Neuenfelde/Harburg. 550er-Linie sollte Neuenfelder Zentrum mit Neu Wulmstorf verbinden. Woran die Verwirklichung bisher scheitert – und wie die Lösung aussieht.

Die Busverbindung von Neuenfelde nach Neu Wulmstorf musste von den Verkehrspolitikern im Hamburger Süden lange erstritten werden. Die Hochbahn war skeptisch, weil sie befürchtete, dadurch ihre anderen Buslinien im Hamburger Teil des Alten Landes zu schwächen; der Neugrabener Mittelstand arbeitete dagegen, weil man weiterhin wollte, dass die Altländer ihre Einkäufe, Erledigungen und den S-Bahn-Umstieg in Neugraben erledigen; in Neu Wulmstorf hatte man Bedenken wegen der Kostenteilung. Die Neuenfelder stimmten derweil mit dem Zündschlüssel ab und fuhren ohne Bus nach Neu Wulmstorf, jeder im eigenen Auto.

Erst nach zehn Jahren harter Lobbyarbeit und außerdem mit der Konstellation einer grünen Bürgerschaftsabgeordneten aus dem Alten Land und einem Grünen Verkehrssenator in Hamburg wurde die Buslinie mit der Nummer 550 Anfang Dezember im aktuellen Winterfahrplan eingeführt. Die Neuenfelder und die Verkehrspolitiker feierten.

Die 550er-Busse fahren zwar durch das Neuenfelder Zentrum, halten dort aber nicht

Mittlerweile macht sich Ernüchterung breit: Zwar fährt der Bus nicht nur von Neuenfelde nach Neu Wulmstorf, sondern sogar von Finkenwerder (Airbus Kehre) bis nach Fischbek, aber die entscheidende Haltestelle, zentral in Neuenfelde gelegen, fehlt noch. Und es sieht aktuell auch so aus, als müsste man darauf länger warten. „Die neue Linie führt sich damit ad absurdum“, beschwert sich die Grünen-Bezirksabgeordnete Corine Veithen – und sie ist nicht allein mit dieser Meinung.

Auf ihrer stündlichen Runde fahren die 550er-Busse zwar durch das Neuenfelder Zentrum, halten dort aber nicht. Anderswo in Neuenfelde halten sie, über die Seehof-Siedlung und die Sietas-Werft wird ein Bogen westlich ums Dorf geschlagen. Das war auch so gewollt, denn so wird die zuvor stark vom Nahverkehr vernachlässigte Seehofsiedlung besser angebunden.

Weil die Haltestelle faktisch nicht existiert, strich sie die KVG Stade aus dem Fahrplan

Dieser Nebeneffekt der Linie gehörte zu den entscheidenden Argumenten, sie überhaupt nach zehn Jahren des Sich-Zierens zu verwirklichen.

An den meisten Neuenfeldern fährt der neue Bus jedoch vorbei, denn die Dorfbevölkerung konzentriert sich im Bereich östlich der Kreuzung, an der der Bus nach Westen abbiegt. In unmittelbarer Nähe der Kreuzung, nah bei Post, Bäcker und Discounter-Supermarkt, ist auch eine Haltestelle mit dem Namen „Nincoper Straße 160“ vorgesehen und stand zunächst auch im Fahrplan. „Weil sie aber faktisch nicht existiert, haben wir sie vorerst aus dem Fahrplan gestrichen“, sagt Oliver Blau, Pressesprecher der KVG Stade.

Wo das Problem liegt, weiß ein SPD-Politiker aus Neuenfelde

Die KVG betreibt die Linie im HVV – für die Haltestelle ist, weil sie auf Hamburger Gebiet liegt, die Hamburger Hochbahn AG (HHA) zuständig. Deren Pressesprecher Christoph Kreienbaum sagt, dass sich HHA, Bezirksamt und Polizei noch in Gesprächen befinden, wie man die Haltestelle einrichten kann. Wo das Problem liegt, weiß – mittlerweile und nach beharrlichem Nachfragen – Manfred Hoffmann. Der Neuenfelder SPD-Politiker ist auch Sprecher der Bürgervertretung Dritte Meile des Alten Landes. „Am geplanten Standort ist der Gehweg zu schmal“, sagt er.

In der Tat ist der Gehweg vor dem Haus Nincoper Straße 160 gerade mal 1,4 Meter breit. Direkt dahinter befindet sich eine Böschung, in die hinein man den Weg nicht einfach verbreitern könnte, selbst wenn man denn Besitzer des Grundstücks wäre.

Nach Hoffmanns Informationen soll die Haltestelle nun eine Hausnummer weiter westlich geplant werden

„Die Polizei hat zur Auflage gemacht, dass der Gehweg im Wartebereich auf mindestens zwei Meter aufgeweitet wird, um den wartenden Fahrgästen ausreichenden Sicherheitsraum zu gewährleisten. Des Weiteren soll der Abstand des nördlichen Haltepunktes von der Kreuzung mindestens 60 Meter betragen, um auch beim Aus- und Einsteigen einen ausreichenden Stauraum für den Autoverkehr sicherstellen zu können.“

Nach Hoffmanns Informationen soll die Haltestelle nun eine Hausnummer weiter westlich geplant werden. Hier muss jedoch die Bodenbeschaffenheit noch einmal offiziell geprüft werden.

„Ohne diese Haltestelle macht die neue Linie nur wenig Sinn“, sagt Corine Veithen. „Vor allem, weil an dieser Kreuzung das Umsteigen von anderen Linien auf diese möglich ist und weil es hier auch genügend Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und sogar einige Parkplätze gibt. Wir fordern, dass bis zum Bau der Haltestelle ein Provisorium eingerichtet wird!“