Harburg. Entwurf für Verlauf der Linie 143 vorgestellt. Viele Anwohner profitieren, doch an der Strecke fallen Stellflächen weg.
Für die einen ist es ein Fortschritt der Mobilitätswende: Eine Buslinie, die weit ins Langenbeker Feld hinaufführt, über die Radickestraße an die Rönneburger Straße anschließt und auch diese Straße, an der zahlreiche neue Wohnungen entstanden sind, bedient, würde mehrere tausend Anwohnerinnen in eine akzeptable Distanz zu einer Bushaltestelle bringen.
Für die anderen ist es etwas, das unbedingt verhindert werden muss: Die direkten Anwohner fürchten Lärm durch die Busse, den Verlust von Parkplätzen an der Straße und sperren sich dagegen, dass die Radickestraße, die auf den gut 85 Metern zwischen Hilshain und Hüllbeen abgepollert ist, nun für Busse freigegeben werden soll.
Neue Buslinie in Harburg: So viele Parkplätze müssen weichen
Heute Abend wird der „Entwurf einer verkehrstechnischen Untersuchung“ im Bürgerzentrum Feuervogel der Öffentlichkeit präsentiert. Zumindest eine Befürchtung der Gegner scheint sich zu bewahrheiten: Damit die Busse ungehindert fahren können, müssen laut Gutachten Parkplätze weichen – und zwar mindestens 119 der 359 Straßenrandparkplätze an der Strecke. In der Maximalvariante sogar 223. Aus Ingenieurssicht ist die verkehrstechnische Untersuchung fertig erforscht.
Allerdings gehört auch die Öffentlichkeitsbeteiligung, die heute erfolgt, zum planerischen Procedere. Dort können sich aus Anregungen Aspekte ergeben, die die Ingenieure bisher nicht bedacht haben. Deshalb heißt das bisherige Ergebnis auch noch „Entwurf.“ Am Montag bekamen die Mitglieder des Harburger Stadtentwicklungsausschusses den Entwurf vorab präsentiert. Bauingenieur Jop Vlaar vom Stadtplanungsbüro SBI stellte die Ergebnisse vor.
Wie kann man den Osten Langenbeks und den Südosten von Wilstorf besser an den Bus anbinden? Ziel des „Hamburg-Taktes“ der Verkehrsbehörde ist es, möglichst viele Hamburger in unter fünf Gehminuten eine regelmäßig bediente Bushaltestelle erreichen zu lassen. Das ist für viele Bewohner der Region derzeit nicht möglich. Die Idee der Hamburger Hochbahn dazu ist die beschriebene Buslinie. Aufgabe der Gutachter nach einer ersten Öffentlichkeitsbeteiligung war unter anderem, Alternativen zu prüfen. Drei weitere Strecken wurden untersucht und fielen in der Abwägung durch. Nah an die Hochbahn-Variante heran kam lediglich die Idee, den Bus nicht zur Rönneburger Straße abbiegen zu lassen und stattdessen bis zum Ende des Leiserwegs zu verlängern und dort wenden zu lassen. Damit wären aber weniger Fahrgäste erreicht worden.
Von der Hochbahn-Variante haben 6800 Anwohner einen Vorteil
Pläne, die lediglich eine Stichfahrt auf der Rönneburger Straße oder eine Wendefahrt über den Rönneburger Kirchweg zum Inhalt hatten, scheiterten am mangelnden Nutzen oder an zu vielen verkehrstechnischen Hindernissen. Von der Hochbahn-Variante haben 6800 Anwohner einen Vorteil gegenüber dem Status quo. Der Hochbahn- Plan sieht vor, die Buslinie 143 von ihrem bisherigen Weg auf der Winsener Straße auf die beschriebene Strecke zu verschwenken. Alle 20 Minuten würde in beide Richtungen ein Bus fahren und dabei mit Gromballring, Rönneburger Straße (Nord), Schneverdinger Weg und Musilweg vier neue Haltestellen bedienen. „Das Problem ist, dass die Fahrbahn an vielen Stellen nicht breit genug ist, dass sich zwei Busse begegnen können“, sagt Vlaar. „Deshalb müssen Parkplätze entfallen.“
Bleiben die Straßen bis auf den Durchstich in der Radickestraße unverändert, sind 223 geparkte Autos im Weg. Aber Jap Vlaar sieht Möglichkeiten, noch einmal 117 Parkplätze davon zu erhalten: „An vielen Stellen haben wir überbreite Gehwege“, sagt er. „Wenn wir diese auf die Normbreite von 3,15 Meter reduzieren, passen Busse und Parkplätze auf beiden Seiten nebeneinander. So können fast 100 Stellplätze erhalten oder ersetzt werden. Schwieriger ist es mit 20 weiteren: Die können nur ersetzt werden, wenn dafür Bäume gefällt werden.“
Dass die Durchfahrt durch die Radickestraße lediglich Bussen vorbehalten bleibt, soll mit Versenkpollern auf der Hüllbeen-Seite erreicht werden. Dort steht derzeit ein so genanntes „Drängelgitter“. Eigentlich soll dort derzeit, wie auf der anderen Seite auch, ein abschließbarer Klapp-Poller der Feuerwehr die Durchfahrt ermöglichen. Wer trotzdem die feste Sperre errichten ließ, kann im Bezirksamt nicht mehr nachvollzogen werden. „Mit den Versenkpollern hat die Hochbahn an anderen Stellen gute Erfahrungen gemacht“, sagt Jop Vlaar. Der Ingenieur: „Sie haben an dieser Stelle auch den Vorteil, dass der Bus anhalten muss, um den Poller zu aktivieren. So bleibt er auch garantiert vor dem Fußgängerweg Hüllbeen stehen, der hier seine Route kreuzt.“