Hamburg. In der Harburger Bezirksversammlung stehen Verkehrsthemen und die Wasserversorgung auf der Agenda. Rot-Grün stellt speziellen Antrag.

Droht dem Hamburger Süden eine Wasserknappheit? Das befürchtet die Harburger CDU und möchte das Thema in der aktuellen Stunde zu Beginn der Bezirksversammlungssitzung heute Abend im Bürgerzentrum Feuervogel der Schule Maretstraße besprechen. Ansonsten hat die Tagesordnung diesmal einen sehr starken Schwerpunkt auf Verkehrsthemen. Die Rot-Grüne Koalition will in mehreren Anträgen den Autoverkehr ausbremsen und den öffentlichen Nahverkehr attraktiver gestalten. Die FDP fordert smarteres Parken und die CDU die Generaldebatte mit Verkehrssenator Anjes Tjarks.

Das Urteil des Verwaltungsgerichts Lüneburg, in dem festgelegt wird, dass Hamburg die Wassermenge, deren Entnahme der Hansestadt aus den Brunnen in der Nordheide vertraglich durch den Landkreis zugebilligt wird, nicht einseitig durch Hamburg erhöht werden darf ist die Grundlage für die Befürchtungen der CDU: „Vertreter von Hamburg Wasser haben in dem Zusammenhang gesagt, dass die Versorgung beispielsweise des Heimfelder Raums dann nicht mehr wie bisher zu gewährleisten ist, sondern man dann verstärkt Wasser von anderswo zuleiten müsste“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Ralf-Dieter Fischer.

Harburgs Bezirkspolitiker diskutieren auch das Lüneburger Urteil zur Wasserversorgung

Fischer befürchtet, dass Hamburg Wasser dann die Mengen erhöhen könnte, die über die Wasserwerke und Brunnen im Süderelbe-Raum entnommen werden. „Und da müssen wir wissen, was das mit dem natürlichen Wasserhaushalt der Region anrichtet“, sagt Fischer. „Trocknet dann die Fischbeker Heide aua oder sinkt der Wasserspiegel im Neugrabener Moor?  Dazu darf es nicht kommen!“ Ob diese Fragen im Rahmen einer aktuellen Stunde geklärt werden können, ist fraglich.

Im Debattenblock der regulären Tagesordnung dominiert die Verkehrspolitik. So wollen SPD und Grüne auf beiden großen Durchfahrtstraßen Heimfelds, der Heimfelder und der Haakestraße durchgehend Tempo 30 einführen. Ein weiterer Wunsch der Koalition – wenn auch erst irgendwann in der Zukunft – ist die Beruhigung der B 73, eventuell sogar ihre streckenweise Einengung auf eine Fahrspur je Richtung. Im Stadtentwicklungsausschuss war eine Studie der Verkehrsbehörde (BVM) vorgestellt worden nach der dies möglich wäre, wenn die A 26 fertiggestellt ist. Für die Bezirkspolitik ist das deshalb spannend, weil die B 73 zu den Magistralen gehört, entlang derer sich Stadtplaner entgegen der bisherigen Lehrmeinung neuen Wohnungsbau vorstellen können. „Die BVM geht davon aus, dass sich der Verkehr auf der B 73 stark reduzieren wird, wenn die A 26 fertig ist“, sagt der SPD-Verkehrsexperte Frank Wiesner.

Wenn die A 26 fertig ist, könnten sich auf der B 73 die Fahrspuren verringern lassen

Derzeit ist an eine Reduzierung der Spuren kaum zu denken. Jede einengende Baustelle auf der Bundesstraße bringt den Berufsverkehr zum Stauen. Kein Wunder: Bis zu 40.000 Fahrzeuge nutzen die Straße täglich. Die A 26 als Alternative könnte die tägliche Fahrzeugmenge auf 25.000 reduzieren, schätze die Behörde, sagt der hauptberufliche Verkehrsplaner Frank Wiesner. „Das ist immer noch im Grenzbereich. Im Studium habe ich mal die Zahl 20.000 als Schwellenwert für Zweispurigkeit gelernt.“  

Eine Verengung auf zwei statt vier Spuren oder auch ein Drei-Fahrstreifen-Modell mit wechselnden Linksabbiegespuren, wie es der Koalition für die Winsener Straße vorschwebt, sei ohnehin nicht an jedem Abschnitt der B 73 empfohlen worden. „Wo es mit einer fertigen A 26 wohl auf alle Fälle ginge, ist er Teil zwischen Landesgrenze und Francoper Straße“, sagt Wiesner.

Auch Neu Wulmstorf müsste bei diesen Harburger Überlegungen mitziehen

Dafür müsse dann aber auch Neu Wulmstorf die Chance erkennen, durch eine Reduzierung der B 73 mehr Lebensqualität im Ortszentrum zu gewinnen. „Und wir müssen die Ausweicheffekte im Auge behalten“, sagt Wiesner. „Eine Blechlawine auf der Neuwiedenthaler Straße ist nicht erstrebenswert.“

Weil viele derartige Fragen noch offen sind, beispielsweise ob der Verkehr sich auch reduziert, wenn die A 26 nur bis zu A 7 und nicht bis zur A 1 realisiert wird, wie es sich viele Verkehrspolitiker der Grünen wünschen, ist der Inhalt des Antrages zunächst einmal die Forderung nach mehr Informationen. Klar ist jedoch, dass es dabei nicht darum geht, ob man die B 73 zurückbauen kann, sondern darum, wo, wie und wann.

Die Sitzung im Bürgerzentrum Feuervogel beginnt um 17.30 Uhr. Eine Anmeldung unter bezirksversammlung@harburg.hamburg.de ist notwendig.