Harburg. SPD, CDU und FDP fürchten um Verkehrsentlastung der Region Harburg, wenn die A 26 nicht wie ursprünglich geplant bis zur A 1 durchgebaut wird

Der Vorstoß des Grünen-Bürgerschaftsfraktionsvorsitzenden Dominik Lorenzen gegen den Bau der A26 Ost stößt in Harburg auf ein sehr geteiltes Echo: Während die Harburger Grünen sich hinter ihren Parteifreund stellen, herrscht bei den anderen Parteien Skepsis bis Ablehnung. Immerhin verspricht man sich hier vom Bau des letzten Abschnitts der A26 eine spürbare Abnahme des Durchgangsverkehrs im Harburger Stadtgebiet. Ohne A 26 Ost würde sich der Durchgangsverkehr aber sogar noch verstärken, fürchten Experten.

Die A26 Ost soll südlich um Moorburg herum zur Süderelbe führen, diese parallel zu den Kattwykbrücken in großer Höhe queren und als Hochstraße über die Hohe Schaar einmal um die ehemalige Shell-Raffinerie herum verlaufen, wobei die bestehenden Straßen darunter für die innerörtlichen Verkehre erhalten bleiben sollen. An der Kornweide soll die A26 Ost dann in einem Tunnel die B75 und die Bahnstrecke unterqueren und in einem Trog mit Lärmschutzdeckel bis zur A1 geführt werden. Damit wären die großen Hafenterminals entlang der A7 auch nahezu direkt mit der A1 verbunden. Derzeit fließt noch viel Verkehr von dort, aber auch aus den Industriegebieten an der Unterelbe, über die B73 oder den Harburger Binnenhafen Richtung A1.

37.000 Lkw und Pkw pro Tag in Heimfeld und Harburg

Modellrechnungen der Hamburger Verkehrsbehörde haben ergeben, dass der Bau der A26 Ost diese Durchgangsverkehre so reduzieren könnten, dass man die B73 auf weiten Strecken von vier- auf zweispurig zurückbauen könnte, erfuhren die Harburger Verkehrspolitiker im Mobilitätsausschuss der Bezirksversammlung im vergangenen Juli. Ohne die A26 Ost, so Verkehrsbehörden-Referent Martin Huber damals, könne man zwar noch über einen Rückbau der B73 in Neugraben-Fischbek nachdenken, da der Westteil des Bezirks auf alle Fälle durch die bereits im Bau befindliche A 26 West erleichtert wird; in Heimfeld und Harburg würde der Durchgangsverkehr jedoch eher zunehmen: Statt bisher 33.000 prognostizierten Hubers Rechenmodelle dort dann eher 37.000 Lkw und Pkw pro Tag.

Modellrechnungen aus der Vergangenheit, in denen eine Nord-Variante durch den ehemaligen Freihafen, wie sie Lorenzen jetzt erneut vorschlägt, mit der aktuell geplanten Südvariante verglichen werden ergaben, dass die Südvariante dem Süden mehr Entlastung bringt. Die Nordvariante hingegen würde eher die Verkehrslast in Hamburg-Altona und Hamburg-Mitte senken. Die damalige Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL) entschied deshalb für die Süd-Planung. „Entlang der einst angedachten Nordtrasse werden mittlerweile mehrere neue Wohnquartiere und ganze Stadtteile geplant“, sagt der SPD-Verkehrspolitiker Frank Wiesner. „Hier eine Hafenquerung zu planen, hieße, dass zumindest das geplante Spreehafenquartier auf der Veddel einem Autobahnknoten zum Opfer fiele.“

„Menschen im Blick haben, die an der B73 wohnen!“

Sein Genosse Frank Richter, Vorsitzender der SPD-Bezirksfraktion und des Stadtentwicklungsausschusses, mahnt: „Man muss auch die Menschen im Blick haben, die an der B73 wohnen, und das sind nicht wenige. Für Harburg würden Chancen verbaut, wenn man auf die A26 Ost verzichtet.“

Doch nicht nur der Eimsbüttler Grüne Lorenzen will die A26 Ost stoppen. In Wilhelmsburg gibt es Widerstand gegen die Autobahn und auch die Harburger Grünen, die in Moorburg eine Wähler-Hochburg haben, stehen dem Bau kritisch gegenüber „Wenn ohnehin eine neue Köhlbrandquerung gebaut wird, brauchen wir keine zweite Autobahn“, sagt die Grünen-Bezirksabgeordnete Britta Ost.

Gegen den – im Hamburger Koalitionsvertrag vereinbarten – Bau der A26 Ost hatten sich auch Naturschutzorganisationen ausgesprochen. Der Naturschutzbund NABU verlieh dem Projekt 2020 seinen Negativpreis „Dinosaurier des Jahres“, weil dadurch bei Moorburg „wertvolle Moorflächen“ zerstört würden. Kenner der Materie wunderte dies: Die A26 Ost verläuft bei Moorburg über ehemalige Hafenschlickdeponien. Moorburger Moorflächen werden durch die A26 West beeinträchtigt. Deren Bau ist aber bereits im Gang.

„Viele Bürger in Harburg werden vom Neubau der A26 profitieren!“

Geht es nach der Harburger FDP, soll auch der Bau der A26 Ost beschleunigt werden: „Harburg braucht einen Genehmigungsturbo für die A26“, sagt die FDP-Bezirksfraktionsvorsitzende Viktoria Ehlers. „Die Verwaltung muss dafür Sorge tragen, dass die A26 als eins der wichtigsten Verkehrsprojekte für den Bezirk Harburg und den Hafen schnellstmöglich umgesetzt wird!“

„Viele Bürger in Harburg werden vom Neubau der A26 profitieren, durch weniger Lärm und Stau sowie durch eine bessere Anbindung. Das sollten die Grünen nicht fahrlässig aufs Spiel setzen“, ergänzt Barnabas Crocker, Vorsitzender der Harburger FDP und Mitglied im Mobilitätsausschuss.

„Es verärgert mich sehr, dass hier erneut zu Lasten des Hamburger Südens diskutiert wird“, sagt die Harburger CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Birgit Stöver. „Die A26 ist für Harburg fast genauso wichtig wie ein leistungsfähiger Schienenanschluss durch die U4 und ein S-Bahnring.

„Ohne die A 26 erfährt Harburg dauerhaft keine verkehrliche Entlastung!“

Bei einem Verzicht auf die A26-Ost würde nicht nur der notwendige Transformationsprozess im Hafen mit umweltfreundlichen Technologien wie Wasserstoff in Gefahr geraten, sondern auch Harburg dauerhaft keine verkehrliche Entlastung erfahren. Wirtschaft und weniger Verkehr in den Stadtteilen funktioniert nur dann, wenn Verkehre auf großen weniger störenden Straßen gebündelt werden. Die Harburgerinnen und Harburger haben mit der A26 große Hoffnung auf weniger unnötige Durchgangsverkehre und eine bessere Anbindung. Nur so kann die Wohn- und Lebensqualität im Hamburger Süden erhöht werden!“