Marmstorf. Tatserie in Harburg setzt sich fort. Polizei stellt zwei junge Männer. Sind sie auch für rabiate Einbrüche in Schulen verantwortlich?
Der Schock sitzt noch tief bei Wiebke Krüger und ihrem Ehemann Martin. Einbrecher haben am frühen Dienstagmorgen ein Fenster zur „Bäcker Becker“-Backstube am Ernst-Bergeest-Weg mit einem Gullydeckel eingeworfen und erheblichen Sachschaden angerichtet. Bilder einer Überwachungskamera zeigen ab 1:54 Uhr einen jungen Mann mit Motorradhelm, der systematisch das Büro des beliebten Familienbetriebes im Einkaufszentrum Marmstorf durchsucht.
„Ein Mitarbeiter hat uns am Reformationstag morgens gegen 9 Uhr angerufen und uns über den Einbruch informiert“, erinnert sich Martin Krüger. „Als er morgens eintraf, um frischen Sauerteig anzusetzen, war die Polizei bereits in der Bäckerei und ermittelte.“ Daraufhin machte sich das geschäftsführende Ehepaar direkt auf dem Weg ins Geschäft.
Drei Lieferwagen gestohlen. Einer ist immer noch verschwunden. Täter war im Phoenix-Viertel
Vor Ort fanden die Krügers ein Bild der Verwüstung vor. „Die Einbrecher sind äußerst rabiat vorgegangen“, erklärt Wiebke Krüger, die das Geschäft 2018 von ihrem Vater Peter Becker übernommen hat. Mit einem Gullydeckel war die Fensterscheibe eingeworfen worden, eine Tür zum Verkaufsraum wurde ebenfalls mit dem Gullydeckel aufgebrochen, das Büro verwüstet, Schränke durchwühlt und ein Monitor zerstört. Außerdem wurden die Schlüssel zu drei Firmenwagen und ein kleiner Bargeldbetrag mitgenommen.
In Tatortnähe, noch auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums Am Diggen und in der Maretstraße im Phoenix-Viertel konnten immerhin zwei der drei Fahrzeuge samt Insassen von der Polizei aufgespürt werden und zwei 17-jährige Tatverdächtige ermittelt werden. Beide seien Deutsche, besäßen aber einen erkennbaren Migrationshintergrund, erinnert sich Krüger an ein Gespräch mit Kriminalbeamten.
„Da keine Haftgründe vorlagen, wurden die beiden minderjährigen Tatverdächtigen wieder auf freien Fuß gesetzt“, ärgert sich Wiebke Krüger und fragt sich: „Was muss man eigentlich noch machen, um in Untersuchungshaft zu kommen.“ Von dem dritten Fahrzeug, einem grauen VW-Leihtransporter mit Braunschweiger Kennzeichen fehlt bisher jede Spur. Bei den Männern, einem Deutschen und einem Tatverdächtigen, bei dem die Nationalität noch nicht geklärt ist, stellten die Polizisten umfangreiches Beweismittel und Diebesgut sicher.
Nach ersten Ermittlungen hatten die jugendlichen Täter einen weißen Transporter einer Bäckerei genutzt, der mutmaßlich zuvor gestohlen worden war. Dieser wurde vor Ort ebenfalls sichergestellt.
In derselben Nacht: Einbruch ins Marmstorfer Gemeindehaus
Ebenfalls mit einem Gullydeckel verschafften sich in der gleichen Nacht Einbrecher unerlaubten Zutritt zum Gemeindehaus der Ev.-luth. Auferstehungskirche, dass nur wenige Meter entfernt zur Bäckerei, ebenfalls am Ernst-Bergeest-Weg, liegt. Dabei warfen die Eindringlinge eine Scheibe zum Gemeindehaus ein, brachen eine Tür auf und versuchten einen Wandsafe im Gemeindehaus gewaltsam zu öffnen. Doch dieser hielt auch dem Bewurf mit dem schweren Gullydeckel ab. „Bei der Tat, so scheint es, sind die Einbrecher zielgerichtet vorgegangen“, sagt Gemeindepastor Thomas von der Weppen. Er selbst sei erst am Vormittag informiert worden, da er zum Tatzeitpunkt noch im Urlaub weilte.
Taten auch an mehreren Schulen: Einbruchsserie damit gelöst?
Eine ganze Serie von Einbrüchen beschäftigte in den vergangenen Wochen die Polizei im Süden Hamburgs. Bei ihren Taten hatten es die Einbrecher vor allem Schulen und Kindergärten abgesehen (wir berichteten), aber auch die Auferstehungskirche in Marmstorf war bereits einmal das Ziel der Tätergruppe. An drei Tagen vor einer Woche registrierte die Kripo sieben Taten in den Stadtteilen Marmstorf, Sinstorf und Wilstorf.
- Polizei Hamburg: Einbruch in Edeka-Filiale – 25.000 Euro gestohlen
- Polizei Hamburg: Busfahrer in Pinkelpause überfallen – Opfer am Kopf verletzt
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Das Vorgehen der Einbrecher, die jetzt bei Bäcker Becker und im Marmstorfer Gemeindehaus große Verwüstungen anrichteten, aber offenbar immer wenig Beute machten, deutet auf eine und dieselbe Tätergruppe hin. Beamte des Kriminaldauerdienstes übernahmen vor Ort die ersten Ermittlungen, welche nun durch das Landeskriminalamt 182 (Region Harburg) fortgeführt werden .Diese dauern an. Die beiden Jugendlichen wurden nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen den Eltern übergeben