Wilhelmsburg. Endlich WM-Stimmung: Die Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg hat ein Stickeralbum über die Elbinseln und ihre Entstehung konzipiert.
Wo genau liegt das „Alte Feld“ und wann wurde es eingedeicht? Was ist die Bauwiese? Bis wann gab es den Stüben’s Volksgarten am Reiherstieg oder die Hamburger Wollkämmerei AG? Und warum heißt Steinwerder eigentlich Steinwerder?
In den zwischen der Norder- und Süderelbe gelegenen Stadtteilen Wilhelmsburg, der Veddel, dem Kleinen Grasbrook und Steinwerder gibt es viel zu entdecken. Die Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg hat dies zum Anlass genommen, darüber in einem Sticker-Sammelheft zu erzählen – mit vielen Geschichten über die Elbinseln und deren Entstehung. Dazu gehören historische Ereignisse und Orte, die schon für immer verschwunden sind.
Stadtteilgeschichte taugt nicht zum Gesprächsstoff auf dem Pausenhof
Die Idee für dieses Stickerheft habe schon lange in der Schublade gelegen, erzählt Oliver Menk von der Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg. „Jetzt haben wir sie endlich rausgeholt und umgesetzt. Vielen Kindern und Jugendlichen ist überhaupt nicht bewusst, in welcher besonderen Lage sie überhaupt leben und wie vielfältig und spannend ihr Stadtteil ist!“
Nun gehört Stadtteil-Geschichte tatsächlich nicht zum täglichen Gesprächsstoff auf dem Schulhof. Genau an diesem Punkt möchte das Projekt aber ansetzen. „Ein Stickerheft macht Spaß!“, sagt Oliver Menk. „Die Spannung vor dem Aufreißen einer Stickertüte ist selbst für Erwachsene immer noch groß, und bei jedem großen Fußball-Turnier sind die Sticker hier auf jedem Schulhof beliebte Tauschobjekte.“
Ohne Deiche wäre Wilhelmsburg zweimal am Tag überflutet
Mit dem Elbinsel-Stickerheft eröffnet die Geschichtswerkstatt eine spielerische Ebene in der Geschichtsvermittlung, erzählt zum Beispiel, wie es im 14. Jahrhundert zur Eindeichung kam. „Ein großes Thema in Wilhelmsburg, denn ohne Deiche wären die Elbinsel hier zweimal am Tag überflutet.“
Für fast jedes neu eingedeichte Gebiet gibt es eine Doppelseite, die zum einen aus einer großen, doppelseitigen Illustration besteht, und zum anderen aus meist drei oder vier Stickern, die historische Fotos zeigen, von Ereignissen oder Orten, die diesen Bereich betreffen. Ein kleiner Text, der etwas zu den Fotos erzählt oder erklärt, rundet die Seite ab.
Es geht um die Idee eines Gebäudes – nicht um Fotorealismus
Die Illustrationen von Sarah Gorf-Roloff (Studio Ranokel) beruhen meist auf drei oder vier historischen Fotos als Referenzmaterial. Sie sind bewusst in einem sehr grafischen Stil gehalten, um eher die „Idee“ eines Gebäudes zu visualisieren – und nicht eine fotorealistische, historische Darstellung. Das Heft erhält durch ihre Illustrationen zusätzlich eine durchgängig einheitliche Bildsprache und einen spannenden Kontrast zu den Stickerbildern.
Sich für einen so großen Zeitraum und Bereich auf nur 50 Motive zu reduzieren, sei nicht ganz leicht gewesen, erzählt Menk. Der Aufwand hat sich gelohnt. Entstanden ist eine schöne Mischung aus historischen Bildern in schwarz-weiß, Farbbildern aus den 1970er- und 1980er-Jahren und historischen Postkartenmotiven. „Aber dann stellte sich die Frage welche Geschichte wir dazu überhaupt erzählen wollen – und wie bekommen wir sie soweit komprimiert, dass es noch Spaß macht, sie zu lesen?“ Nach langer Recherche und mehrfachen Umstellungen kann das fertige Werk nun endlich der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Als Bonus gibt es zehn Glitzersticker, mit denen man direkt etwas gewinnt
Am Sonntag, 18. Dezember lädt die Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg zur Vorab-Veröffentlichung des ersten limitierten Elbinsel Stickerheftes ein – anlässlich des Honigfabrik Weihnachtsmärktchens auf dem Hof des Geländes, mit Waffeln, Punsch und Glühwein. Ab 15 Uhr können dort die ersten Stickertüten und Hefte erworben werden. Und dann, endlich, kann das Tauschen beginnen. „Tausche Honigfabrik gegen den Deichpokal!“, könnte es dann aus der einen Ecke schallen, oder „Tausche Freibad Zeidlerstrasse gegen Pudding!“. Allerdings müssen bis dahin auch noch die restlichen der 50.000 Sticker per Hand gepackt werden.
Das Heft kostet 3 Euro, eine Stickertüte mit fünf Stickern gibt es für 50 Cent. Als Bonus gibt es zehn „Glitzersticker“, die in den Tüten versteckt sind und deren Finder jeweils mit einem Preis belohnt wird. Wer so einen Sticker in seiner Tüte entdeckt, meldet sich bitte direkt in der Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg.
Ab dem 19. Dezember wird es das Stickerheft dann an verschiedenen Orten offiziell im Stadtteil zu kaufen geben. Um alle der rund 50 Sticker zu ergattern, veranstaltet die Geschichtswerkstatt Anfang nächsten Jahres Tauschbörsen an unterschiedlichen Orten auf den Elbinseln. Endlich WM-Feeling!
Informationen zu den Verkaufsstellen und den Tauschbörsen werden demnächst auf der Seite der Geschichtswerkstatt veröffentlicht unter www.geschichtswerkstatt-wilhelmsburg.de