Harburg. „Eisbrecher“ gibt es bereits seit zehn Jahren. Produziert wurde bisher in Mecklenburg. Jetzt gibt es das Eis auch „to go“ an der Winsener Straße

Handwerk bleibt Handwerk: An der Winsener Straße, wo früher Tischlermeister Karl-Heinz Aue, seine Nachfahren und seine Gesellen Hölzer hobelten, sägten, frästen und zusammenfügten, wird seit einigen Wochen im etwas kleineren Maßstab, aber mit genauso viel handwerklichem Ehrgeiz leckeres Eis hergestellt. Heute eröffnet der Manufakturverkauf ab 12 Uhr. Wer sich aus dem Internet den Gutschein herunterlädt, bekommt auf Vorlage eine Kugel Eis zu Preisen aus Babyboomerzeiten: 50 Cent pro Kugel.

Der Name der Manufaktur ist im Hamburger Süden bekannt: „Eisbrecher“. Das Eis gibt es seit fast zehn Jahren in ausgewählten Supermärkten in der Region, in der Gastronomie und gelegentlich bei Volksfesten vom Verkaufswagen. Firmensitz war seit jeher Marmstorf, produziert wurde aber woanders. Jetzt ist die Manufaktur von Mecklenburg nach Sinstorf umgezogen. Sehr zur Erleichterung von Eisbrecher-Chef und -Gründer Andreas Ruff. „Die Pendelei zwischen Büro und Betrieb war sehr aufreibend“, sagt er.

„Wer will, kann uns beim Arbeiten zugucken.“

Dass der Marmstorfer eine Eismanufaktur eröffnete, war Schicksal und Zufall gleichzeitig: Schicksal, weil der erfolgreiche Finanzmakler seit seinem fünften Lebensjahr davon träumte, eines Tages mehr Eiscreme um sich zu haben, als man essen kann. Zufall, weil durch seine Geschäfte ein Haus in seinen Besitz kam, dass sich hervorragend für seine kühlen Träume eignete – nur leider weit weg von Marmstorf. „Aber ich dachte mir: Wenn ich den Eis-Traum jetzt nicht umsetze, dann wohl nie mehr.“

Ruffs eigentliches Ziel war aber immer schon, die Manufaktur in der Nähe zu haben. Die Gelegenheit bot sich jetzt im Erdgeschoss der ehemaligen Tischlerei in Sinstorf. „Wir haben hier eine gläserne Manufaktur aufgebaut“, sagt Ruff. „Wer will, kann uns beim Arbeiten zugucken.“

Andreas Ruff, Gründer von „Eisbrecher“
Andreas Ruff, Gründer von „Eisbrecher“ © Lars Hansen | Lars hansen

Gearbeitet wird viel, aber nicht immer. Das Erfolgsgeheimnis des Eisbrecher-Eises ist die Frische. Auf Vorrat wird nicht produziert, sondern nach Auftragslage. Das kann im Sommer schon mal rund um die Uhr sein, dafür kann es aber im Winter genauso passieren, dass mittags, wenn der Manufakturverkauf öffnet, in der Produktion schon die Arbeitsflächen und Maschinen geputzt werden. „Besucher werden sehen können, wie wir frisches Obst schneiden und pürieren und entweder als Sorbet-Masse direkt pasteurisieren oder mit Milch, Sahne und anderen Zutaten zu einer homogenen Masse verrühren und diese dann pasteurisieren“, sagt Andreas Ruff. „Danach kommt diese Masse in den Eisbereiter, dann wird sie schockgefrostet. Dazwischen liegen aber immer auch verschieden lange Reifephasen, während derer sich Aromen in der Masse entwickeln, verbreiten und verbinden.“

Mehr will er über die Reifephasen nicht sagen. Ihre Details sind eine Art Betriebsgeheimnis. Kein wirkliches Geheimnis ist das eigentliche Erfolgsrezept des Eisbrecher-Eises: Der Geschmack. Pingelige Akribie bei der Auswahl der Zutaten, frische Milch und Sahne, wo die Industrie auf Pulver setzt und Sparsamkeit beim Zucker. „Wir lassen lieber die Zutaten geschmacklich für sich sprechen. Zucker als Geschmacksverstärker brauchen wir nicht!“

„Viele unserer Lieferfahrzeuge sind neutral lackiert“

Bei den Früchten achtet die Manufaktur auf einen hohen Fruchtfleisch-Anteil. Ist eine Obstsorte mal nicht in der gewünschten Qualität zu haben, wird eben kein entsprechendes Eis gemacht. Kompromisse werden nicht eingegangen. Über die Jahre ist „Eisbrecher“ in der Gastronomie so immer bekannter und beliebter geworden. „Viele unserer Lieferfahrzeuge sind neutral lackiert“, sagt Andreas Ruff, „denn so mancher Eisdielenbesitzer möchte lieber nicht öffentlich machen, dass sein handgemachtes Eis zwar wirklich handgemacht ist, aber nicht aus seinen Händen stammt, sondern aus unseren“, sagt Eisbrecher-Chef Ruff.

Eine richtige Eisdiele mit Sitzplätzen und Bedienung soll der Manufakturverkauf nicht werden. Das gibt die Lage nicht her, und es würde viele Auflagen mit sich bringen. Aber ein Eis zum Mitnehmen, ob nun nach Hause oder für den Spaziergang, kann man sich hier in Becher oder Waffel füllen lassen. Gut 100 Sorten hat die Manufaktur im Rezeptheft, etwa 60 sind im Tresen und werden ständig rotieren. Große Eröffnung der Manufaktur ist am Sonnabend, 21. Mai, um 12 Uhr. Danach ist der Plan, täglich von 12 bis mindestens 18 Uhr zu öffnen, bei schönem Wetter länger.