Harburg. Das App-Ruf-Sammeltaxi soll den „Hamburg-Takt“ ermöglichen: Nahverkehrszugang überall

Der Countdown läuft: Montag, 2. Januar um 11 Uhr startet in Harburg mit „HVV hop“ ein individueller Shuttle-Service, der per App über Smartphones oder Tablets bestellt werden kann und Fahrgäste in elektrischen Großraumlimousinen auf flexiblen Routen ans Ziel bringt (wir berichteten). Am Mittwoch wurde der Dienst offiziell in Harburg vorgestellt. Dabei ging es auch um Details, wie die Preisstruktur und wie die App-Ruf-Sammeltaxis genau genutzt werden können.

Mit „HVV hop“ führt die Stadt Hamburg das Projekt fort, das bereits unter dem Namen ioki in Osdorf, Lurup und Billwerder erprobt wurde. Wer bereits die ioki-App auf seinem Endgerät installiert hat, bekommt über den Jahreswechsel automatisch ein Update auf die neue HVV-hop-App. Wer die ioki-App noch nicht hat, kann sich demnächst HVV hop installieren. Ohne Smartphone oder Tablet kann man den Dienst nicht nutzen. Ein Versuch in Ahrensburg, die Wagen auch per Telefon buchbar zu machen, ergab auch nur eine sehr geringe Nachfrage. Im Vergleich zum im HVV-Bereich auslaufenden Projekt ioki wird es noch weitere Änderungen geben. So kann man HVV hop jetzt nur noch mit HVV-Karte nutzen. Die Preise unterscheiden sich von der alten ioki-Struktur. Sporadische Fahrten werden teurer, dafür gibt es stark vergünstigte Vielnutzer-Angebote.

Teilweise werden kleine Umwege gefahren, um Gäste aufzunehmen

78 hop-Haltepunkte an Bushaltestellen und Bahnhöfen sowie 38 weitere in Wohngebieten, die weit entfernt von bestehenden Haltestellen liegen, sind eingeplant. Eine Hop-Fahrt beginnt oder endet an einem solchen Haltepunkt. Das andere Ende der Fahrt, Start oder Ziel, kann jede beliebige Adresse im Bediengebiet sein. Die Nutzer geben ein, wann sie von wo wohin wollen. Die App entscheidet, ob sie an einem Haltepunkt abgeholt werden, oder an der jeweiligen Startadresse. Da die meisten Fahrten im Vorgängerprojekt zwischen Wohnort oder Arbeitsplatz des Fahrgastes und dem nächsten Bahnhof – und damit einem Haltepunkt – verliefen war hier schon klar, dass man beispielsweise bequem morgens von der Haustür und abends bis zur Haustür fahren konnte. Das wird auch in Harburg so sein.

Shuttle
Shuttle "Jerry", das erste Hop-Fahrzeug auf Harburger Straßen © HA | Lars Hansen

Wollen mehrere Fahrgäste zur selben Zeit in die selbe Richtung, werden sie im selben Shuttle mitbefördert. Teilweise werden auch kleine Umwege gefahren um die gleichzeitigen Fahrgäste einzusammeln oder abzusetzen. Billiger wird es für die einzelnen Fahrgäste dadurch nicht: Für die Fahrt mit dem Hop-Shuttle ist für jeden Nutzer ein Aufpreis zu einem HVV-Ticket fällig. Diese Fahrkarte muss bereits für die gewählte Fahrstrecke gültig sein. Der Aufpreis für gelegentliche Fahrten beträgt 2 Euro. Vielnutzer können Wochen- und Monatsflatrates für 10, beziehungsweise 30 Euro buchen. An den zwei Euro für die Einzelfahrt hatte es im Vorfeld Kritik gegeben, weil dieser Aufpreis im bisherigen Projekt nur die Hälfte betrug (das Abendblatt berichtete).

„Wir zahlen für jede Fahrt einen zweistelligen Betrag drauf“

Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) verteidigt die 2 Euro: „Wir zahlen für jede Fahrt einen zweistelligen Betrag drauf“, sagt er, „und wir tun das, um mit dem Projekt Erfahrung sammeln zu können. Aber die Nutzer müssen sich den Vorteil des Shuttles auch etwas kosten lassen.“

Mit „HVV hop“ möchte Tjarks einen Schritt in Richtung „Hamburg-Takt“ gehen. Ziel dieses Konzepts ist es, spätestens 2030 an jedem Punkt in Hamburg öffentlichen Nahverkehr innerhalb von fünf Minuten verfügbar zu machen. Gerade in Randgebieten mit ausgedünnter Busversorgung ist das bislang schwierig. „In der Fläche wird der Hamburg-Takt nur mit kleinen Fahrzeugen und flexiblen On-Demand-Diensten wie HVV hop oder Moia zu verwirklichen sein“, sagt der Verkehrssenator.

Am 2. Januar startet Hop mit 14 Autos

In Harburg freut man sich über die Shuttles: „Lange wurde dem Bezirk Harburg nicht die verkehrspolitische Aufmerksamkeit zuteil, die ihm gebührt hätte“, sagte Harburgs oberster Tiefbauer, Adrian Andres vom Fachamt Management des öffentlichen Raums als offizieller Bezirksamtsvertreter bei der Projektvorstellung. „Zum Beispiel ist die U4 hier immer noch nicht angekommen und Harburg war auch der letzte Stadtrad-Bezirk. Aber in letzter Zeit tut sich etwas und HVV Hop ist ein Teil davon.“

„Besonders freut mich, dass das Angebot barrierefrei ist“, sagt der Harburger Bürgerschaftsabgeordnete Mathias Czech (SPD). „Rollstuhlfahrer und Kinderwagenschiebende können bequem über eine Rampe ins Shuttle gelangen.“

Am 2. Januar startet Hop mit 14 Autos in Gut Moor, Neuland, Rönneburg, Langenbek, Sinstorf, Wilstorf und Harburg. Am 1. April kommen Eißendorf, Heimfeld und Marmstorf und weitere 14 Wagen hinzu. Zwischen den Feiertagen werden Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) die Hop-Haltepunkte in Harburg markieren. Die neue App wird ab 2. Januar nutzbar sein.