Harburg. Am Außenmühlenweg sollen Sportler, Spaziergänger und Radfahrer auf zwei Spuren zum Stadtpark kommen.

Die Quartierentwickler für das RISE-Gebiet Wilstorf-Reeseberg haben einige Bretter zu bohren, wenn es darum geht, den Stadtteil attraktiver zu machen. Eines der dicksten: Der „Quartierseingang“, also die Stelle, an der man den Hamburger Stadtteil betritt. Davon gibt es bei einem so großen Viertel mehrere, aber die große „Haustür“ befindet sich ausgerechnet unter einer Autobahnbrücke.

Die stark befahrene, vielspurige Kreuzung Winsener, Wilstorfer, Hohe und Hannoversche Straße ist ohnehin nicht gerade anheimelnd. Die ehemalige Harburger Stadtautobahn – sie ist mittlerweile zur Bundesstraße herabgestuft, ohne dass dort weniger Autos führen – sorgt zusätzlich für Schatten und Angsträume. Dass der große Platz unter der Brücke neu gestaltet werden soll, wurde bereits im September bekannt gegeben.

An der geplanten Umsetzung gibt es aber auch Kritik

Jetzt kommt etwas hinzu: Der Weg vom Platz zum Stadtpark, vorbei am Sportplatz, soll ebenfalls grunderneuert werden und in Zukunft als Joggingstrecke genutzt werden können. Nach dem Regionalausschuss Harburg wurde nun auch der Quartiersbeirat des Fördergebiets detailliert informiert. Grundsätzlich finden beide Gremien die Idee gut.

An der geplanten Umsetzung gibt es aber auch Kritik: Schon jetzt sei der Weg zu schmal, um gleichzeitig Radfahrern und Fußgängern Platz zu bieten, sagt beispielsweise der Bezirksabgeordnete Torsten Fuß (SPD). Jetzt gezielt noch eine weitere Zielgruppe anzulocken, die noch einmal eine eigene Geschwindigkeit hat, würde vorhandene Konflikte weiter schüren. Andere bedauern, dass auch der Joggingpfad gepflastert sein soll. Sie laufen lieber auf weicherem Untergrund.

Uferseite des Weges neigt immer wieder dazu abzusacken

Ursprünglich waren schon in den 1980er-Jahren der bestehende Weg, der Teich daneben und der Platz als ästhetischer Ausgleich für die Hochbrücke der Stadtautobahn gedacht, ebenso wie die abgerundete Gestaltung der Brückenunterseite, die ihr den Spitznamen „Fischbauchbrücke“ einbrachte. Der gepflasterte Weg ersetzte einen Trampelpfad, der Teich holte die Engelbek noch einmal ans Tageslicht, die zuvor bereits ab dem Außenmühlendamm nur noch in Rohren zum Seevekanal floss, und der Platz mit seinen Steinstelen sollte tatsächlich Aufenthaltsqualität bieten.

Doch schon der Umstand, dass das Wasser der Engelbek eher träge floss und zu Brack- und Algenbildung neigte, konterkarierte das Konzept. Die ständige Verschattung von Uferweg und Platz sorgen für eine eher unangenehme Atmosphäre, und die Uferseite des Weges neigt immer wieder dazu, abzusacken, so dass Radfahrer absturzgefährdet sind und ständig nachgebessert werden muss.

Die Basaltstelen an der Bushaltestelle Reeseberg sollen eine optische Abgrenzung zwischen Stadt und Park bewirken. Der Platz dahinter wirkt für viele Anwohner wie ein Angstraum.
Die Basaltstelen an der Bushaltestelle Reeseberg sollen eine optische Abgrenzung zwischen Stadt und Park bewirken. Der Platz dahinter wirkt für viele Anwohner wie ein Angstraum. © xl | Lars Hansen

Zumindest das soll mit der Grundsanierung behoben werden, referierte Maike Bundt, Landschaftsarchitektin in der Abteilung Stadtgrün des Bezirksamts. Die Brücke darüber kann sie aber nicht entfernen. Und auch den Weg kann sie nicht verbreitern. Dafür soll dieser nun in zwei Spuren unterteilt werden: Eine, in der die rechteckigen Pflastersteine längs verlegt sind und auf der die „schnellen“ Wegenutzer – Jogger und Radfahrer – unterwegs sind und eine weitere Spur mit quer verlegtem Pflaster für die langsamen Fußgänger. Dazwischen soll eine blaue Trennlinie die zukünftige Farbgestaltung des nahen Sportplatzes Außenmühle aufnehmen. An einer Stelle soll der bestehende Weg erweitert werden: Auf halber Strecke soll uferseitig eine Fitness-Insel mit Freiluft-Sportgeräten entstehen.

Spazierspur sowie Fahrrad- und Joggerspur je ein Meter breit

Die Spazierspur sowie die Fahrrad- und Joggerspur sollen jeweils eineinhalb Meter breit ausfallen. Zu wenig, findet der Wilstorfer Bezirksabgeordnete Torsten Fuß (SPD): „Wir sehen an dieser Stelle jetzt schon immer wieder Konflikte zwischen Radfahrern und Fußgängern“, sagt er. „Und wenn die Jogger auf der Radspur unterwegs sein sollen, müssen die Radfahrer sie überholen. Dann werden sie doch wieder in die andere Spur hineinfahren, wenn sie sich überhaupt an die Spurentrennung halten. Spätestens bei Gegenverkehr werden sie die Spur nicht mehr einhalten.“

Gemäß den Hamburger Vorschriften für Geh- und Radwege muss ein Zwei-Richtungs-Radweg mindestens 1,50 Meter breit sein. Ein Fußweg ebenso. Einfach addieren kann man diese Breiten jedoch nicht: Bei kombinierten Fuß- und Radwegen kommen noch Sicherheitszonen hinzu. Die müssen aber nur in der „lichten Breite“ und nicht unbedingt über dem befestigten Teil des Wegs vorhanden sein. Inklusive Seitenbefestigungen soll der neue Uferweg auf 3,60 Meter Breite gepflastert sein. Das ist schon sehr knapp. Für ein Mischmodell, bei dem Jogger den Radanteil eines Weges mitbenutzen sollen, gibt es gar keine Berechnungsgrundlage.

„Wir wollen versuchen, allen Nutzern hier gerecht zu werden und den Raum unter der Brücke aufzuwerten“, sagte Maike Bundt den Beiratsmitgliedern, „Mehr Platz ist dort nicht vorhanden. Man muss auch auf Rücksichtnahme setzen.“