Hamburg. Verhandlungen zwischen Stadt und Bistum um Grundstück in Neugraben ziehen sich hin. Kommunalpolitiker sehen Absicht im Verhalten
Was wird aus der Katholischen Schule Neugraben, wenn im Sommer auch die letzten zwei Klassen hier das vierte Grundschuljahr beenden und die katholische Kirche ihre Schule an der Cuxhavener Straße schließt? Die Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) hat da schon Vorstellungen: Sie will hier weiterhin Schulbetrieb – staatlichen, denn der Bevölkerungszuwachs in Neugraben-Fischbek und die demografische Entwicklung in der Region lassen die Schülerzahlen steigen und die Schulschließungswelle des Bistums kommt da zur Unzeit. Eine Zeit lang möchte die BSB am Standort der Katholischen Schule sogar drei Schulen parallel betreiben, die erste ab dem kommenden Schuljahr.
Allein: Noch kann die Stadt gar nicht über das Grundstück verfügen. Denn sie hat es 2008 dem Erzbistum Hamburg verkauft. Die Kirche möchte es jetzt zurückverkaufen. Die Verkaufsverhandlungen, die im Sommer noch als „konstruktiv“ bezeichnet wurden, stecken anscheinend fest, wie die Bürgerschaftsabgeordnete Birgit Stöver (CDU) bemängelt. Sie fordert die Stadt auf, den Kauf möglichst schnell abzuschließen. (Das Abendblatt berichtete).
Hamburg hatte Bistum Grundstück für 5,6 Millionen Euro überlassen
2008 hatte die Freie und Hansestadt Hamburg dem Bistum das Grundstück für 5,6 Millionen Euro überlassen. Die Schule bestand da schon lange. Eigentlich gab es bereits damals die ersten Anzeichen, dass die Katholische Schule Neugraben über kurz oder lang geschlossen würde. 2013 hatte der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete André Trepoll öffentlich den Verdacht geäußert, das Bistum wolle mit dem Grundstück spekulieren. Sonderlich viel investiert hatte die Kirche in die stark sanierungsbedürftigen Schulgebäude in den fünf Jahren zwischen Kauf und Trepolls Anfrage nämlich nicht: 180.000 Euro wurden in eine neuen Schließanlage der gesamten Schule sowie der Fenstersanierung der Hausmeisterwohnung gesteckt.
Der Hintergrund: Entsprachen die 5,6 Millionen Euro für das knapp 20.000 Quadratmeter große Gelände seinerzeit wie heute dem ungefähren Wert eines entsprechenden Gewerbegrundstücks, könnte man viel mehr Geld erzielen, wenn man die Fläche für den Wohnungsbau anböte, so Trepoll damals.
Wohnungsbau wird nicht zulassungsfähig
Das sah die Bezirkspolitik ähnlich – und nicht gern. „Wir haben einen Beschluss gefasst, der eine Bebauungsplanänderung ausschließt, die hier etwas anderes als eine Schule vorsieht“, sagt der SPD-Bezirksabgeordnete Holger Böhm, der die Fraktion seiner Partei im Regionalausschuss Süderelbe anführt.
Im Regionalausschuss waren die Verhandlungen um das Schulgelände ebenfalls Thema. Hier waren Mitte November Vertreter des Landesbetriebs Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) eingeladen. „Die wollten sich nicht in die Karten gucken lassen, weil der LIG noch mit dem Bistum verhandelt“, sagt Böhm. „Aber eines wurde deutlich: die Preisvorstellungen des Bistums und die des LIG liegen wohl weit auseinander.“
„Wir haben ein Verkehrswert- und Bodengutachten als Verhandlungsgrundlage erstellen lassen“, sagt dazu Christoph Schommer, Bildungs- und Hochschul-Sprecher des Bistums. „Ein entsprechendes Gutachten der Stadt liegt uns nicht vor.“
Das Bistum hat mehr Zeit als die Stadt
Ein Verkehrswertgutachten sei derzeit in Arbeit, sagt die Sprecherin der Finanzbehörde, Imme Mäder. „Den Wert eines Schulgeländes festzulegen ist für Gutachter nicht einfach“, sagt sie. „Es lässt sich ja schlecht in die gängigen Gewerbe- oder Wohngrundstückskategorien einordnen.“
Das Bistum hat mehr Zeit als die Stadt. Zwar möchte die klamme Kirche möglichst viele ihrer 800 norddeutschen Immobilien zu Geld machen und prüft deshalb seit 2021 alle, inklusive der Gotteshäuser, im Rahmen der „Vermögens- und Immobilienreform“ auf Verkaufbarkeit und Verzichtbarkeit, aber die Schulbehörde kommt unter größeren Druck: Nahtlos nach dem Auslaufen der katholischen Grundschule soll hier eine staatliche Grundschule gegründet werden und die ersten ABC-Schützen aufnehmen.
Ab 2024 soll hier auch das neue, dann zweite, Gymnasium der Region Süderelbe eröffnen. Und von 2024 bis 2027 sollen hier auch die Gründungsjahrgänge der neuen Stadtteilschule unterkommen, bis deren Gebäude im Neubaugebiet Fischbeker Reethen fertig sind. Um die Grundschüler in dem Gebäudestandard zu unterrichten, den die Stadt und Eltern von einer neuen Schule erwarten, muss im katholischen Altbau noch viel saniert werden. Das braucht einige Monate. Für alle weiteren Pläne sind Abrisse und Neubauten erforderlich.
„Ich habe das Gefühl, dass das Bistum hier den Zeitdruck erhöhen will um den Preis in die Höhe zu treiben“, sagt Holger Böhm. Das ärgert mich sehr!“