Harburg. Die Nachfrage ist groß, das Material knapp: Die Harburger Manufaktur „Trenga De“ kann dennoch weiter liefern.
Wer aktuell ein Fahrrad kaufen möchte, der hat es schwer. Die Lieferzeiten sind lang, die Preise für Neu- und Gebrauchträder explodieren. Doch das Fahrradcenter Harburg am Großmoorbogen mit der angeschlossenen Manufaktur Trenga De scheint der Krise zu trotzen. Selbst gebrauchte Fahrräder vom Traumschiff oder TUI Cruises sind hier derzeit zu bekommen.
Leere Ladenflächen, wenig Auswahl und ein riesiger Reparaturstau. In vielen Fahrradläden herrscht seit Monaten Ebbe. Modelle namhafter Hersteller sind bereits seit bis auf Weiteres ausverkauft oder es gibt Lieferzeiten von mehr als einem halben Jahr. Die Gründe dafür sind vielfältig, weltweit ist die Nachfrage an Fahrrädern gestiegen.
Lieferzeiten von mehr als einem halben Jahr nicht ungewöhnlich
„Der Ökogedanke, die alternative Mobilität in den Städten und der persönliche Fitnessanspruch sind nur drei Faktoren“, sagt Stephan Dirks, einer der Geschäftsführer von Trenga De. Dazu kämen technische Faktoren. „Shimano“ etwa, einer der wichtigsten Hersteller von Fahrradkomponenten wie Schaltwerken und Innenlagern, musste seine Produktion aufgrund von hohen Coronazahlen zwischenzeitlich einstellen. Die Produktionsrückstände seien bis heute nicht aufgeholt.
Auch der Rohstoffmangel mache der Branche zu schaffen, Aluminium und Stahl seien derzeit eine Rarität. „Wir haben gut eingekauft, in unseren Lagern stehen noch einige Paletten mit den begehrten Einbauteilen, aber ich sehe 2022 noch größere Engpässe auf die Branche zukommen“, warnt Stephan Dirks, der seit 1990 mit seinem Bruder Jens Peter das Harburger Traditionsunternehmen leitet. „Unser Vorteil ist, dass wir fast alles selbst produzieren und weniger Komponenten dazukaufen als andere Hersteller.“
Gravelbikes sind leichte Fahrräder mit dickeren Reifen als Rennräder
Und in der Tat: Wer sich in den Ladengeschäften des Fahrrad- und E-Bike-Centers in Harburg und Buchholz umschaut, findet noch fast alles, was die Radlerseele begehrt. „Nur Mountainbikes werden bei uns langsam knapp, aber die sind in Hamburg gar nicht so nachgefragt“, erläutert Verkaufsleiter Christian Pahl. „Wir haben sogar zehn verschiedene Modelle von Gravelbikes.“ Neben E-Bikes sind Gravelbikes die absoluten Trendräder. Es sind leichte Fahrräder mit dickeren Reifen als Rennräder sie in der Regel haben. Dadurch seien sie gut an die urbane Umgebung angepasst.
Auch bei den hauseigenen Freizeiträdern und Elektrofahrrädern gibt es noch keine Lieferprobleme – selbst wenn das Fahrrad wie in den meisten Fällen bei Trenga De mit Wunschfarbe oder besonderer Spezifikation noch in der Manufaktur hergestellt werden muss. Die Räder werden spätestens nach einigen Wochen ausgeliefert.
Generalüberholtes Fahrrad vom Kreuzfahrtschiff kostet etwa 550 Euro
Wem selbst dies zu lange dauert, kann neben einem Neurad aus der fertigen Produktpalette auch für rund 550 Euro ein generalüberholtes Fahrrad von einem Kreuzfahrtschiff kaufen. Denn die kleine Fahrradfabrik aus Harburg baut beispielsweise die Drahtesel, die auf dem Traumschiff „Amadea“ von Phoenix Reisen oder der Mein-Schiff-Flotte von TUI Cruises eingesetzt werden. „Nach einiger Zeit kommen die Räder zu uns zurück, werden dann mit zahlreichen Neuteilen versehen und als Gebrauchträder weiterverkauft“, sagt Verkaufsleiter Christian Pahl. Das Branding des Kreuzfahrtschiffes bleibt erhalten, so werde man immer an seinen Traumurlaub erinnert.
„Viele Unternehmen setzten auf unsere Räder“, sagt Geschäftsführer Dirks. Hamburgs Behörden, das Deutsche Rote Kreuz, der Arbeiter Samariter Bund und die Hamburger Polizei sei auf den Straßen der Stadt mit Rädern von Trenga De unterwegs. „Gerade Unternehmen, die nur eine kleine Stückzahl an Dienstfahrrädern im eigenen Corporate-Design benötigen, wenden sich an uns“, sagt Dirks. „Wir machen hier wirklich fast alles selbst und fast alles möglich. Die Rahmen, das Design und die Pulverbeschichtung. Das gilt für Business- wie Privatkunden. Und alles ist made in Harburg.“
Im kommenden Frühjahr wird Trenga De sogar eigene Laufräder produzieren, um so der Lieferkrise noch stärker trotzen zu können. Die Teile für die Fertigungsstraße der Vorder- und Hinterräder sind bereits angeliefert.