Neugraben. Gleich drei neue Schulen sollen auf dem Gelände ihren Betrieb aufnehmen: Grundschule, Stadtteilschule und Gymnasium.
Was passiert mit dem Gelände der Katholischen Schule Neugraben? Diese Frage stellt die CDU-Bezirksfraktion an die Schulbehörde. Grundsätzlich hatte diese dieselbe Frage schon zweimal beantwortet: Die Stadt wolle das Grundstück erwerben und dort selbst Schulen zu betreiben.
„Nun hören wir aber, dass das Gelände genutzt werden soll, um Klassen der bestehenden Schulen aufzunehmen, die aus allen Nähten platzen“, sagt der Vorsitzende der CDU-Fraktion Ralf Dieter Fischer. „Dabei ist nach unserem Wissen das Grundstück noch gar nicht verkauft, deshalb fragen wir.“
Hamburg verzichtete auf eine Rückkaufklausel für Katholische Schule Neugraben
Aber: Nach langen Verhandlungen sind sich das Erzbistum und die Freie und Hansestadt Hamburg in der vergangenen Woche handelseinig geworden, wie das Abendblatt erfuhr. Die Stadt hat das Grundstück zurückgekauft, Erst 2008 hatte sie dem Bistum das Grundstück für 5,6 Millionen Euro überlassen. Die Schule bestand da schon lange, aber eigentlich gab es bereits damals die ersten Anzeichen, dass die Katholische Schule Neugraben über kurz oder lang geschlossen würde. Dennoch verzichtete Hamburg seinerzeit auf eine Rückkaufklausel. Mittlerweile steht die Katholische Schule Neugraben leer.
Dabei ist es nicht so, dass es keinen Bedarf an Schulen in Neugraben-Fischbek gebe: Es ist ein Stadtteil mit vielen jungen, teilweise großen Familien und durch zahlreiche große Neubaugebiete kommen noch mehr hinzu. Die Schulbehörde plant eine neue Stadtteilschule, ein neues Gymnasium und eine neue Grundschule. Für alle drei ist das Grundstück der alten Katholische Schule wichtig.
„Konstruktive Verhandlungen“ und genervtes Schweigen
„Der Senat und das Erzbistum Hamburg befinden sich in einem sehr konstruktiven Dialog über die Überlassung der einzelnen Liegenschaften.“, antwortet die Schulbehörde wenn man sie nach den Verhandlungen fragt. Diese führt die Finanzbehörde. Wird Finanzsenator Andreas Dressel darauf angesprochen, schweigt er – allerdings mit einem hörbar unwirschen Unterton. Bislang ist erst das Neugrabener Grundstück zurückgekauft. Der Preis wird nicht verraten. Für weitere Standorte, darunter die Katholische Stadtteilschule an der Julius-Ludowieg-Straße und die Katholische Grundschule am Reeseberg sind die Verhandlungen noch im Gang.
Mit dem günstigen Kaufpreis war das Versprechen der Sanierung verbunden
Schon 2013, nur fünf Jahre nachdem die Kirche das Schulgrundstück erworben hatte, hatte der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete André Trepoll öffentlich den Verdacht geäußert, das Bistum wolle mit dem Grundstück spekulieren. Sonderlich viel investiert hatte die Kirche in die stark sanierungsbedürftigen Schulgebäude in den fünf Jahren nämlich nicht: 180.000 Euro wurden in eine neuen Schließanlage der gesamten Schule sowie der Fenstersanierung der Hausmeisterwohnung gesteckt.
Dabei war mit dem günstigen Kaufpreis eigentlich das Versprechen der Sanierung durch das Bistum verbunden. Entsprachen die 5,6 Millionen Euro für das knapp 20.000 Quadratmeter große Gelände seinerzeit wie heute dem ungefähren Wert eines entsprechenden Gewerbegrundstücks, könnte man viel mehr Geld erzielen, wenn man die Fläche für den Wohnungsbau anböte, so Trepoll damals.
Bebauungsplanänderungen, um Spekulation zu unterbinden
Erfolgten die Rückverkaufsverhandlungen also nach dem St.Spekulatius-Prinzip? Das ist unwahrscheinlich, denn als das Bistum 2019 seine große Schulschließungswelle ankündigte, wurden seitens der Stadt eiligst Bebauungspläne angepasst, um zu verhindern, dass auf den Grundstücken etwas anderes gebaut werden könne, als Schulgebäude. Das schloss auch die Katholische Schule Neugraben ein, obwohl deren Schließung schon sehr viel früher verkündet wurde.
Im Fall von Neugraben spielte die Zeit allerdings für die Kirche: Die umliegenden Schulen haben in der Tat Schwierigkeiten, noch Platz für ihre immer mehr werdenden Schüler zu finden. Die neue, staatliche, Grundschule hätte eigentlich in diesem Schuljahr eröffnen müssen. Nahtlos nach dem Auslaufen der Katholischen Schule sollte sie gegründet werden und die ersten Abc-Schützen aufnehmen. Um die Grundschüler in dem Gebäudestandard zu unterrichten, den die Stadt und Eltern von einer neuen Schule erwarten, muss im katholischen Altbau noch viel saniert werden. Das braucht einige Monate und die Arbeiten haben gerade erst begonnen. Für alle weiteren Pläne sind Abrisse und Neubauten erforderlich.
Das neue Gymnasium: Ein zartes Pflänzchen in einem Einmachglas
Ab 2024 soll hier auch das neue, dann zweite, Gymnasium der Region Süderelbe eröffnen. Am Eingang steht schon ein zartes Pflänzchen in einem Einmachglas mit der Aufschrift „Gymnasium Neugraben“. Und von 2024 bis 2027 sollen hier auch die Gründungsjahrgänge der neuen Stadtteilschule unterkommen, bis deren Gebäude im Neubaugebiet Fischbeker Reethen fertig sind.
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Mit dem jetzt beurkundeten Kaufvertrag kann die Stadt loslegen. „In einem ersten Bauabschnitt wird die Gebäudemanagement Hamburg GmbH Sanierungs- und Umbaumaßnahmen in den Bestandsgebäuden vornehmen“ schrieb die Schulbehörde bereits vor einem Jahr auf Anfrage der CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Birgit Stöver. „Ab 2024 wird der Standort sukzessive umfangreich überplant. Neubaumaßnahmen werden dann in mehreren Bauabschnitten umgesetzt. Es entsteht dadurch ein neuer Schulstandort mit großzügigen und modernen Räumlichkeiten, gebaut nach neuesten ökologischen Standards.“