Gemeinschaft.“ Für die Neugrabenerin, die an der Hamburger Uni und Musikhochschule die Fächer Chemie und Musik studiert, ist ihr Einsatz in der Gemeinde selbstverständlich und auch notwendig. „Man sollte im Leben auch Dinge tun, die nicht auf den ersten Blick Rendite abwerfen und profitabel erscheinen“, sagt sie. „Wer macht es denn sonst?“
Dass der schönste Lohn ein Lächeln ist, findet auch Steven Stemmann. Der 18-Jährige Schüler des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums ist ein unverzichtbarer Mitarbeiter im Team der Ev.-luth. Bugenhagen-Kirchengemeinde. Der angehende Abiturient ist fast täglich in den Gemeinderäumen an der Rönneburger Straße im Einsatz. Er bereitet Kindergottesdienste vor und nach, spielt Theater mit den Kindern, leitet die Sportgruppe und hielt während der Vakanz der Diakon-Stelle im vergangenen Jahr die Aktivitäten für die Kinder in Eigenregie aufrecht. Darüber hinaus wirkt er beim Konfirmandenunterricht mit, betreut Jugendgruppen, fährt als Betreuer mit auf Kinderfreizeiten und hilft bei Krippenspiel, Sommerfest und allen anderen kirchlichen Aktionen. Weil es ihm Spaß macht und er wertvolle Erfahrungen sammeln kann. „Als ich in der achten Klasse war, fragten mich die Mitschüler, ‚warum ich das eigentlich mache“, erzählt er. „Weil es mir Freude macht, habe ich ihnen geantwortet.“ Und während die anderen im Discounter jobbten, Regale einräumten und Geld verdienten, habe ich für’s Leben gelernt: Verantwortung zu übernehmen und im Team zu arbeiten.“ Das will er auch dann weiterhin tun, wenn es mit dem Studienplatz für „Computer-Games-Technologie“ an der Fachhochschule Wedel klappen sollte. Mit dem Preisgeld des Rotary-Jugendpreises hat er schon mal ein Drittel der Erstsemesterkosten abgedeckt. Für den Rest hofft er auf ein Stipendium beim evangelischen Studienwerk.