Hamburg. “Pavillon am See“ steht seit Jahren leer. Dabei werden bereits seit 2018 Interessenten für das “alte Klohaus“ gesucht – und gefunden.
So mancher glaubt, dieses Haus wird nur noch von Moos und Graffitifarbe zusammengehalten. Zumindest wurde es in den vergangenen Jahren sehr stiefmütterlich behandelt. „Baujahr 1937, Architekt unbekannt“ ist über den Bau in der Hamburger Denkmalliste verzeichnet. Trotzdem: Das ehemalige Toilettenhäuschen am Fuße des Schwarzenbergs ist ein Denkmal, wurde sogar als „wahres Schmuckstück“ bezeichnet.
Es geht so weit, dass das Bezirksamt Harburg möchte, dass es nicht mehr als „Das alte Klohaus“ bezeichnet wird, sondern als „Der Pavillon am See.“ Bereits Ende 2018 wurde angekündigt, in einem so genannten Interessenbekundungsverfahren nach neuen Nutzern für den alten Profanbau zu suchen. Explizit war die Rede von sozialen und kulturellen Nutzungsmöglichkeiten. Im April 2021 ist das Interessenbekundungsverfahren immer noch nicht in die Wege geleitet.
Heimfelder Designer wollte hier sein preisgekröntes Projekt starten
Dabei hätte es durchaus Interessenten gegeben: Der Heimfelder Designer John Kuypers wollte auf den 55 hier zur Verfügung stehenden Quadratmetern sein – mittlerweile mehrfach preisgekröntes – Projekt „Precious Plastic“ starten und musste dies dann woanders tun und sowohl die Initiative Suedkultur als auch die Kulturgenossenschaft 3falt wollten hier Probenräume für Musiker einrichten. Es gab auch bildende Künstler, die sich hätten vorstellen können, hier ein Atelier einzurichten. Sie alle wurden vertröstet.
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„Ein Interessenbekundungsverfahren wurde noch nicht gestartet, ist aber in Arbeit“, sagt die stellvertretende Sprecherin des Bezirksamts Harburg, Sandra Stolle. „Derzeit sind noch bezirksamtsinterne Abstimmungen erforderlich – erste Entwürfe werden bis Ende Mai entwickelt. Mit einem Abschluss des Verfahrens ist Ende 2021 zu rechnen.“
Linke kritisieren Bezirksamt Harburg für Blockadehaltung
Der Kulturausschuss-Vorsitzende der Harburger Bezirksversammlung, Heiko Langanke (Linke) hat aus mehreren Perspektiven Sicht auf die Dinge: Bevor er in die Politik wechselte, war er Sprecher der Initiative Suedkultur und auch aktiv in der 3falt-Genossenschaft. Diese Aktivitäten hat er aufgegeben, damit es nicht zu Konflikten mit seinem politischen Ehrenamt kommt, aber sie haben seine Erfahrungen und Erwartungen geprägt. „Ich hatte bislang nicht den Eindruck, als wolle das Bezirksamt unbedingt eine kulturelle Nutzung des Häuschens anstreben“, sagt er. „Im Gegenteil: Bei einer Begehung 2019 wurde ich gefragt, ob man das Haus überhaupt noch aufschließen solle. Es würde sich ja doch nicht lohnen. Nach allzu viel Liebe zum Objekt klang das nicht.“
Den Gedanken an Übungsräume kann Langanke zumindest hier wohl auch aufgeben. Im Zuge der Sanierung des Schwarzenbergparks soll dem „Pavillon am See“ eine Schönheitskur und eine Rolle als besonderer Hingucker zukommen. 700.000 Euro sagte der Finanzsenator für die Parksanierung zu, davon soll nicht wenig für die Sanierung des Pavillons aufgewendet werden. Musiker-Übungsräume sind aus Lärmschutzgründen meist verrammelt und vernagelt und nicht allzu ansehnlich. Bei der Übergabe der Finanz-Zusage vor einem Jahr schwebte Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen auch eher eine „kleine Gastronomie, vielleicht mit Seeterrasse“ vor. Probenräume für Musiker wollte die Verwaltungschefin, die im Erstberuf selbst Musikerin ist, jedoch nicht völlig ausschließen; ebenso wenig, wie Ausstellungsräume oder andere kulturelle Nutzungen.
Sanierung soll abgewartet werden, neue Nutzung ab 2022
Auf Anfrage der Linken-Fraktion wurden nun Einzelheiten zur Sanierung bekannt gegeben: Die Außenfassade soll wieder hergestellt, die Innenräume „grundrissoptimiert“ werden, mit dem Ziel einer Vielfalt von Nutzungsmöglichkeiten. Sprich: Viele alte Wände verschwinden und werden durch wenige neue ersetzt. Wenn alles planmäßig läuft, soll ein Nutzer ab Frühjahr 2022 hier starten können.
Heiko Langanke ist da skeptisch. „Bis jetzt hatte ich den Eindruck, als wolle kein Mitarbeiter des Bezirksamts ernsthaft etwas mit diesem Gebäude zu tun haben. Verantwortung und Entscheidungen wurden stets weitergeschoben. Das kenne ich auch von anderen Projekten. Geworden ist aus solchen Vorhaben dann nie etwas.“
Immerhin scheint sich das Haus in der Zwischenzeit etwas erholt zu haben: Hieß es 2018 auf Abendblatt-Anfrage noch „Grundsätzlich wäre das Gebäude möglicherweise noch nutzbar; es befindet sich jedoch in sehr schlechtem baulichem Zustand“, heißt es heute: „An dem Gebäude sind keine besonderen Schäden feststellbar. Es handelt sich um einen typischen Leerstand.“