Harburg. Palmöl und Kautschuk kamen aus deutschen Kolonien im Harburger Hafen an und wurden in unmittelbarer Nähe weiterverarbeitet
Auch wenn Deutschlands Zeit als offizielle Kolonialmacht nur dreieinhalb Jahrzehnte währte, waren es genau diese Jahrzehnte, sowie die 25 Jahre davor, in denen Harburg vom militärischen Außenposten in der hannoverschen Provinz zur reichen Industrie- und Hafenstadt aufstieg. Palmöl und Kautschuk kamen aus deutschen Kolonien sowie aus Kolonien anderer europäischer Mächte im Harburger Hafen an und wurden in unmittelbarer Nähe weiterverarbeitet.
Innerhalb kürzester Zeit wuchs die Bevölkerung Harburgs um mehr als das das zehnfache. Anders, als seinerzeit, wird das System des Kolonialismus heute aber nicht mehr als gottgegeben, sondern eher kritisch betrachtet: Rassismus, Ausbeutung und der Raub von Kulturgütern stehen im Fokus. Auch Harburg soll seine Kolonialgeschichte kritisch aufbereiten, lautet eine Forderung der Bezirksversammlung Allein: Es hapert am Geld. Das ist am Donnerstag um 18 Uhr Thema im Kulturausschuss.
Zwei Akademiker-Stellen wären drei Jahre lang notwendig
Die Bezirksverwaltung hat sich mit der Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe“ Kontakt aufgenommen und sich hinsichtlich eines spezifisch Harburger Forschungsvorhabens beraten. „Da es bisher nur wenige, vor allem ältere Forschungsarbeiten zu Harburgs Rolle im deutschen Kolonialismus gibt, empfiehlt sich aus Sicht der Forschungsstelle ein umfangreiches Projekt“, sagt Kulturdezernentin Anke Jobmann.
Zwei Akademiker-Stellen wären drei Jahre lang notwendig. Mit Gehalt und Sachkosten kämen 600.000 Euro Kosten zusammen. Hierfür müsste ein ausführlicher Antrag auf Förderung erarbeitet werden. Den kann die Forschungsstelle mangels Personal nicht selbst stellen, würde das aber beauftragen. Schon dafür würden 15.000 Euro Kosten entstehen. Der Ausschuss soll darüber beraten.