Harburg. Modell des Bahnhofs „Hamburg-Harburg“ könnte nördlich der Elbe nur in Teilen wieder aufgebaut werden. Wie ein Umzug klappen könnte.
Sie war eine der Attraktionen im „Museum für Hamburgische Geschichte“: die Modell-Eisenbahnanlage, die den Personen- und Güterverkehr zwischen Harburg und Hamburg simulierte. Ginge es nach der Harburger Bezirkspolitik, könnte sie nun nach Harburg kommen. Im „Hamburg Museum“ wurde sie abgebaut.
Der Verein, der die Anlage zusammen mit dem Museum pflegte und betreute, der Modelleisenbahn Hamburg e.V. (MeHev), wäre froh, sie im vollen Umfang wieder aufbauen zu können. Im Museum wäre das nicht möglich. Höchstens ein Teil der Anlage würde in dem Stockwerk, das dafür vorgesehen ist, Platz finden. Die Fraktionen von CDU und SPD in der Harburger Bezirksversammlung fordern, eine Verlegung nach Harburg zu prüfen – wobei die CDU der SPD vorwirft, ihre Initiative abgekupfert zu haben.
Der Verein Modelleisenbahn Hamburg spricht von der Zerstörung eines Kulturguts
„73 Jahre lang beherbergte das Museum für Hamburgische Geschichte Europas größte Modelleisenbahnanlage mit naturgetreuer Nachbildung im Maßstab 1:32 – Spur 1“, schreibt der SPD-Abgeordnete Frank Wiesner in der Antragsbegründung. Es handelte sich hierbei um ein Modell des Bahnhofs „Hamburg-Harburg“ mit seinen Zu- und Ablaufstrecken inklusive der Pfeilerbahn und des Hamburger Hauptgüterbahnhofs, die inzwischen im realen Stadtbild teilweise nicht mehr existieren. Die Anlage galt als Publikumsmagnet des Objekts und zog täglich bis zu 1000 Besucher in das Museum.
Die Modelleisenbahn wurde außerdem für Schülerinnen und Schüler aus ganz Hamburg genutzt, um Wissen über den Güterverkehr und den Betrieb von Eisbahnen kindgerecht zu vermitteln. Nun musste die Modelleisenbahnanlage am 30. Januar allerdings abgebaut werden und soll nach einer Modernisierung des Museums nur in komprimierter Form wieder aufgebaut werden. Der Verein Modelleisenbahn Hamburg spricht von der Zerstörung eines Kulturguts.
Auch der alte Harburger Güterbahnhof ist in dem Modell zu sehen
In der Tat sind in dem Modell nicht nur der Hamburger Güterbahnhof, sondern auch der alte Harburger Güterbahnhof zu sehen. An dessen Stelle, zwischen Schellerdamm und östlichem Bahnhofskanal im Harburger Binnenhafen, befinden sich längst Wohnhäuser, Restaurants, Fitnessstudios und Firmen, sowie die Theodor-Yorck-Straße. Auch der Bahnhof Unterelbe an der Buxtehuder Straße ist im Modell noch in einer Form in Betrieb, für die er einst gedacht war. Die Bezirkspolitik fürchtet, dass bei einem reduzierten Wiederaufbau eben solche Harburger Aspekte unter den Tisch fallen würden.
Das Bezirksamt soll prüfen, ob es in Harburg geeignete Räume und Flächen gibt, lautet der Antrag der SPD. Speziell bei den Harburg-Arcaden soll nachgeschaut werden. Die CDU hatte zu dem Thema bereits im Januar eine Anfrage gestellt und zur Antwort erhalten, dass der Bezirk keine Fläche wüsste und auch nicht allzu willig sei, weiter zu suchen.
„Parasitäre Publizität“: Warum CDU und SPD über den Antrag streiten
Den Vorwurf der CDU, die Anfrage mit ihrem Antrag für „parasitäre Publizität“, wie CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer es nennt, gekapert zu haben, weist die SPD zurück: „Nach der Anfrage hätte die CDU diesen wichtigen Antrag stellen können, hat das aber unterlassen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Richter. „Deshalb haben wir das getan.“
Dem MeHev ist dieses Geplänkel relativ gleichgültig: „Wir begrüßen aber, dass die Bezirkspolitik diese Initiativen ergreift!“, sagt MeHev-Vorstand Dietmar Schäding. „ Wir stehen einem Neuanfang im Süden Hamburgs positiv gegenüber.“
23.000 Euro Sachkosten verursachen Betrieb und Pflege der Modelle jährlich
Der Flächenbedarf ist nicht gering: 400 Quadratmeter Mindestgröße müssten es laut Schäding schon sein; mehr wäre besser, damit Zuschauer sich freier entlang der Modellbahn bewegen können. Hinzu käme noch Platzbedarf für eine Werkstatt, in der die Vereinsmitglieder an Modellen feilen, schrauben, löten und kanten können. 35 zahlende Mitglieder zählt der Verein. Davon sind 20 in der Werkstatt aktiv.
Hinzu kommen einige Jugendliche, die noch an den Modelleisenbahnbau herangeführt werden und Eisenbahnfans, die den Verein im Hintergrund unterstützen, ohne Mitglieder zu sein. 23.000 Euro Sachkosten verursachen Betrieb und Pflege der Modelle jährlich. Die zwei hauptamtlichen Vorführer wurden bislang vom „Hamburg Museum“ bezahlt. Für sie müsste ein neuer Arbeitgeber gefunden werden.