Fischbek. Richtfest für das Quartiershaus Ohrnsweg in der Sandbek-Siedlung. Für wen das „Ohrns Inn“ in Kürze zum Anlaufpunkt werden soll.
Ein Richtfest acht Monate nach dem ersten Spatenstich – das ist bei öffentlichen Gebäuden sportlich. Harburgs Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen freute sich deshalb sehr, als sie – noch auf dem Boden – ihre Bauherrinnenrede für das Quartiershaus „Ohrns Inn“ am Ohrnsweg hielt : „Man wünscht sich ja immer Projekte, die man innerhalb seiner Amtszeit beginnt und auch beenden kann“, sagte sie: „Das hier ist so eins.“
In acht Monaten kann sich aber auch viel tun: Karin Pein, die zum Zeitpunkt des Spatenstichs noch Chefin der IBA war, kam als frisch gebackene Stadtentwicklungssenatorin zum Richtfest – übrigens ihr erster öffentlicher Senatorinnentermin außerhalb des Rathauses. Finanzsenator Andreas Dressel, der zum Spatenstich noch sieben Millionen Euro für den Bau zugesagt hatte, musste bis zum Richtfest noch zwei Millionen drauflegen, und die Fertigstellung des Baus war beim Spatenstich eigentlich für den Zeitraum angekündigt, in den nun das Richtfest fiel.
Das Erfolgsmodell setzt auf Modulbauweise mit vorgefertigten Elementen
Denn eigentlich ist das Quartiershaus per se schon ein Schnellbau: ein „Hamburger Klassenhaus“. Das architektonische Erfolgsmodell, das sich die Schulbau Hamburg GmbH vor ein paar Jahren hat einfallen lassen, um die rasant steigenden Schülerzahlen ebenso rasant mit Räumen zu kontern, setzt auf Modulbauweise mit vielen vorgefertigten Elementen.
Ein Hamburger Klassenhaus in einfacher Schulbau-Ausführung kann theoretisch in 18 Wochen fertig gestellt werden. Aber erstens bleiben kurze Bauzeiten in diesen Tagen ohnehin Theorie – und zweitens bekommt das „Ohrns Inn“ als „Klassenhaus in der Sozialraum-Edition“, wie Finanzsenator Dressel es nannte, auch einige Extras. So erhält das Quartiershaus Dachvorsprünge, unter denen Außentreppen und Balkone zugleich eigene Zugänge und eigene Notausgänge für die jeweiligen Nutzungsbereiche darstellen.
Ein Nachbarschaftstreff soll einziehen, auch eine Kita unterkommen
Das Quartiershaus soll Mittelpunkt des sogenannten „Quartierszentrums Ohrnsweg“ werden, zu dem die bereits bestehenden Einrichtungen Freizeitzentrum Fischbek, Jugendtreff Sandbek, zwei Kindertagesstätten sowie die Tennisabteilung des TV Fischbek zählen.
Im „Ohrns Inn“ sollen ein Nachbarschaftstreffpunkt ebenso einziehen, wie die intensive und professionelle sozialarbeiterische Betreuung der Nachbarschaft. Auch eine der Kitas soll hier eine Zeit lang unterkommen, bis ihr Neubau fertig ist. Die Gebäudekonstruktion weist viele nachhaltige Aspekte auf: Die Außenwände bestehen aus Holztafeln; die Decken sind aus Massivholz. Ferner wird das flachgeneigte Satteldach extensiv begrünt und erhält eine Photovoltaik-Anlage. Das Gebäude erfüllt höchste Standards der Haustechnik, wie Fassaden mit hinterlüfteten Platten aus Faserzement und natürliche Raumquerbelüftungen.
Die Einweihung ist voraussichtlich im Sommer 2023 vorgesehen
Quartierszentrum und Quartiershaus sollen das Bindeglied zwischen den Neubaugebieten Fischbeker Heidbrook (fast fertig) und Fischbeker Rethen (das gibt es bislang erst als Planzeichnung) sowie den bestehenden Quartieren wie der Sandbeksiedlung mit ihren Plattenbauten und dem restlichen Fischbek mit seinen Eigenheimen werden. Mindestens 10.000 Fischbekerinnen und Fischbeker werden im direkten Einzugsbereich des „Ohrns Inn“ leben. Die Einweihung des Gebäudes mit einer Bruttogrundfläche von 1500 Quadratmetern ist voraussichtlich im Sommer 2023 vorgesehen.
„Das Quartiershaus Ohrnsweg wird zur Identifikation und Belebung des Stadtteils beitragen und ein Ort der Begegnung für alle Menschen im Stadtteil sein. Es wird die Vernetzungen zwischen neuen und bereits etablierten Angeboten, Akteurinnen und der Nachbarschaft am Standort fördern“, sagte Sophie Fredenhagen.
Ein guter Teil der Baukosten wird über ein Programm der Stadt finanziert
„Dieses Projekt ist ja von einer äußeren Krise in die nächste gewandert“, sagte Finanzsenator Dressel. „Zunächst warf die Corona-Pandemie alles durcheinander, und dann folgte der Krieg in der Ukraine mit all seinen Folgen für Materialverfügbarkeit und Baustoffpreise. Vor diesem Hintergrund freue ich mich, dass wir das Quartierszentrum am Ohrnsweg gezielt unterstützen und einen wichtigen Beitrag zur Infrastruktur in Neugraben-Fischbek leisten konnten. Unser Immobilienunternehmen GMH hat dankenswerterweise auf meine Bitte in dieser für die Bauwirtschaft nicht einfachen Phase Bau und Realisierung übernommen.“
Ein guter Teil der Baukosten wird über das „Hamburger Wirtschaftsstabilisierungsprogramm“ (HWSP) finanziert. Das wurde aufgelegt, damit die mittelständische Wirtschaft in Hamburg in allen Bereichen schnell wieder aus der Corona-Krise kommt. Zum Programm zählen Zuschüsse für gesamtstädtisch relevante Maßnahmen ebenso wie auch für Projekte in den Bezirken und Stadtteilen. Voraussetzung ist, dass kleine und mittelständische Unternehmen aus der Region die Aufträge ausführen.
Neugraben-Fischbek soll ein attraktives Quartier für alle werden
Ein weiteres Standbein der Finanzierung für das „Ohrns Inn“ ist das „Rahmenprogramm integrierte Stadtteilentwicklung“ (RISE) der Stadtentwicklungsbehörde. Hamburg umfasst derzeit 29 RISE-Quartiere, die in den verschiedenen Programmen der Bund-Länder-Städtebauförderung aufgenommen sind. Insgesamt gibt es 32 Fördergebiete, da einige Quartiere in mehreren Programmen der Städtebauförderung festgelegt sind. Mit ihrem Wechsel von der IBA-Spitze auf den Senatorinnenposten ist Karen Pein von der RISE-Antragsstellerin zur RISE-Gewährerin geworden.
„Das Quartiershaus Ohrnsweg ist ein schönes Beispiel für die erfolgreiche Entwicklung in einem RISE-Fördergebiet“, sagte sie. „Unser Ziel ist es, Neugraben-Fischbek zu einem attraktiven, familienfreundlichen Quartier für alle zu entwickeln. Mit dem Quartiershaus wird der erste Baustein für das Quartierszentrum Ohrnsweg, in dem die Angebote im Bereich Bildung, Soziales, Kultur, Bewegung und Sport gebündelt werden, sichtbar.“