Wilstorf. Der kultige Feuerwerksverkauf lockte etwa 200 Menschen nach Wilstorf. Welche Trends sich abzeichnen und wie sich die Preise entwickeln.

Wenn sich bereits um fünf Uhr morgens Blechlawinen ihren Weg durch den sonst so ruhigen Freudenthalweg in Wilstorf bahnen, ist dies ein untrügliches Zeichen dafür, dass Silvester und der Jahreswechsel bevorstehen. Als der mittlerweile kultige Feuerwerksverkauf im Wilstorfer Schützenhaus gestern um 6 Uhr öffnete, standen die die Hobby-Feuerwerker trotz Nieselregens schon Schlange.

Bereits um 5 Uhr waren die ersten der rund 200 Kundinnen und Kunden gekommen, um sich für das heimische Silvesterfeuerwerk einzudecken. „Ich hatte mit 150 Menschen gerechnet. Dass die Menschenschlange über den ganzen Parkplatz bis zur Straße reicht, überrascht mich dann doch“, sagte Oliver Graetzer erfreut.

Pop-up-Verkauf ist weit über die Grenzen Harburgs hinaus bekannt

Der Feuerwerksenthusiast organisiert seit vielen Jahren den Verkauf von hochwertigem Feuerwerk in Harburg. Mittlerweile ist sein Pop-up-Verkauf weit über die Grenzen Harburgs bekannt. Auch zum Verkaufsstart an diesem Donnerstag kamen viele Interessierte aus Winsen, Stade, Buchholz und der Hamburger Innenstadt. Zwei Jahre Coronapandemie und das damit einhergehende Feuerwerksverbot haben bei vielen offenbar enormen Nachholbedarf ausgelöst. Zu so früher Stunde kamen jedenfalls mehr Kaufwillige als beim letzten Verkauf im Jahr 2019.

Am frühen Donnerstagmorgen warten etwa 200 Menschen vor dem Wilstorfer Schützenhaus auf Einlass.
Am frühen Donnerstagmorgen warten etwa 200 Menschen vor dem Wilstorfer Schützenhaus auf Einlass. © Andre Lenthe

Drei Tage lang dreht sich im Wilstorfer Schützenhaus alles um Knallkörper, Raketen und Effektbatterien. Als die meisten Discounter um 7 Uhr öffneten und häufig bereits fünf Minuten später den Ausverkauf aller Feuerwerksartikel meldeten, begann am Freudenthalweg erst so richtig das Geschäft. Im Festsaal des Schützenvereins waren in den vergangenen Tagen fleißig Verkaufstische und Regale aufgebaut und befüllt worden. Am Donnerstagmorgen warteten ein 40-Tonnen-Sattelzug und zwei Überseecontainer, bis unter das Dach voll mit Feuerwerk, noch darauf, von fleißigen Helfern entladen zu werden.

Dank fachgerechter Lagerung werden Preise von 2020 weitergegeben

Der alte Trend ist auch der Neue. „Ich empfehle die vielfach nachgefragten Verbundbatterien. Einmal angezündet, entfachen sie ein komplettes Feuerwerk mit vielen Effekten“, erklärt Feuerwerkprofi Oliver Graetzer, „schon für rund 60 Euro bekommt man bei uns ein vollwertiges Feuerwerk.“ Je tiefer man in die Tasche greift, desto ausgefallener, aufwendiger und stärker sind die Effekte. Trotz der allerorten zu beobachtenden Preissteigerungen sind die Preise in Wilstorf fast stabil geblieben.

„Ich lagere mein Feuerwerk fachgerecht und so kann ich im Jahr 2020 bestellte und bezahlte Ware guten Gewissens auch noch in diesem Jahr anbieten und zu einem günstigen Preis verkaufen“, so Graetzer. „Wir haben nur neues Trendfeuerwerk dazugekauft, da sind die Preise bereits höher. Aber was den Preis betrifft, wird es erst 2023 interessant.“

Gruppe junger Männer aus Harburg bildet eine „Knallgemeinschaft“

Daher kauften die ersten Kunden des Tages, was an Knallkram in den Kofferraum passte. Viele gaben mehr als 500 Euro aus, wie eine Gruppe junger Männer aus Harburg die alles in ihrer Limousine verstaute. „Wir haben eine Knallgemeinschaft gegründet“, scherzt einer von ihnen. „Auch wir haben zusammengelegt und für 600 Euro eingekauft“, sagt Oliver aus Winsen, der zur ersten Gruppe von Menschen gehörte, der in die Verkaufsräume gelangte.

Einlass für Kunden in Gruppen von 20 Personen, Bruzzelhütte versorgt

Damit es nicht zu voll wird, werden Käuferinnen und Käufer jeweils in Gruppen von 20 Personen in den Laden gelassen. Gekauft werden große bunte Kästen, die lustige Namen wie „Gold Blast“, „Zumo Thunder“, „Heisenberg“ oder „Böse Schwiegermutter“ tragen. Einmal gezündet, schießen sie ein farbenprächtiges, oft lautstarkes Feuerwerk in den Himmel. Auch bekannte Klassiker wie „D-Böller“ oder „Ladykracher“ finden ihre Fans.

Im Dunklen machen sich diese beiden Männer den Kofferraum voll mit Raketen und Böllern. Sie gehören zu einer „Knallgemeinschaft“, die mehr als 500 Euro investiert.
Im Dunklen machen sich diese beiden Männer den Kofferraum voll mit Raketen und Böllern. Sie gehören zu einer „Knallgemeinschaft“, die mehr als 500 Euro investiert. © Andre Lenthe

Für das passende Drumherum sorgt der Verkaufswagen der Bruzzelhütte. Er ist schon am frühen Morgen geöffnet und bietet neben Würstchen und Pommes auch heißen Kaffee an. Genau der richtige Ort für die Fans der bunten Knallerei, um unter Gleichgesinnten über das Silvesterfeuerwerk zu fachsimpeln. Geöffnet ist der Feuerwerksverkauf noch am heutigen Freitag von 7 bis 20 Uhr und am Sonnabend von 8 bis 14 Uhr.

Appell der Tierheime: Verzichten Sie auf Feuerwerk und Böller!

Des einen Freud, des anderen Leid: Während in der Silvesternacht viele Menschen ihre Feuerwerke anzünden, sind es oft die Tiere, die darunter leiden. Dabei ist es ganz egal, ob die Tiere nun wild in der Natur leben oder aber als bester Freund des Menschen als Haustier gehalten werden.

Der Hamburger Tierschutzverein appelliert deshalb an alle Hamburgerinnen und Hamburger nördlich oder südlich der Elbe, auf das geliebte Böllern weitestgehend zu verzichten – und das derart gesparte Geld stattdessen lieber als Spende einem Tierheim in der Nähe zur Verfügung zu stellen.

Auch das Tierheim Buchholz schließt sich dieser Initiative an. „Für die Tierheimtiere ist die Silvesternacht mit unglaublich großem Stress verbunden, da sie keine Bezugspersonen haben, die sie durch diese schwierigen Stunden begleiten“, hieß es am Donnerstag aus der Einrichtung am Holzweg.