Heimfeld. Wie die St. Petrus Kirchengemeinde in Heimfeld mit einem kostenlosen Mittagessen die unterschiedlichsten Menschen zusammenbringt.

„Wir wollen Körper und Seele erwärmen“, sagt Pastor Christoph Borger über das Projekt „Heimfeld warm halten“ der St. Petrus Kirche in Heimfeld. Die Idee für das Projekt gibt es schon seit Dezember: Jeden Sonntag gibt es um halb eins nach dem Gottesdienst ein kostenloses Mittagessen für alle, die möchten. Damit setzt die Kirchengemeinde ein Signal in einer Zeit, in der das Leben der Menschen geprägt wird von Ängsten vor dem Klimawandel, dem russischem Angriffskrieg auf die Ukraine und den rasant gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreisen.

„Die Kirche muss ein warmer Ort und für die Leute da sein“, sagt Pastor Christoph Borger. Wärme für den Geist, aber auch Wärme für den Körper ist damit gemeint. Neben dem Mittagessen bietet die Gemeinde dienstags bis donnerstags von 9-19 Uhr den so genannten „Warmen Raum“ an. „Wir wollten einen Raum schaffen, der beheizt ist, wo man WLAN hat, Tee und Kaffee trinken, spielen, lesen, arbeiten und quatschen kann“, sagt der Pastor. Damit sollte den Menschen ermöglicht werden, Heizkosten zu sparen und sich trotzdem warm zu halten.

Eine Einladung auch für die, die gerade keine Lust aufs Kochen haben

Nur: Das Angebot wird nicht oder kaum angenommen. „Mal kommt einer, mal kommen zwei, die dann für ein, zwei Stunden hier sitzen, eine Tasse Tee trinken und wieder gehen“, sagt Pastor Christoph Borger. Warum das Angebot keinen Anklang findet, wisse er nicht.

Ganz anders sieht das hingegen beim gemeinsamen Mittagessen am Wochenende aus. Zwischen 20 und 30 Menschen kommen dann in das Gemeindehaus in der Haakestraße 100. „Es ist wirklich schön, dass diese Einladung nicht den Stempel hat, dass es nur für Menschen ist, die kein oder wenig Geld haben. Sondern eben auch für alle, die gerade keine Lust aufs Kochen haben oder einfach gern in Gesellschaft essen“, erklärt der Pastor.

Schon beim Reinkommen strömt einem der Geruch von Erbsensuppe in die Nase

So sind die Menschen, die das Angebot annehmen, ein bunt gemischter Haufen – von Senioren, die sich verabreden, um nicht alleine essen zu müssen bis hin zu Kindern, die mit ihren Eltern vorbeikommen. Und natürlich Gottesdienstbesucher, die nach dem Gottesdienst noch zum Mittagessen hinüberschauen.

Auch an diesem Sonntag herrscht reges Treiben im Gemeindehaus. Schon beim Reinkommen strömt einem der Geruch von Erbsensuppe in die Nase. Die Stimmung beim Essen ist gelöst und freundlich, die Menschen sind froh über das Essen, und vor allem die Köchinnen und Köche haben Spaß an ihrer Arbeit. Die Menschen am Tisch, beschreiben die Atmosphäre als familiär und menschlich, weil sich viele verschiedene Leute mit unterschiedlichen sozialen Hintergründen mischen und so ein reger Austausch stattfinden kann.

Die bunte Mischung der Menschen ist das Besondere an dem Projekt

„Vom Obdachlosen bis zur Unternehmerin, von der Hochschulprofessorin bis zur Schauspielerin ist alles dabei, es ist eine bunte Mischung“, sagt Vikar Reinhard Brunner, der mit am Tisch sitzt und seine Erbsensuppe löffelt. Die Themen, die an den Tischen besprochen werden, seien dadurch sehr unterschiedlich. Auch für Borger ist die bunte Mischung bei den gemeinsamen Mittagessen das Besondere an dem Projekt. Dass sich alle trotz ihrer Unterschiedlichkeit von den anderen wahrgenommen und gesehen fühlen.

„Diese Mittagessen sind eine Stärkung für das Herz“, bestätigt auch Vikar Reinhard Brunner. „Jesus hat gesagt, der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Und dem stimme ich zu, weil der Mensch zum Leben mehr braucht.“

Viele erzählen, dass das Angebot südlich der Elbe knapp sei

Dieses „Mehr“ bekommen die Menschen seit Dezember in der St. Petrus Kirche. „Hier ergeben sich Gespräche, man kann sich gegenseitig unterstützen, indem man einander zuhört, ins Gespräch kommt“, so der Vikar. „Was ich gelernt habe von den Menschen, die herkommen, ist dass das Angebot südlich der Elbe knapp ist, das heißt die Leute müssen alle herkommen und Geld investieren für die Fahrt“, merkt Vikar Reinhard Brunner an.

Auch Pastor Christoph Borger sagt, ihm seien keine ähnlichen Projekte in der Umgebung bekannt. Finanziert wird das Projekt „Heimfeld warm halten“ aus dem Budget der Kirche und durch Spenden aus der Kirchengemeinde St. Petrus Heimfeld, zum anderen von den Rotary Clubs Hamburg-Harburg und Hamburg-Haake, die Projektpartner sind und die Kirche auch durch einen Heizkostenzuschuss unterstützen.

Auch eine vegetarische Variante wird nach Möglichkeit bereitgestellt

Meist besteht das Angebot im Heimfelder Gemeindehaus aus Suppe, weil sie einfach, schnell und in großen Mengen zubereitet werden kann. Enthält sie Fleisch, wird aber auch eine vegetarische Alternative bereitgestellt.

Gekocht wird von Mitgliedern der Rotary Clubs Hamburg-Harburg und Hamburg-Haake oder Menschen aus der Gemeinde, die sich freiwillig gemeldet haben. „Wer kocht, bezahlt die Lebensmittel selbst und ist sozusagen Gastgeber des jeweiligen Essens“, sagt Vikar Reinhard Brunner. Er selbst habe auch schon einmal in der Küche gestanden,, erzählt er lächelnd. „Es macht einfach super viel Spaß, die Dankbarkeit hier zu erleben.“

Weil der Erfolg so groß ist, wird nun auch sonnabends gekocht

Da es inzwischen sogar zu viele freiwillige Köchinnen und Köchen gibt und gar nicht ausreichend Termine stattfinden können, um alle einsetzten zu können, bittet Pastor Christoph Borger stattdessen um Spenden. „Da keine Köche mehr gebraucht werden, freuen wir uns über ein bisschen Geld zum Einkaufen für das, was gekocht werden soll“, sagt er.

Denn: Wegen des großen Erfolgs an den Sonntagen, hat sich die Gemeinde in den Weihnachtsferien entschieden, bis Ende Februar auch sonnabends ein kostenloses Mittagessen anzubieten.