Harburg. 2289 Mädchen und Jungen wollen südlich der Elbe die Schule besuchen – positiver Trend sorgt aber für Platzprobleme.

Stolze 2289 Mädchen und Jungen werden im Hamburger Süden nach den Sommerferien eingeschult, davon 1670 im Bezirk Harburg und 619 auf den zu Hamburg-Mitte gehörenden Elbinseln Finkenwerder, Wilhelmsburg und Veddel. Das ist Rekord.

Auch beim Übergang in die fünften Klassen hat Harburg einen Rekord zu vermelden: 1716 Schülerinnen und Schüler wechseln im Sommer von den Grundschulen auf die Stadtteilschulen und Gymnasien 101 mehr als im Vorjahr, der mit Abstand größte Zuwachs aller Bezirke.

Hohe Anmeldezahlen sorgen für Enge in Hamburgs Schulen

Diese positive Nachricht birgt aber auch das eine oder andere Problem: Es wird eng. Zwar sind an fast jeder der 57 Schulen im Bezirk Harburg Erweiterungsbauten geplant, und sogar einige ganz neue Schulen. „Aber bis die bezugsfertig sind, dauert es noch einige Jahre“, kritisiert der Bürgerschaftsabgeordnete André Trepoll (CDU), der den Wahlkreis Süderelbe vertritt, „damit hätte man schon früher anfangen müssen.“

Während sich die absoluten Anmeldezahlen für ganz Hamburg und für die Bezirke anhand von Geburtenstatistiken und Zuzugszahlen wenigstens grob vorausahnen lassen, ist die Anmelderunde für die einzelnen Schulen jedes Jahr wieder eine Wundertüte, da die Eltern bei den weiterführenden Schulen freie Wahl haben und auch bei den Grundschulen möglichst selten abgewiesen werden sollen.

Nur, wo die Kapazitäten einer Schule sonst gesprengt würden, greift die Schulbehörde ein und lenkt einzelne Schüler um. Die Zahl derer, die an ihrer Wunsch-Schule abgelehnt werden, bewegt sich allerdings jährlich im unteren einstelligen Prozent-Bereich. Für die Grundschulen ist die Fein-Verteilung der Schülerinnen und Schüler bereits erfolgt. Für die weiterführenden Schulen steht sie noch aus. Mitte April wollen Behörde und Schulen Klarheit und die Bewerber Gewissheit haben.

Hamburger Süden: Schule In der Alten Forst hat die größte Beliebtheit

Die Grundschule mit den meisten Anmeldungen im Bezirk Harburg ist – wie häufig – die Schule In der Alten Forst mit 128 Erstklässlerinnen und Erstklässlern. Das ist eine ziemliche Punktlandung: Schulleiter Andreas Wiedemann hatte mit 129 Anfängern geplant.

Auf dem zweiten Platz folgt die Grundschule Kiefernberg mit 125 neuen Schützlingen. Rekordhalterin für den gesamten Hamburger Süden ist allerdings die Wilhelmsburger Elbinselschule mit 134 neuen Kindern in der ersten Klasse. Hier musste ein Kind abgewiesen werden.

Schule am Park ist die kleinste in ganz Hamburg

Den Titel „kleinste Schule Hamburgs“, darf ab Sommer die dann neu eröffnende „Schule am Park“ im gründerzeitlichen ehemaligen Lyzeumsbau am Schwarzenberg führen. Sie nimmt den Betrieb mit einer einzigen Klasse auf, in der auch lediglich neun Schülerinnen und Schüler lernen.

Auch im vergangenen Jahr erhielt eine neu gegründete Harburger Schule den Zwergenpokal: die Schule am Sinstorfer Weg. Dass eine Schule auf dem Hamburger Festland die kleinste im Bundesland ist, kommt selten vor. Rekordsieger in dieser Kategorie ist üblicherweise die Elbinsel Neuwerk. Da es dort aber gerade gar keine Schüler gibt, ist die dortige Schule im zweiten Jahr in Folge vorübergehend geschlossen und deshalb nicht in der Konkurrenz.

Kaum Ungleichgewichte bei den Grundschulen

Warum welche Schule besonders angewählt wird, ist nicht immer nachvollziehbar. Bei den Grundschulen gibt es untereinander kaum Ungleichgewichte. Es bleiben fast überall sehr wenige Plätze frei beziehungsweise mussten nur wenige Erstwünsche abgewiesen werden.

Die einzige Auffälligkeit: Unter den Schulen, die zwei oder drei Planplätze nicht besetzt haben, sind sehr viele gebundene Ganztagsschulen. Unter denen, die Schüler weiterschicken mussten, sind wiederum viele Halbtagsschulen oder teilgebundene Ganztagsschulen; umso mehr, je mehr sie von gebundenen Ganztagsschulen umgeben sind. Im größeren Maße Erstwünsche ablehnen mussten die Schulen an der Haake (Hausbruch, 12 unerfüllt), Dempwolffstraße (Eißendorf, 10) Schnuckendrift (Fischbek, 9) und die Aueschule (Finkenwerder, 8).

Bei den weiterführenden Schulen hat die Lessing-Stadtteilschule in Wilstorf den größten Anmeldezuwachs (48 über dem Vorjahr) im Süden und den zweitgrößten in Hamburg. „Ich muss zum Glück nicht lange rätseln, warum“, sagt Schulleiter Tobias Stapelfeldt, „denn die Eltern haben es in den Anmeldegesprächen gesagt: Unsere sehr gute IT-Ausstattung, mit der wir den Fernunterricht im Lockdown gut gestalten konnten. Das ist ein Glücksfall, denn wir sind, als wir vor zwei Jahren den Neubau bezogen haben, komplett neu ausgestattet worden und hatten nicht mehr, wie vorher und wie alle anderen Schulen einen über die Jahre zusammengewürfelten Gerätepark.“

Zusätzliche Sprachklasse am Gymnasium Süderelbe

Die höchste absolute Anmeldezahl der Gymnasien im Süden hat das Gymnasium Süderelbe mit 169 Schülerinnen und Schülern. Das, so Schulleiter Thomas Fritsche, liegt nur teilweise an der Monopolstellung als einziges Gymnasium im Südwesten. „Es ist vor allem unsere starke MINT-Ausrichtung, die uns für Eltern interessant macht“, sagt er, „und im sprachlichen Bereich das Französisch-Bilingual-Angebot, das es in Hamburg nur sehr selten gibt. Ich müsste bei den Anmeldezahlen eine zusätzliche Klasse schaffen. Das geht auch.“

„Das ist seitens der Schulbehörde in der Tat vorgesehen“, sagt André Trepoll, „2019 war es als Campusschule – ein Hybrid aus Stadtteilschule und Gymnasium – geplant, stieß allerdings im Bezirk auf Skepsis. Nun sollen eine neue Stadtteilschule und ein neues Gymnasium entstehen. Der Standort der Stadtteilschule steht schon fest, aber das Gymnasium ist noch nicht ansatzweise geplant, dabei wird es hier in der Region dringend benötigt!“