Harburg/Landkreis. Einsatzkräfte wurden beschossen und angegriffen. Häuser, eine Corona-Teststation und ein riesiges Strohlager gerieten in Brand.

Nach zwei Jahren coronabedingter Pause feierten viele Menschen im Landkreis und im Bezirk Harburg den Jahreswechsel 2023 mit einem ausgiebigen Feuerwerk. Bei den Feuerwehren und der Polizei stiegen damit auch die Einsatzzahlen. Ein Überblick: In Hausbruch griffen Feiernde mit Pyrotechnik und einer Schreckschusspistole Feuerwehrleute an. In Winsen brannte ein Anbau eines Einfamilienhauses und in Oldershausen stand ein Strohlager in hellen Flammen.

Den ersten großen Feuerwehreinsatz gab es gegen 23:30 Uhr in Wilstorf. Aus einer Corona-Teststation an der Hohen Straße schlugen Flammen. Die Feuerwehrleute löschten die brennenden Container. Durch die Flammen wurde die Station fast vollständig zerstört. Als die freiwilligen Feuerwehrleute in Hausbruch 45 Minuten nach Mitternacht zu einem brennenden Altpapiercontainer gerufen wurden, sah alles noch nach einem Routineeinsatz aus. Um den Jahreswechsel gehören diese Brände zum Alltag der Feuerwehren.

Mann schießt auf Einsatzfahrzeug der Feuerwehr

Doch als die Retter in die Straße Stubbenhof einfuhren, wurden sie aus einer Personengruppe heraus mit Pyrotechnik angegriffen. Auch mit einer Schreckschusspistole soll auf das Feuerwehrfahrzeug geschossen worden sein, berichteten Augenzeugen. Die Feuerwehrleute zogen sich zurück und riefen die Polizei. Die Beamten fuhren mit einer Einsatzhundertschaft vor.

In Hausbruch wurde die Feuerwehr mit Pyrotechnik angegriffen. Die Polizei war mit einer Einsatzhundertschaft vor Ort.
In Hausbruch wurde die Feuerwehr mit Pyrotechnik angegriffen. Die Polizei war mit einer Einsatzhundertschaft vor Ort. © Andre Lenthe Fotografie | Andre Lenthe Fotografie

Sie waren vorher schon in der Harburger Innenstadt im Einsatz, weil es zu Auseinandersetzungen zwischen Gruppen und der Polizei kam. Mit Helmen und Schilden geschützt, drängten die Polizisten die Personen von der Straße. Unter Polizeischutz konnte die Feuerwehr den Müllcontainer löschen. Ein Mann wurde vorläufig festgenommen, weil er mit einer Schreckschusspistole einen Schuss abgegeben hatte. In der Straße fanden die Polizisten außerdem zwei Autos mit eingeschlagenen Scheiben. Die Fahrzeuge wurden sichergestellt. Zur gleichen Zeit brachen in Winsen und der Elbmarsch innerhalb weniger Minuten zwei Großfeuer aus.

Lodernde Flammen in Oldershausen

In Oldershausen stand ein Strohlager auf etwa 100 Metern in lodernden Flammen. Im Nachbarort Rottorf schlugen Flammen aus einem Einfamilienhaus. Angefacht durch den starken Wind sprang das Feuer in den Strohballen schnell von einem Ballen zum nächsten. „Wir schützen nur noch die Strohballen, die sich noch nicht entzündet haben. Mit dem starken Wind haben wir keine Chance, die brennenden Strohballen zu löschen“, sagte Elbmarschs Feuerwehrsprecher Lutz Wreide. Die starke Rauchentwicklung hüllte die Umgebung ein und ließ die Feuerwehrleute nur unter Atemschutz arbeiten.

