Harburg. Moderne, ausdrucksstarke Gemälde füllen das Bornemannsche Haus mit neuem Leben. Warum das ein Gewinn für Harburg ist.
Der Bezirk Harburg hat eine neue Kunststätte bekommen, die bestenfalls weit über Harburg hinausstrahlen wird: Am Donnerstagabend wurde die Galerie 1565 an der Harburger Schloßstraße 13 feierlich eingeweiht. Von Montag an wird sie für die Öffentlichkeit zugänglich sein und nicht nur ausgewählte moderne Kunst präsentieren, sondern auch das aufwendig restaurierte Bornemannsche Haus.
Die Ziffer 1565 lehnt sich an das Baujahr vom Gebäudekern des historischen Hamburger Bürgerhauses an, das über die Jahrhunderte mehrfach erweitert wurde. Diese Baugeschichte ist im gesamten Gebäude ablesbar und ein wichtiger Bestandteil der Galerie. „Alle sehen, dass das hier ein besonderes Gebäude ist, an einer besonderen Straße“, sagte Jana Schiedek, Staatsrätin der Kulturbehörde, zur Eröffnung. Denn auch die Harburger Schloßstraße ist geschichtsträchtig; sie ist schließlich die Achse, an der sich Harburg landeinwärts entwickelte.
Fünf Jahre hat die Sanierung des Fachwerkhauses gedauert
„Lieber Herr Weber, sie haben hier ein ganz besonderes Schmuckstück ergriffen, dessen wahrer Wert erst durch die zahlreichen Gutachten entdeckt wurde. Und sie haben es behutsam restauriert“, lobte die Staatsrätin den Harburger Bauunternehmer Arne Weber (HC Hagemann). Er hatte das imposante Fachwerkhaus in gut fünfjähriger Planungs- und Bauzeit umfassend sanieren und aufarbeiten lassen. Die fast 500 Jahre zurückreichende Baugeschichte werde nun bestmöglich öffentlich präsentiert, so Schiedek. Es sei ein „absoluter Gewinn für Harburg und für ganz Hamburg“. Sie wandte sich erneut an den Hausherrn: „Sie haben allen Grund, stolz auf das Gebäude zu sein.“
Moderne, ausdrucksstarke Gemälde sollen nun das alte Bürgerhaus im Harburger Binnenhafen mit neuem Leben füllen. Sechs Wochen lang waren Künstler aufgerufen, Arbeiten für die erste Ausstellung einzureichen – es kamen 650 Bewerbungen. „Wir haben einen Open Call gemacht, an dem sich jeder Künstler beteiligen konnte“, sagte Galerie-Managerin Katharina Bergner. „Das ist für eine Galerie eher untypisch. Aber wir mussten bei null anfangen.“
Die Ausstellung läuft vom 15. Mai bis zum 30. Juni im Erdgeschoss der Galerie
Die Werke von elf Künstlerinnen und fünf Künstlern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden schließlich ausgesucht. Sie bilden die erste Gruppenausstellung „Reflective Emotions“ (widerspiegelnde Emotionen). Sie läuft vom 15. Mai bis zum 30. Juni im Erdgeschoss der Galerie.
„Einer der wichtigsten Aspekte beim Kunstkonsum ist die emotionale Wirkung auf die Betrachter“, erläutert Bergner den Ausstellungstitel. Kunst habe die Fähigkeit, Freude, Trauer, Begeisterung und sogar Angst auszulösen. Nicht immer sprechen Sender und Empfänger jedoch dieselbe Sprache – Kunst ist immer auch Geschmackssache.
Im Bornemannschen Haus hängen großformatige, farbstarke Gemälde
Arne Weber hofft, dass die präsentierten Kunstwerke den Besuchern so gut gefallen, dass möglichst viele von ihnen verkauft werden können. Schließlich soll die Galerie 1565 zumindest ihre Betriebskosten einspielen. Auch deshalb gibt es einige Räumlichkeiten wie einen Tagungsraum, die auch vermietet werden sollen.
Im Bornemannschen Haus hängen großformatige, farbstarke Gemälde. Die Werke, die an den lehmverputzten Außenwänden hängen, haben es leichter als Bilder vor den restaurierten Innenwänden. Diese bilden mit ihren Fachwerkbalken und Ziegelsteingefachen aus verschiedenen Jahrhunderten einen sehr lebhaften Hintergrund, der für sich genommen an vielen Stellen wie ein (architektonisches) Kunstwerk wirkt. Eine ausgefeilte Beleuchtung sorgt dafür, dass auch diese Gemälde einen guten Auftritt haben.
Von der Hamburger Künstlerin und Illustratorin Aneta Anna Pahl hängen drei Werke
Wie eines der drei Werke von der Hamburger Künstlerin und Illustratorin Aneta Anna Pahl, die in der Galerie präsentiert werden. Mit ihr hatte Weber bereits Kontakt, bevor die Idee geboren war, in dem Fachwerkhaus eine Galerie einzurichten. Auch sie malt sehr farbenfroh. „Ich habe sehr unterschiedliche Motive und zeichne auch“, sagt Pahl. Sie wohnt in der Umgebung von Bergedorf, hat dort ein Haus mit Atelier und Garten. „Ich genieße die Ruhe dort. Lange konnte ich mir nicht vorstellen, aus der Stadt wegzuziehen. Aber es ist wunderschön.“
Bislang ist nur das Erdgeschoss mit Kunstwerken bestückt. Im ersten Stockwerk wirkt das Bornemannsche Haus mit seinen bautechnischen Facetten auf das Publikum und erzeugt dabei sicherlich auch „Reflective Emotions“. Aber auch hier wird demnächst Kunst einziehen. „Was in den oberen Etagen passiert, müssen wir sehen“, sagte Arne Weber. „Wir haben immer wieder neue Ideen.“
Yogakurse, Lesungen und kleinere Konzerte im Dachgeschoss
Generell sind im Bornemannschen Haus neben Gruppenausstellungen auch Einzel- und Dauerausstellungen geplant. So werden drei der aktuell präsentierten Künstler von Juli an ihre Arbeiten in einer Einzelausstellung präsentieren. Ganz oben, im Dachgeschoss, könnten Veranstaltungen stattfinden, sagt Katharina Bergner – von Yogakursen über Lesungen bis zu kleineren Konzerten.
Noch nicht alle Besucher haben beim Betreten des Bornemannschen Hauses verstanden, dass es selbst ein Ausstellungsstück ist. „Manche Besucher fragen, wann denn hier der Ausbau beginnt“, sagte Arne Weber.