Harburg. Der neue 550er-Bus verkehrt von Fischbek über Neu Wulmstorf und Neuenfelde bis Finkenwerder. Wer am meisten davon profitiert.
In den vergangenen Jahren war der Winter-Fahrplanwechsel des HVV immer eine Art Nikolausstiefel des öffentlichen Nahverkehrs – gefüllt mit schönen Dingen, über die sich der Fahrgast freut. Dafür sorgte die Qualitätsoffensive des Verkehrsverbundes: Alles wurde immer nur besser, auch und sogar in Harburg. Im Dezember 2022 werden die Harburger Fahrgäste aber tief in den Stiefel schauen und diesen etwas schütteln müssen, um ihr Geschenk zu finden. Der neue Fahrplan birgt nur wenig Neuerungen und damit auch wenig Verbesserungen. Eine Linie wird gestrichen, eine neue kommt.
Das liegt nicht daran, dass der HVV hier nichts verbessern möchte, sondern es hat zwei verschiedene Gründe, einmal im Landkreis und einmal im Bezirk Harburg: Im Landkreis schlägt die Personalsituation zu: Fachkräftemangel trifft auf Krankheitswellen. Auf vielen Linien gelten noch Notfahrpläne. Andere können nur teilweise, durch so genannte Verstärkerfahrten zu den nachgefragtesten Zeiten verbessert werden, aber nicht so, dass man durch attraktivere Allgemein-Angebote mehr Nachfrage generieren könnte. Man kann schlicht nichts anbieten, was man nicht leisten kann, jedenfalls nicht, wenn man das Vertrauen der Kunden behalten oder gar gewinnen will.
Der Harburger ZOB ist an seiner Leistungsgrenze angekommen
Das gilt auch für den Bezirk. Hier ist es allerdings weniger der Fahrermangel, als die bauliche Situation im Bediengebiet: Der Harburger ZOB ist an seiner Leistungsgrenze angekommen. Ein Mehr an Service geht schlicht nicht mehr. Erst recht nicht, weil man den Ernst der Lage erkannt hat und den ZOB jetzt erweitern will. Baubeginn ist im Frühjahr. Die Bauzeit: fast zwei Jahre. In dieser Zeit tut der HVV alles, um die bestehenden Dienste aufrecht zu erhalten, aber Serviceverbesserungen kann es nur in Bereichen geben, die von der Baustelle nicht betroffen sind.
Deshalb gibt es vorerst nur eine. Die betrifft Landkreis und Bezirk: Die lange geforderte direkte Busverbindung von Neuenfelde nach Neu Wulmstorf kommt ab Sonntag. Ihr Linienname ist 550, bedient von der KVG. Das Angebot der 550 geht über das hinaus, was die Politik zunächst gefordert hat und bindet gleich mehrere Quartiere besser an den Nahverkehr an.
Für die Heidbrooker ergibt sich eine schnelle Verbindung nach Neu Wulmstorf
Im Stundentakt fährt die 550 vom Fischbeker Heidbrook über Neu Wulmstorf und Rübke zunächst nach Neuenfelde, macht dort einen Schlenker westwärts über die Seehofsiedlung, um dann von Neuenfelde bis nach Finkenwerder zu Airbus zu fahren. Gut 40 Minuten braucht der Bus von Fischbek nach Finkenwerder.
Das ist ungefähr so lange, wie Airbus-Autopendler für die Strecke zu Schichtwechselzeiten im Stau stünden, den der Bus über die Seehofsiedlung umfährt. Für die Heidbrooker ergibt sich eine schnelle Verbindung nach Neu Wulmstorf, mit seinen vielen Geschäften und Arztpraxen, für die Neuenfelder ebenso. Für die Bewohner der Seehofsiedlung hat sich das Busangebot nun verdoppelt. Auch Rübke hat durch die weitere Linie einen Vorteil. „Das macht den Alltag für viele in der Region einfacher“, freut sich die Cranzer Bürgerschaftsabgeordnete Gudrun Schittek (Grüne).
Die Buslinie, die wegfällt, ist die 4208 von Bendestorf nach Buchholz. Sie wurde kaum genutzt.