Harburg. Die Sammlung Falckenberg in Harburg ist international geschätzt und im Stadtteil wenig bekannt. Das soll sich ändern
Moderne Kunst ist verkopft, verstockt, überkandidelt und überteuert? „Ha!“, antwortet die Harburger Sammlung Falckenberg und unterstreicht das mit zwei Aktinen: Erstens eröffnet am Sonnabend die Ausstellung „Ernsthaft?! Albernheit und Enthusiasmus in der Kunst“ mit Werken von 100 Künstlern, die alles sind, außer todernst. Zweitens wird diese Ausstellung, sowie die Kommende und die Dauerausstellung bei freiem Eintritt zu sehen sein. Die Hamburger Deichtorhallen, die für den Privatsammler Harald Falckenberg das Kulturmanagement der Sammlung in den ehemaligen Phoenix-Werkhallen übernehmen und denen sie deshalb als Dauerleihgabe zur Verfügung steht, wollen die Sammlung und ihre Anwohner so näher zu einander bringen.
Die Sammlung Falckenberg richtet sich mit ihren 2200 Arbeiten mit Schwerpunkt auf deutsche und amerikanische Gegenwartskunst nicht nur an Fachpublika und Kunstkenner, sondern auch an fachfremde Interessierte. Letzteres bislang allerdings mit überschaubarem Erfolg: „Während wir in Fachkreisen international bekannt und geschätzt sind, haben die Hamburgerinnen und Hamburger, besonders die aus Harburg, bislang eine gewisse Scheu, uns zu besuchen“, sagt Caroline Huzel von der Deichtorhallen-Presseabteilung.
Führungen in Harburg etwa für Geflüchtete, Schulen oder Familien
„Wir haben in der Vergangenheit schon besondere Führungen, etwa für Geflüchtete, Schulen oder Familien probiert und gehen jetzt mit Unterstützung des Bezirksamts diesen Schritt.“
Jeden Sonnabend und Sonntag von 12 bis 17 Uhr ist der Eintritt frei und auch eine Anmeldung – bislang eine weitere Hemmschwelle – ist nicht erforderlich. Lediglich die öffentlichen Führungen durch die Ausstellung, sie finden freitags um 15 und 17 Uhr statt, kosten Eintritt. Die Deichtorhallen möchten das Ausstellungshaus in den Phoenix-Fabrikhallen auf diesem Wege noch bekannter machen und Harburg als Kulturstandort stärken. Mit dem freien Eintritt öffnen sich die Deichtorhallen Hamburg mit der Sammlung weiter in die Stadt auch südlich der Elbe hinein und bieten so noch mehr Menschen einen Zugang zu zeitgenössischer Kunst und Kultur.
Einige der in der Sammlung enthaltenen großräumigen Installationen und multimedialen Projekte sind dauerhaft in den großzügigen Räumlichkeiten der denkmalgeschützten Industriearchitektur zu sehen. Andere Arbeiten werden im Rahmen thematisch wechselnder Sonder- und Wanderausstellungen weltweit präsentiert, so etwa im Museum of Modern Art in New York, dem Pariser Centre Pompidou, dem Museum Reina Sofia in Madrid oder im Kunsthaus Louisiana bei Kopenhagen.
Den Auftakt des freien Eintritts macht die Ausstellung „Ernsthaft?! Albernheit und Enthusiasmus in der Kunst“. Diese vorher in der Bundeskunsthalle Bonn zu sehende Ausstellung speist sich aus einem großen Konvolut von Leihgaben aus der Sammlung Falckenberg. Mit Werken von über 100 Künstlerinnen und Künstlern beleuchtet die Ausstellung die enthusiastische Peinlichkeit in der modernen und zeitgenössischen Kunst und spannt einen Bogen vom 16. Jahrhundert bis in die unmittelbare Gegenwart.
Eine der wichtigsten Haltungen, die der modernen und zeitgenössischen Kunst zugrunde liegt, ist die enthusiastische Albernheit, die auch vor der Unvernunft nicht zurückschreckt und die mit einer Vorstellung von humorvoller Unbeschwertheit verbunden ist. Die Werke dieser Ausstellung reichen von Fotografie, Malerei und Grafik über Skulptur und Installation bis hin zu Video und Film. Es sind namhafte Künstlerinnen und Künstlern vertreten: von Marcel Duchamp und Francis Picabia, René Magritte, Giorgio de Chirico und Sturtevant, Alfred Jarry, Sigmar Polke und Martin Kippenberger bis hin zu zeitgenössischen Positionen der Gegenwartskunst wie zum Beispiel Paul McCarthy, Nicole Eisenman, Fischli & Weiss, Isa Genzken, Pauline Curnier Jardin, Kiluanji Kia Henda oder Ming Wong.
Die Ausstellung wird von einem umfassenden Rahmenprogramm begleitet. So stehen erstmalig auch türkischsprachige Führungen im Programm. Ab dem 7. Oktober sind in der Sammlung Werke der US-amerikanischen Fotografin Cindy Sherman zu sehen. Deren Werke setzen sich mit Mode auseinander und hinterfragen Stereotype, Schönheitsideale, die Vorstellungen von Haute Couture und letztlich auch des guten Geschmacks.