In Oldershausen kann die Feuerwehr nur zuschauen und dafür sorgen, dass die Strohballen bei dem Wind kontrolliert abbrennen. Eine rund 150 Meter hohe Strohmiete (Drei Lagen) stand im Vollbrand. Der Einsatzort glich einem Inferno.
In Oldershausen kann die Feuerwehr nur zuschauen und dafür sorgen, dass die Strohballen bei dem Wind kontrolliert abbrennen. Eine rund 150 Meter hohe Strohmiete (Drei Lagen) stand im Vollbrand. Der Einsatzort glich einem Inferno. © Andre Lenthe Fotografie | Andre Lenthe Fotografie

Auch in Rottorf stand eine Rauchwolke über dem Ort. Aus einem Anbau eines Einfamilienhauses schlugen Flammen. Unter Atemschutz durchsuchten Feuerwehrleute das Wohnhaus in der Straße Barwegskoppel nach einem vermissten Bewohner. Wie sich kurz danach herausstellte, hatte er sich unverletzt ins Freie gerettet. „Das Feuer hat sich in den Dachstuhl ausgebreitet, deswegen löschen wir vom Boden und von einer Drehleiter aus“, sagte Winsens Feuerwehrsprecher Burkhard Giese. Seelsorger kümmerten sich um die unter Schock stehenden Anwohner.

Hausbewohnerin schlief tief und fest

Insgesamt 200 Feuerwehrleute aus Winsen und dem Nachbarkreis Lüneburg kämpften die Nacht über gegen den Brand. An beiden Orten hat die Polizei die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen. Ob die Brände durch Feuerwerksraketen entstanden sind, war zunächst unklar. Feuerwerksreste entzündeten sich gegen 3 Uhr an einem Einfamilienhaus in Salzhausen. Der Wind hatte die noch nicht vollständig erloschene Pyrotechnik wieder in Brand gesetzt. Die Flammen schlugen bereits bis an die Holzverkleidung des Hausgiebels. Die Feuerwehrleute aus Salzhausen verhinderten ein Übergreifen des Brandes auf das Wohnhaus und löschten die Reste der Pyrotechnik vollständig.

In Tostedt schlief die Bewohnerin eines Reihenhauses in der Stettiner Straße gegen 3.30 Uhr tief und fest. „Ich habe einen Hund, der Angst vor den lauten Raketen und Böllern hat. Deswegen habe ich alle Jalousien runtergezogen“, erzählte die Anwohnerin dem Abendblatt. Ihr Hund habe sich gerade beruhigt und sei ebenfalls eingeschlafen, als es an der Tür klingelte. Ihre Nachbarn schellten so lange, bis sie an die Tür ging. Dort sah sie den Grund für die Aufregung: Zwei Mülltonnen, die an der Hausfassade standen, brannten. Das Kellerfenster zerbarst. Die Nachbarn klingelten nicht nur die Bewohnerin aus dem Schlaf, sondern hatten auch schon Feuerwehr und Polizei verständigt.

Abfalltonnen schmolzen im Feuer

„Mit Feuerlöschern konnten die Polizisten den Brand so weit eindämmen, dass das Haus nicht mehr direkt in Gefahr war“, sagte Tostedts Samtgemeindebrandmeister Sven Bauer. Die Tostedter Feuerwehrleute löschten wenige Augenblicke später die schon eingeschmolzenen Papiertonnen ab. An der Fassade zeigte sich am Ruß, dass die Flammen bis zum Schlafzimmerfenster im ersten Stock schlugen.

Nur Dank der aufmerksamen Nachbarn konnte in der Neujahrsnacht in Tostedt verhindert werden, dass die Flammen von den Mülltonnen auf ein Reihenhaus übergriffen.
Nur Dank der aufmerksamen Nachbarn konnte in der Neujahrsnacht in Tostedt verhindert werden, dass die Flammen von den Mülltonnen auf ein Reihenhaus übergriffen. © JOTO

Im Nachbarkreis in Rotenburg untersuchte die Polizei am Morgen, ob ein Fahrzeugbrand auf dem Gelände einer Autowerkstatt zu einer Brandserie gehört. Insgesamt brannten Autos und Transporter in den vergangenen Monaten an zehn Orten im Landkreis.