Harburg. Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden stellt neues Programm vor – Klimaneutralität in vier Bereichen als oberstes Ziel.

Der Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden startete 2008 sein Projekt „Harburg Vision“, in dem im Dreijahresrhythmus in Zusammenarbeit mit Unternehmen, Politik und Verwaltung Schlüsselprojekte zu unterschiedlichen Schwerpunkten angestoßen werden. Am 31. März lief die fünfte Projektphase aus. Die Vereinsvorsitzende Franziska Wedemann berichtete am Dienstagabend dem Wirtschaftsausschuss, welche Schwerpunkte der Verein unter „Harburg Vision 6.0“ bis zum Frühjahr 2026 setzen wird.

Jeder Projektzeitraum hat ein Motto. Beim Vorgänger „Harburg Vision 5.0“ hieß es: „Stadt für Menschen“. Dabei sei es unter anderem darum gegangen, Harburg attraktiv für Familien zu machen – auch, um im Bezirk Arbeitskräfte zu binden oder besser anwerben zu können. „Die Pandemie hat uns stark eingeschränkt; viele Workshops und Veranstaltungen konnten nicht stattfinden. Aber ich bin stolz auf meine Mitarbeiterinnen, die mit viel Kreativität vieles dennoch möglich gemacht haben. Als Online-Veranstaltungen oder in Präsenz unter Sicherheitsauflagen“, sagte Wedemann.

Wirtschaftsverein wird sich weiterhin für die Ertüchtigung der S-Bahn einsetzen

Das Motto der sechsten Periode lautet: „Auf dem Weg zur Klimaneutralität“. Es wird sich als roter Faden durch die vier Themenschwerpunkte ziehen. Der erste ist, wie schon zuvor, die Mobilität. Wedemann: „Wir wollen bei uns selbst anfangen und haben das Ziel, die CO2-Emissionen des Wirtschaftsverkehrs unserer Mitgliedsunternehmen bis 2026 um zehn Prozent zu senken.“

Weiterhin werde sich der Wirtschaftsverein für die Ertüchtigung der S-Bahn einsetzen: bestenfalls durch einen Bahn-Elbtunnel zwischen Neugraben/Hausbruch und Altona, durch höhere Taktfrequenzen und einen weiteren Halt in Bostelbek. „Viele junge Mitarbeitende haben kein Auto, keinen Führerschein. Erste Unternehmen im Technologiezentrum Tempowerk wandern Richtung Innenstadt ab, weil ihre Büros so schlecht mit dem Öffentlichen Nahverkehr erreichbar sind.“

Wedemann warnt davor, Gewerbeflächen zu Wohnflächen umzuwidmen

Der zweite Schwerpunkt sind Gewerbeflächen. Es gebe im Bezirk einen „erheblichen Mangel“ an Flächen zur Ansiedlung von Gewerbebetrieben. Die ehemalige Bäckerei-Chefin warnte davor, Gewerbeflächen zu Wohnflächen umzuwidmen. Früher seien Handwerksbetriebe in der Nachbarschaft akzeptiert worden: „Die Anwohner nahmen zeitweiligen Lärm hin, schließlich schafft der Betrieb Wirtschaftskraft. Heute dürfen keine Geräusche gemacht werden – ich wünsche mir, dass das Verständnis für Betriebe im Wohnumfeld wieder wächst.“

Die Energieversorgung ist der dritte Schwerpunkt. Der Wirtschaftsverein wolle helfen, durch Wärmenetze betriebliche Abwärme zu nutzen und dafür sorgen, dass mehr Solarstromanlagen auf Dächern installiert werden. Schwerpunkt Nummer vier bleibt die Bildung, speziell der Nachwuchscampus: Schulen kooperieren mit Unternehmen, Handwerksbetrieben und der Technischen Universität Hamburg (TUHH), um den Nachwuchs für sogenannte MINT-Berufe zu interessieren (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). Die Klassen besuchen Unternehmen, experimentieren an der TUHH oder im Internet.